Limburg-Weilburg. Die Omikron-Welle rollt nun auch in Deutschland, und im Landkreis Limburg-Weilburg steigt die Inzidenz wieder schnell an ...
Bild: Der Rettungsdienst im Kreis soll trotz der Omikron-Welle einsatzbereit bleiben. FOTO: christoph hüls
LIMBURG-WEILBURG - Rettungskräfte, Krankenhaus und Polizei sind vorbereitet
Dadurch wächst die Angst, dass viele Menschen gleichzeitig am Coronavirus erkranken oder in Quarantäne müssen und es dadurch zu Ausfällen in der sogenannten kritischen Infrastruktur kommt. Im Landkreis sieht man sich aber gut vorbereitet, ob beim Rettungsdienst, dem Katastrophenschutz, im Krankenhaus oder bei der Polizei.
"Der Landkreis hat bereits ein Konzept für einen möglichen Umgang mit hohen Fallzahlen (auch beim Personal der kritischen Infrastruktur) entworfen, wartet derzeit jedoch auf die Entscheidungen der Regierung, um endgültige Festlegungen zu treffen", teilt Sprecherin Nadine Welcker mit. Das Land habe zudem seit dieser Woche ein Monitoring zu der Einsatzfähigkeit der Einsatzkräfte des Brand- und Katastrophenschutzes eingeführt.
Notfallpläne aufstellen
Dabei werde die Einsatzfähigkeit ständig beobachtet. "Zudem wurden die Kommunen und Hilfsorganisationen zur Erstellung von Notfallplänen aufgefordert", so Welcker. "Personaldefizite, die intern nicht aufgefangen werden können, müssen dann im Rahmen der Amtshilfe oder in nachbarlicher Hilfe kompensiert werden", sagt sie. Um weiterhin wirksame Hilfe leisten zu können, würden tagesaktuell "die Alarm- und Ausrückordnungen in der Zentralen Leitstelle angepasst".
Der Landkreis ist zwar offiziell für Rettungsdienst, Katastrophenschutz und Feuerwehr zuständig, hat aber nur begrenzten Einfluss und kann etwa keine Urlaubssperren verhängen, weil es sich bei Katastrophenschutz und Feuerwehr um ehrenamtliche Kräfte handelt. "Anders kann es sich nur verhalten, wenn Einheiten und Einrichtungen in Alarmbereitschaft versetzt werden, was bislang aber kein Thema ist", erklärt Welcker.
Abgestufte Konzepte im St. Vincenz
Einen speziellen Notfallplan im Limburger St.-Vincenz-Krankenhaus gibt es nicht. "Wir arbeiten, und das nicht erst seit Beginn der Pandemie, mit abgestuften Notfallkonzepten, mit denen wir schnell auf unterschiedliche Szenarien reagieren können", teilen Geschäftsführer Guido Wernert und Ärztlicher Direktor, PD Dr. Michael Fries, mit. Man sei auch dank der vergangenen rund zwei Jahre erprobt, was die Vorbereitung auf eine neue Welle an möglichen Infizierten betrifft. "Wie auch in der Vergangenheit, sind wir auf die unterschiedlichsten Szenarien mit abgestuften Konzepten vorbereitet und können beispielsweise im Extremfall die Intensiv-Behandlungskapazitäten erhöhen, was aber bisher aufgrund der vorhandenen Kapazitäten noch nicht notwendig war."
Derzeit sei die Lage mit zehn Covid-19-Patienten, von denen sechs auf den Intensivstationen behandelt werden, noch gut zu bewältigen. "Wir hoffen, dass sich erste Erkenntnisse internationaler Studien bestätigen, denen zufolge die Omikron-Variante mit einem geringeren Risiko eines schweren oder gar lebensgefährlichen Verlaufes einhergeht, als es bei früheren Wellen der Fall war, sodass ein kleinerer Anteil der Infizierten im Krankenhaus behandelt werden muss", so Wernert und Fries.
