

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Bei Feuerwehr und Blasorchester denken viele ja noch an «Dicke-Backen-Musik» und Bierzelte. Dass die Villmarer Feuerwehr-Musiker viel mehr können und unter ihrem Leiter Klaus Dasbach einen hohen Standard haben, konnten sie bei ihrem Adventskonzert beweisen. Dass es lohnen kann, auch einmal neue Wege zu gehen, zeigte die hervorragend besetzte Kirche.
Womit hätten die Bläser mehr glänzen können als mit Georg Friedrich Händels «Feuerwerksmusik». Das Werk ist weltbekannt, steht für den Frieden und war durch den Wunsch des britischen König Georg II. auch bei der Welturaufführung 1749 nur mit Bläsern besetzt. Da Händel als großer Meister des Barocks auch als Organist im Dom zu Halle wirkte, passen seine Melodien sicherlich in ein Gotteshaus. Vor allem natürlich das als deutsches Adventslied beliebte «Tochter Zion», das das Friedensreich Christis verkündet und von den Villmarern als zweite Händel-Komposition aufgeführt wurde.
«Hark – The Herald Angels Sing», was heute eher als englisches Weihnachtslied ein Begriff ist, hatte Felix Mendelssohn-Bartholdy einst anlässlich einer Feier zur Erfindung der Buchdruckkkunst komponiert. Er wollte selbst zu Lebzeiten nicht, dass das Werk mit einem geistlichen Text unterlegt wird. Was bei einer Blasorchester-Umsetzung freilich keinerlei Rolle spielte. Gespielt wurde zudem das Adagio von Heinrich Josef Baermann, der von der gemeinsamen Arbeit mit Mendelssohn beeinflusst war. In seinen Werken kommt zum Ausdruck, dass er seinem Ruf als einer der besten Klarinettisten seiner Zeit gerecht werden wollte. In Villmar überzeugte Lena Werner als Solistin. Für Baermanns Klasse spricht sicher auch, dass das Werk versehentlich später von Fachleuten zunächst dem jungen Richard Wagner zugeschrieben wurde.
Erlös für Funkstationen am Amazonas bestimmt
Aber auch zeitgenössische Komponisten wie der von seiner Heimat Böhmen stark beeinflusste Pavel Stanek können vortreffliche Kompositionen schaffen. Sein in Villmar erklungener «St.-Thomas-Choral» beginnt mit einer traumhaft zarten Melodie, um majestätisch zu enden. Zum Abschluss boten die Villmarer Bläser mit «Give us Peace» von Tedd Huggens ein ruhigeres Werk, das zum Entspannen einlud. Hier nutzten als Solisten Lothar Höhler und Johannes Meuser von der Empore aus die gute Akustik im Raum. Als Zugabe gab es den «Abendsegen» aus der Kinderoper «Hänsel und Gretel» von Engelbert Humperdinck, der erst weit nach der Entstehung in der Spätromantik zu einem Volkslied wurde.
Das Villmarer Blasorchester spendete den Erlös des Abends für einen guten Zweck, und zwar für Funkstationen im Amazonasgebiet, die in dem großen, unübersichtlichen Land vielen Menschen das Leben retten können. 2012 wird die Feuerwehr selbst zu einer Konzertreise nach Brasilien aufbrechen, um das Hilfsprojekt ihres Freundes Pfarrer Thomas Schmitt zu unterstützen. rok
