LIMBURG-WEILBURG. Die Zahl der zugelassenen E-Autos ist auch im Landkreis Limburg-Weilburg in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ...
Um brennende Elektroautos zu löschen, hat die Limburger Feuerwehr nun einen besonderen Behälter angeschafft
Von Stefan Dickmann
So sind allein im vergangenen Jahr rund 1500 rein batteriebetriebene E-Autos neu angemeldet worden. 2019 waren es nur knapp 150 solcher rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge, 2016 sogar nur 21. Werden die Hybridautos (Kombination aus Verbrenner- und E-Motor) hinzugerechnet, gab es Ende 2022 sogar mehr als 4000 neue Fahrzeuge mit einem Akku unter der Motorhaube in unserem Landkreis.
Diese deutliche Zunahme hat auch Auswirkungen auf die Feuerwehr, denn wenn ein E-Auto brennt, kann es nicht immer einfach nur gelöscht werden: Sobald auch der Akku in Brand geraten ist, besteht die Gefahr, dass der gelöschte Akku sich immer wieder neu entzündet, weil er extrem heiß wird. Bestens zu sehen ist das bei dem Brand des mit 3000 Autos beladenen Frachtschiffs „Fremantle Highway“ aktuell vor der niederländischen Insel Ameland, wo eine Umweltkatastrophe droht, weil das Löschen so kompliziert ist.
Die Limburger Feuerwehr ist deshalb nun als einzige Feuerwehr im Landkreis Limburg-Weilburg im Besitz eines „Löschcontainers“ für E-Fahrzeuge. Er kann auch überall sonst im Landkreis Limburg-Weilburg eingesetzt werden, wenn er von einer Feuerwehr angefordert wird.
„Löschcontainer“ fasst 16.000 Liter Wasser
Dieser Container, im Fachjargon der Feuerwehr ein „Abrollbehälter Hochvolt“, erinnert auf den ersten Blick an einen kleineren Swimmingpool mit Abdeckfolie. Darin wird das in Brand geratene E-Auto für mindestens 24 Stunden in Wasser getaucht, damit der in Mitleidenschaft geratene Akku sich so weit abkühlen kann, dass er sich nicht mehr entzündet und keine Gefahr mehr von ihm ausgeht.
Der Löschcontainer ist 5,90 Meter lang, 2,50 Meter breit und knapp 1,90 Meter hoch mit einem Fassungsvermögen von 16 Kubikmetern, also 16.000 Liter. Die Heckklappe dient dabei gleichzeitig als Einfahrrampe dank einer fest eingebauten Seilwinde mit einer Zugkraft von umgerechnet mehr als acht Tonnen. Damit die mit einem Elektromotor betriebene Seilwinde das E-Auto in den Container ziehen kann, wird zuvor über das Fahrzeug ein grünes Zugnetz gespannt.
„Abrollbehälter“ hat rund 80.000 Euro gekostet
Die Anschaffungskosten für den „AB Hochvolt“ betragen rund 80.000 Euro. Bestellt wurde der besondere Behälter bereits im November 2021, geliefert im April 2023. Anschließend musste er noch bei der dafür spezialisierten Firma design112 in Offheim beklebt werden, damit er auch wie ein Behälter der Feuerwehr Limburg ausschaut.
Um den Container mit Wasser befüllen zu können, gibt es mehrere Anschlüsse für Feuerwehrschläuche, wobei dem sogenannten C-Anschluss eine besondere Bedeutung zukommt. Denn der Behälter, der mit einem Wechsellader transportiert wird, kann nicht mit Wasser befüllt gefahren werden. Wenn sich also unterwegs der Akku wieder entzündet, muss angehalten werden. Der C-Schlauch eines Löschfahrzeugs wird dann am Container angeschlossen und versorgt eine Sprinklerleitung mit Wasser, die den Akku wieder so weit abkühlt, dass die Fahrt fortgesetzt werden kann. An dem Abstellort, welcher mit der Polizei abgestimmt wird, angekommen, wird der Container dann mit deutlich mehr Wasser (über dem Niveau des Akkus) befüllt; nach 24 Stunden sollte sich der Akku nicht mehr entzünden.
Auch bei Wald- und Industriebränden im Einsatz
Bei der Vorstellung des Löschcontainers für diese Zeitung betonten Stadtbrandinspektor René Jung und der Sprecher der Feuerwehr, Holger Goebel, der Container erfülle noch einen weiteren wichtigen Zweck: „Neben der Funktion des Behälters zur Kühlung von Elektroautos hat der Abrollbehälter die zweite wichtige Aufgabe als Löschwasserbehälter für Waldbrandeinsätze und Industriebrände“, sagt Goebel. „Diese Notwendigkeit hat sich bei verschiedenen Waldbränden gezeigt, wo die Feuerwehr Limburg im Einsatz war.“
Dabei dient der Behälter als Puffer, wenn die Wasserversorgung in einem freien Gelände wie auf Feldern und in Wäldern schwierig ist. Er wird dann immer wieder von einem wasserführenden Fahrzeugen aufgefüllt, das anschließend neues Wasser holen kann. So kam vor wenigen Tagen der „AB Hochvolt“ bei einem Brand im Wald von Niederselters zum Einsatz, wie der Feuerwehrsprecher erklärt.
Im Juli 2017 war die Limburger Feuerwehr zum ersten Mal mit einem brennenden Akku in einem E-Fahrzeug konfrontiert worden. Sie war zur Unterstützung ihrer Kollegen nach Langendernbach gerufen worden, um einen heißen Akku zu bergen, der in ein Fass mit Wasser gelegt werden musste, damit er abkühlen kann. Da dieser Ausbau technisch nicht immer möglich und zudem gefährlich ist, werden betroffene E-Fahrzeuge künftig in solchen Löschcontainern wie dem „AB Hochvolt“ abgekühlt.
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.