LIMBURG. Solche Ausschusssitzungen erleben Beobachter auch nicht jeden Tag, weil die Anspannung mit Händen zu greifen war ...
Bild: Feuerwehr und Oktoberfest
Neuer Kompromiss zur Feuerwache?
Eventuell passen Feuerwehr und Oktoberfest auf den Marktplatz / Verschwenkung der Ste.-Foy-Straße wird geprüft
Von Stefan Dickmann
Im großen Saal der Stadthalle in Limburg tagte am Mittwochabend der Haupt- und Finanzausschuss. In den zahlreichen Stuhlreihen links und rechts hatten etliche Feuerwehrleute in Uniform Platz genommen. Es ging in dem Gremium erneut um den künftigen Standort einer neuen Hauptfeuerwache und die Auswirkungen auf das Oktoberfest. Denn das Thema bietet viel Zündstoff. Aber es zeichnet sich ein überraschender Kompromiss ab, mit dem am Ende Feuerwehrleute und Schausteller leben könnten.
Die Lage
Es wird eine neue Hauptfeuerwache gebaut, und zwar an der Ste.-Foy-Straße. Nur, ob sie auf dem bisherigen Gelände errichtet wird (wofür derzeit zu wenig Platz zur Verfügung steht) oder auf der anderen Straßenseite, dem Marktplatz (wo genügend Platz ist), bleibt offen. Sowohl der Haupt- und Finanzausschuss als auch der gleichzeitig tagende Ortsbeirat stimmten der von der FDP gewünschten Vertagung zu und dem Antrag von CDU und SPD, vom Magistrat prüfen zu lassen, ob die Hauptfeuerwache nicht doch auf dem bisherigen Gelände errichtet werden kann, in dem die Ste.-Foy-Straße in Richtung Marktplatz verschwenkt und so der fehlende Platzbedarf geschaffen wird.
Oktoberfest
Der Vorschlag einer Verschwenkung hat etwas mit dem größten Volksfest in der Region zu tun, dem Oktoberfest auf dem Marktplatz. Der Magistrat hat die Verwaltung intensiv nach einem möglichen anderen Standort suchen lassen, die vier Alternativflächen in Augenschein genommen hat, kann davon aber keine guten Gewissens empfehlen; es besteht die Sorge, dass ein Oktoberfest auf der „grünen Wiese” scheitert. Das erklärt den Vorschlag der großen Koalition, Möglichkeiten zu finden, am bisherigen Standort neu zu bauen.
Die Stimmung
Ist in den Reihen der Feuerwehr sehr gereizt. Die meisten Feuerwehrleute hätte schon jetzt gern eine Grundsatzentscheidung für einen Neubau, und zwar auf dem Marktplatz, um nach jahrelanger Diskussion über sanieren, doch neu bauen, wo denn neu bauen, endlich Klarheit zu haben. Auch in der Politik rumort es, weil es sowohl in den Reihen der Stadtverordneten als auch im Ortsbeirat etliche Vertreter gibt, die sich mit einem Verlust des Marktplatzes als Festgelände nicht abfinden wollen.
Gallien
Irgendwie kommt einem Asterix in den Sinn, wenn man seit Wochen verfolgt, wie der CDU-Stadtverordnete Gerhard Stamm beharrlich für den Marktplatz kämpft, um ihn für das Oktoberfest und andere Veranstaltungen zu erhalten, mögen seine Parteifreunde darüber auch zunehmend die Köpfe schütteln und sich offiziell von seiner Position distanzieren. Der Marktplatz wäre demnach Gallien, die Feuerwehrleute die Römer. In der Ausschusssitzung kam es zu einer Premiere: Stamm verteilte an die Vertreter von SPD, Grünen und FDP ein handgeschriebenes DIN-A-4-Blatt. Das sah aus wie ein eigener Antrag, sei aber nur als „Anregung“ zu verstehen, gab er zu Protokoll. Damit keiner vor lauter Hinkelsteinen seine Botschaft übersieht, las Stamm den entscheidenden Satz gleich zwei Mal vor: „Die Planung zum Neubau der Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz wird nicht weiter verfolgt.“ Seine Parteifreunde widersprachen ihm deshalb zwei Mal, erst Fraktionschef Dr. Christopher Dietz („Das macht sich die CDU nicht zu eigen“), dann Michael Stock („Nicht die Fraktionsmeinung“). Eine Abstimmung über Stamms Vorschlag gab es nicht.
Überraschung des Abends
Möglicherweise kann auf dem Marktplatz eine neue Hauptfeuerwache gebaut werden, und es gäbe trotzdem genug Platz für ein Oktoberfest. So war der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) eindeutig zu verstehen, als er davon sprach, es gebe vier Bauvarianten für eine Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz und es gebe Varianten, bei denen möglichst viel Fläche für ein Oktoberfest erhalten bleiben könnte. Das Oktoberfest würde zwar trotzdem Fläche verlieren, könnte aber auf dem Marktplatz bleiben. Ist das am Ende der Kompromiss?
Die Verwaltungsspitze
Was will Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD)? Der Erste Stadtrat kämpft als zuständiger Dezernent offenkundig für eine Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz, der Bürgermeister wiederum hat auch den Erhalt des Oktoberfests auf dem Marktplatz im Blick. Besonders viele Freunde in Reihen der Kernstadt-Feuerwehr dürfte Hahn im Moment nicht haben. Stadtbrandinspektor René Jung sagte in der Sitzung kein Wort, sein Gesichtsausdruck sprach dafür Bände. Der Wehrführer der Kernstadt-Feuerwehr, Stephan Meurer, hätte gerne was gesagt, gab das jedoch erst zu Protokoll, nachdem der Tagesordnungspunkt abgehakt war.
Der Ausblick
„Wir wollen das nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag verschieben“, sagte SPD-Fraktionschef Peter Rompf. Eine mögliche Verschwenkung der Ste.-Foy-Straße sollte schnell geprüft werden. Wenn das Ergebnis vorliegt, solle die Stadt zu einer Bürgerversammlung einladen. Die hatte die FDP-Fraktionsvorsitzende Marion Schardt-Sauer gefordert, Ortsbeirat und Ausschuss stimmten dem Vorschlag zu. Diese Prüfung sei wichtig, sagte Rompf, „denn was bringt es nachher, wenn ein neuer Oktoberfest-Platz nicht angenommen wird“.
Die Parkplätze
Egal, wie entschieden wird, die Parkplätze sollen an der Ste.-Foy-Straße bleiben. Entweder wird neben einer Hauptfeuerwache auf dem Marktplatz ein Parkdeck gebaut, oder es entstehen zum Ausgleich auch Parkplätze auf dem Altgelände der Feuerwehr. Oder die für Pendler so wichtigen kostenfreien Parkplätze bleiben auf dem Marktplatz.
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.