LIMBURG-WEILBURG. „Wir als Feuerwehren und Katastrophenschutz müssen künftig mit allem rechnen“, unterstrich Thomas Schmidt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Limburg-Weilburg, in seiner Bilanz für das Jahr 2022 und verwies auf markante Einsätze, die das vergangene Jahr prägten ...

Klimawandel und Demografie sind für Brandbekämpfer große Herausforderungen / Flächenbrände halten in Atem

Von Bernd-Rainer Volz

Verbandsversammlung der Brandschützer des Kreises im Weilmünsterer Bürgerhaus

116 stimmberechtigte Delegierte und zahlreiche Gäste waren zur Verbandsversammlung der Brandschützer des Kreises im Weilmünsterer Bürgerhaus gekommen.

„Offenbar wird das Ungewöhnliche zur Normalität“, so Schmidt in seinem Jahresbericht. „Noch während der laufenden Pandemie war plötzlich wieder Krieg – und das mitten in Europa“. Und damit auch Begleiterscheinungen und Risiken, die nicht gekannt oder bis dahin ausgeblendet wurden. Energiemangellage und neue Flüchtlingsströme haben Feuerwehren und Katastrophenschutz erneut auf das Äußerste gefordert.

„Markant war ein großer Waldbrand in Selters-Münster“, so Thomas Schmidt. Der Brandeinsatz, zu dessen Eindämmung auch ein Hubschrauber der Polizei eingesetzt wurde, verlief insbesondere aufgrund der umfassend guten Zusammenarbeit aller Beteiligten glimpflich. Zu einem deutlich umfangreicheren Brandereignis im benachbarten Lahn-Dill-Kreis, dort stand der Wald zwischen Dillenburg und Haiger in Flammen, rückten innerhalb zwei Stunden gleich 13 Löschzüge des Kreises Limburg-Weilburg aus. Ein Einsatz in Schmitten kam dazu.

Aber wie könne Feuerwehr noch funktionieren, wenn man nicht mehr auf eine gewohnte Infrastruktur zurückgreifen kann, fragte der Verbandsvorsitzende kritisch. Ebenso bringe das gesteigerte Einsatzaufkommen die Kräfte der Feuerwehren und Hilfsdienste an deren Grenzen, „Was tun wir, wenn nichts mehr geht?“. Es sei klar, dass Feuerwehr und Katastrophenschutz keine infrastrukturellen Ausfälle kompensieren könnten, „weder vollständig noch langfristig“. Deren Aufgabe sei die Gefahrenabwehr.

Weilmünsters Bürgermeister Mario Koschel sagte: „Vielen unseren Bürgern ist oftmals nicht bewusst, wie viel Zeit Feuerwehren und Hilfsdienste erbringen.“ Er berichtete vom Neubau zweier Feuerwehrgebäude und der Anschaffung einer neuen Drehleiter für die Feuerwehren der Gemeinde Weilmünster.

Landrat Michael Köberle (CDU) dankte den rund 2700 Feuerwehrkameradinnen und -kameraden im Kreis Limburg-Weilburg. „Wir müssen den Kreisfeuerwehrverband in die Zukunft tragen“. Diesbezüglich sei die Ausbildung auf Kreisebene angepasst worden, um dauerhaft einsatzkräftige Wehren zu stellen. „In Zeiten eines Fahrt aufnehmenden Klimawandels, einer Energiemangellage und großer regionaler Schadensereignisse sind wir froh und dankbar, unseren Kreisfeuerwehrverband zur Seite zu haben.“

Kreisbrandinspektor Georg Hauch berichtete über die Leistungsfähigkeit und Hilfsorganisationen des Kreises. Mit 1593 Einsätzen sei 2022 eins der arbeitsintensivsten Jahre im Zehn-Jahres-Vergleich, übertroffen lediglich vom Jahr 2018 mit 1727 Einsätzen. „Alle unsere Feuerwehren und Hilfsorganisationen sind stark gefragt“, so Hauch, der der Verbandsversammlung letztmals berichtete. Er übergibt den Dienst zum Ende des Jahres an seinen designierten Nachfolger Frederik Stahl aus Oberselters.