Im Krankenhaus und für das Personal gelten weiter die verschiedenen Schutzmaßnahmen, die "engmaschig überprüft und angepasst werden". So gelte bereits seit Ende November wieder ein generelles Besuchsverbot. "Auch das Testprozedere aller Patienten und Mitarbeiter wurde im Herbst nochmals intensiviert", so die Verantwortlichen, die zudem auf die Booster-Impfungen für die Mitarbeitenden setzen, die zügig voran gingen. "Mit einer Quote um 95 Prozent bei Erst- und Zweitimpfungen/Genesung des Personals stehen wir aktuell schon sehr gut da." Wernert und Fries verweisen zudem auf den Austausch mit den anderen Kliniken im Versorgungsgebiet und den dort zuständigen Gesundheitsämtern. "Wir profitieren hier von enger Rückkoppelung."
Besatzungen werden auf Räume verteilt
Auch beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Limburg gibt es keine speziell neuen Notfallpläne. "Wir kennen es seit zwei Jahren und ähnliche Befürchtungen gab es schon damals", berichtet der stellvertretende Leiter, Carsten Fruhner. Entsprechend gebe es einen Maßnahmenkatalog. Unter anderem werden dabei auf der Station in Limburg die Besatzungen auf einzelne Räume verteilt, so dass Kontakte minimiert werden. In Dorchheim und Niederbrechen ist jeweils sowieso nur ein Wagen stationiert.
"Unsere Leute sind alle geimpft und die meisten geboostert", sagt Fruhner. Eine Urlaubssperre sei zwar schwierig, gelte in Teilen des Februars und Märzes aber sowieso, weil dann Fortbildungen anstehen. "Die kann man verschieben, weil Einsätze vorgehen." Wenn es sein müsste, könnte auch Personal mit dem DRK Oberlahn ausgetauscht werden.
Gewährleistet sei auch die Funktionsfähigkeit der Polizei - "an jedem Ort und zu jedem Zeitpunkt in Hessen und damit auch im Kreis Limburg-Weilburg. Wir sind zu weit über 80 Prozent durchgeimpft", sagt Hauptkommissar Ingo Paul, Sprecher des Polizeipräsidiums Westhessen, zu dem die Polizeidirektion Limburg-Weilburg gehört. Ein landesweit einheitliches, auf Kontakt- und Überschneidungsvermeidung angelegtes Schichtmodell stelle seit Beginn der Pandemie die Einsatzbereitschaft jederzeit sicher. Ermittelt und verwaltet werde so weit wie möglich im Homeoffice. Temporäre Ausfälle durch Infektionen oder Verdachtsfälle könnten durch Personalverschiebung im Polizeipräsidium oder durch Zuweisung von Kräften der Bereitschaftspolizei kompensiert werden, sagte Paul. Sebastian Semrau
Verkürzte Quarantäne wird positiv gesehen
Die gestern beschlossene Verkürzung der Quarantänezeiten wird überwiegend positiv gesehen. Man orientiere sich an den Empfehlungen und Beschlüssen der zuständigen Ministerien, teilt der Kreis mit. "In der jetzigen Lage muss eine Abwägung zwischen einem infektiologischen Restrisiko und der Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens sowie der kritischen Strukturen erfolgen." Nach allen aktuell zur Omikron-Variante vorliegenden Informationen sei vor diesem Hintergrund eine Verkürzung der Quarantäne vertretbar, aber mit dem aufgeführten Restrisiko verbunden.
Das St.-Vincenz-Krankenhaus betont vor allem den Unterschied zwischen der Quarantäne für negativ getestete Kontaktpersonen und der Isolation für positiv Getestete, also infizierte Personen. Man begrüßt vor allem, dass die Quarantäne für medizinisches und pflegerisches Personal mit Grundimmunisierung bereits nach fünf Tagen mittels negativem PCR-Test beendet werden kann und Personen, die bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, nicht in Quarantäne geschickt werden. "Die bisherige 14-tägige Quarantäne für vollständig geimpfte Kontaktpersonen konnte bei durchschnittlich fünf bis zehn Kontaktpersonen schnell zu einem Personalengpass in allen Bereichen der kritischen Infrastruktur, aber auch der Wirtschaft insgesamt führen."
Der stellvertretende Leiter des Rettungsdienstes des DRK Limburg, Carsten Fruhner, sagt, dass ihm zur Einschätzung die Erfahrung fehle. "Bisher hatten wir nur wenige Fälle." Aber sicherlich sei es sinnvoll, bis zu einem gewissen Grad ins Risiko zu gehen und noch mehr auf Hygiene zu achten, als eine Wache schließen zu müssen. ses
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.