LIMBURG-LINDENHOLZHAUSEN. Wer heute etwas plant, das übermorgen gebaut sein soll, stellt immer wieder fest, dass schon morgen alles viel teurer geworden ist ...
Neue Feuerwehrwache in Lindenholzhausen ist unstrittig, Baukosten-Steigerung um 134 Prozent aber schon
Von Stefan Dickmann
Doch die massive Preissteigerung für den geplanten Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Lindenholzhausen hat die Stadtverordneten dennoch schockiert. 3,6 Millionen Euro sollte der Neubau ursprünglich kosten, nun liegen die geplanten Baukosten bei 8,1 Million Euro. Aus Sicht der Stadtverordneten ist das nicht hinnehmbar. Zwar bekräftigt der Haupt- und Finanzausschuss den Neubau, aber auf keinen Fall zu dem aufgerufenen Preis.
Daran ändert auch nichts, dass der Magistrat seinerseits Kosteneinsparungen in Höhe von rund einer Millionen Euro vorschlägt, sodass der Neubau „nur“ noch 7,1 Millionen Euro läge. Auch die Stadt war so verblüfft über die Kostensteigerung, dass daraus in der Magistratsvorlage kein Hehl gemacht wird. „Bei allen Änderungen hätte es frühzeitig einen Hinweis auf die aus dem Ruder laufenden Kosten seitens des Architekten geben müssen“, bemerkt der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) darin spitz.
Plan B: Architektenhonorar begrenzen
Die große Koalition aus CDU und SPD holte sich im Haupt- und Finanzausschuss das einstimmige Votum des Gremiums für einen Antrag ab, der es in sich hat: Der Magistrat soll vom Rechtsamt prüfen lassen, „ob das Vertragsverhältnis mit dem bislang beauftragten Planungsbüro aufgelöst werden kann“. Mit anderen Worten: Die große Koalition würde den Architekten am liebsten feuern. Das ist ein außergewöhnlicher Vorgang. So etwas sei „extrem selten“, räumt der Sprecher der Stadt, Johannes Laubach, ein.
Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch gering, weil zu viele der Leistungsphasen für den Neubau ans beauftragte Planungsbüro schon vergeben worden sind. Plan B ist deshalb für die große Koalition „das Honorar zu pauschalieren, damit das bisherige Planungsbüro nicht an den gestiegenen Kosten partizipiert“. Denn je teurer ein Bau wird, desto höher fällt das Honorar aus. Der Magistrat soll das nun klären. Und: Aus Sicht von CDU und SPD darf so etwas künftig nicht mehr passieren. Deshalb soll der Magistrat formal prüfen, „ob man bei zukünftigen Bauvorhaben grundsätzlich stufenweise beauftragt oder das Honorar pauschaliert“.
Sollte eine Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro fortgesetzt werden müssen, wonach es derzeit aussieht, soll der Magistrat ein weiteres Planungsbüro engagieren, um mit dem Stadtbrandinspektor und je einem Vertreter der Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP die geplanten Baukosten zu reduzieren. Der aus Sicht der Stadtpolitik viel zu teure Entwurf soll auf das „fachlich Notwendige“ reduziert werden. Vom Magistrat bereits vorgelegte Einsparpotenziale sollen berücksichtigt und noch weitere gefunden werden.
Die Gründe für die massiv gestiegenen Kosten
Die extreme Kostensteigerung für das neue Feuerwehrgerätehaus begründet der Magistrat unter anderem mit der Inflation (Baukosten seit erster Planung vor zwei Jahren um knapp 40 Prozent gestiegen), aber auch mit diversen Umplanungen auf Wunsch von Feuerwehr und Verwaltung sowie einer kostenintensiven Änderung durch das Planungsbüro mit Blick auf Probleme beim Versickern des Regenwassers, was wiederum Auswirkungen auf den Kanal hat, der baubedingt mit einer teuren Pumpe ausgestattet werden müsste.
HAUPTFEUERWACHE UND OKTOBERFEST AUF DEM MARKTPLATZ
Die nächste Großinvestition für die Feuerwehr in Limburg steht schon nach der Sommerpause auf der politischen Agenda. Die Hauptfeuerwache in der Innenstadt soll neu gebaut werden. Auch das ist, wie in Lindenholzhausen, unstrittig. Wie teuer der Bau ausfallen wird, steht allerdings noch nicht fest; im Gespräch ist eine Summe von rund 30 Millionen Euro. Wer an die aktuelle Entwicklung in Lindenholzhausen denkt, dürfte wahrscheinlich sofort die Gesichtsfarbe wechseln.
Fest steht inzwischen nach Informationen dieser Zeitung, dass die neue Hauptfeuerwache in Limburg definitiv auf dem Marktplatz neu gebaut werden soll, und zwar dort, wo noch die Markthallen stehen, die abgerissen werden. Zugleich soll trotz des Neubaus sichergestellt werden, dass das Oktoberfest weiterhin auf dem Marktplatz stattfinden kann. Das war lange Zeit unsicher.
Die von der alten Hauptfeuerwache auf der gegenüberliegenden Seite der Ste.-Foy-Straße genutzte Fläche soll dann (nach Neubau und Abriss) auch für das Oktoberfest genutzt werden können. Deshalb gibt es die Überlegung, während des Oktoberfests die Durchfahrt der Ste.-Foy-Straße zu sperren; nur die Feuerwehr dürfte dann noch durch. Die Verwaltung hatte zuvor vergeblich eine mögliche Ersatzfläche für das Oktoberfest gesucht. (dick)
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.