Viel Politik-Prominenz wartete in Weilmünster auf: Markus Koob (CDU) verurteilte die zunehmenden Angriffe auf Hilfskräfte, auch in der heimischen Region. Hier müsse in aller Deutlichkeit bestraft werden. Andreas Hofmeister (CDU) dankte für die Einsatzkraft der Wehren und insbesondere deren Vorstände. Marion Schardt-Sauer (FDP) befürchtete, dass die Belastungszahlen (Einsätze) nicht mehr abnehmen würden. „Es ist unsere nicht diskutable Pflicht, Ausrüstung bereitzustellen“, so die Landtagsabgeordnete. Tobias Eckert (SPD) berichtete von „Brandbriefen“ von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Kommunen des Kreises, die den Mangel an Ausstattung thematisierten. Er lobte den harten und klaren Fokus des Kreisfeuerwehrverbandes auf die Ausbildung: „Ohne die notwendige Schulung gibt es keine Chance.“

Thomas Stumpf, Leiter des Dezernats öffentliche Sicherheit des Regierungspräsidiums Gießen dankte den Feuerwehren des Kreises Limburg-Weilburg auch im Namen des Regierungspräsidenten Christoph Ullrich (CDU) für deren Einsatzbereitschaft. „Die Kinder- und Jugendfeuerwehren sind die Zukunft des Brandschutzes“, so der promovierte Chemiker. Das Land Hessen fördere Feuerwehrhäuser und Fahrzeuge, bis 2023/24 seien 47 Millionen Euro Mittel geplant. Allerdings müsse man sich Gedanken machen, noch deutlicher zu fördern.

Aktuell würden spezielle Fahrzeuge zur Waldbrandbekämpfung angeschafft, ebenso eine einheitliche Stabssoftware, um problemlos miteinander kommunizieren zu können. Die Landesfeuerwehrschule in Kassel und Marburg sei die modernste Institution in Deutschland. „Doch all das funktioniert nur mit den Menschen, die das bedienen“, so Stumpf. „In Hessen ziehen alle an einem Strang in eine Richtung“, so der Brandschutzdezernent und erinnerte an die „Landesoffensive Nachwuchsgewinnung“.

Für Peter Herrmann, seit vier Wochen neuer Vorsitzender des Nassauischen Feuerwehrverbands, ist neben der Leistungsfähigkeit der Wehren deren Kreisgrenzen übergreifende Zusammenarbeit wichtig. Er lobte die Arbeit des heimischen Kreisverbandes, aus dem immer wieder gute Impulse in das übergeordnete Gremium kämen. „Der Verband ist das Sprachrohr in alle Richtungen.“ Thomas Schmidt entgegnete: „Wenn wir als Kreisfeuerwehrverband kräftig sind, ist es unsere Verpflichtung, in Verbänden mitzuarbeiten.“

Die Entlastung des Vorstandes erfolgte einstimmig. Die Verbandsversammlung 2026 soll in Runkel-Arfurt ausgetragen werden, zeitgleich mit deren Feierlichkeiten zum 125-jährigen Gründungsjubiläum.

EHRUNGEN

Geehrt wurden Jürgen Schütz (Löhnberg) mit dem DFV-Ehrenkreuz in Gold, Lars Hoffmann (Merenberg) und Ulrich Stath (Haintchen) mit dem DFV-Ehrenkreuz in Silber.

Das DFV-Ehrenkreuz in Bronze erhielten Markus Lang (Langenbach) und Benjamin Prescher (Ernsthausen). Der Vorsitzende des Kreistags Limburg-Weilburg und ehemaliges Landtagsabgeordnete Joachim Veyhelmann erhielt zum Dank für dessen Einsatz für die heimische Feuerwehr die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille.

Oliver Schmidt (Weilmünster) und Fabian Sachs (Essershausen) hatten ein Projekt zur Ausstattung der Kreisfeuerwehren mit automatisierten externen Defibrillatoren (AED) ins Leben gerufen und maßgeblich betreut. Fabian Sachs hatte zudem in die Handhabung des Gerätes eingewiesen.

Sandra Scherber (Weilmünster) wurde für deren beispielhafte Arbeit in der Kinderfeuerwehr ausgezeichnet. Allen gilt der besondere Dank des Kreisfeuerwehrverbandes.

Ergänzung Webteam:

[Hier] in unserer Bildergalerie findet man weitere Bilder.

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


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