HÜNFELDEN. Mario Bauer war 21, als er zur Feuerwehr kam. Als Quereinsteiger, der nicht so lange bleiben wollte. Das hat nicht funktioniert. Seit acht Jahren ist er Gemeindebrandinspektor ...

Mario Bauer hört als Gemeindebrandinspektor in Hünfelden auf / Wer wird der Nachfolger?

Von Petra Hackert

Weil er sich beruflich verändert hat, gibt der Firmenchef den Posten zur Jahreshauptversammlung am 19. April ab. Hünfelden sucht einen Nachfolger. Im Gespräch mit Redakteurin Petra Hackert erklärt der 44-jährige Datenschutzexperte, warum das für ihn der richtige Job war.

Herr Bauer, geben Sie zu: Es war des Geldes wegen?

(Lacht) Der Gemeindebrandinspektor ist der Abteilungsleiter der größten Abteilung in der Gemeinde mit den niedrigsten Personalkosten. Also nein, das Geld spielte natürlich keine Rolle – wie auch. Eher die Möglichkeit, was zu bewegen und zu gestalten.

Also ernsthaft, warum sollte jemand dieses Amt übernehmen wollen?

Meine eigene Motivation war, Menschen zu helfen. So geht es vielen bei der Feuerwehr. Das hat sich weiterentwickelt. Irgendwann ist es immer mehr geworden.

Wie sind Sie dazugestoßen?

Ich hatte mein erstes Geschäft eröffnet und sollte eingezogen werden. Das war im Juni 2001. Um nicht zur Bundeswehr zu müssen, habe ich mich bei der Feuerwehr für den Katastrophenschutz verpflichtet. Ich habe gleich gesagt, ich mache keine Vereins- und Vorstandsarbeit, mehr als zehn Jahre bleibe ich nicht. Das hat nicht funktioniert.

Warum nicht?

Ich habe einen Lehrgang nach dem anderen besucht, war stellvertretender Katastrophenschutzzugführer, Katastrophenschutzzugführer, Gerätewart, stellvertretender Wehrführer in Heringen. Das hat sich so ergeben.

Was ist Feuerwehr für Sie?

Es gibt Einsätze, von denen kommt man wieder mit dem Gefühl, ,das hat echt Sinn gemacht. Dieser Person oder Familie konnte wirklich geholfen werden‘. Da wird jeder gebraucht, von dem, der in der Notlage die Straße absperrt bis hin zum Einsatzleiter. Deswegen machen es auch so viele. Hinzu kommt die Kameradschaft, das Miteinander, der Austausch. Obwohl das auf der Führungsebene schon mehr leidet. Je höher man kommt, umso mehr wird Feuerwehr Politik.

Sie meinen, es gibt Debatten um Ausrüstung und Personal?

Nein, das weniger. Gerade wurde der Bedarfsentwicklungsplan verabschiedet. Die Anerkennung ist da und groß. Es geht darum, dafür zu sorgen, dass alle an einem Strang ziehen. Die Ortsteil-Wehren, aber auch Gemeinde-übergreifend. Das funktioniert, aber dafür muss man etwas tun.

Können Sie Beispiele nennen?

Gerade brauchten die Kameraden in Brechen/Selters wegen eines Herstellerfehlers eine Leihgabe von Atemschutzgeräten. Wir konnten sofort helfen. Die Zusammenarbeit ist wichtig. Je größer eine Feuerwehr wird, desto eher meint sie, sie könnte alles allein schaffen. Das schadet der Allgemeinheit. Daran müssen wir arbeiten.

Was war ihr einschneidendstes Erlebnis?

Der Flugzeugabsturz in Mensfelden. Da war ich noch kein Gemeindebrandinspektor. Der Chef der Firma Obijou aus Elz ist damals ums Leben gekommen. Ich kannte ihn nicht. Wir waren über 24 Stunden im Einsatz. Das Ganze ging an die Nerven. Letztes Jahr war es der Unfall mit drei Toten auf der B 417. So etwas steckt man nicht einfach weg. Man überlegt, was man besser machen könnte. Trotzdem kam jede Hilfe zu spät.

Da ist die Notfallseelsorge gefragt?

Bei diesen schweren Unfällen ist sie dabei. Es gibt auch Nachgespräche. Die Unterstützung ist enorm wichtig. Vieles ist herausfordernd, manchmal muss man auch um die Ecke denken.

Wie meinen Sie das?

Beispiel: Einsatz in Heringen. Tragehilfe für die Rettung einer Person klingt unspektakulär. Wir mussten jemanden aus einem eingerüsteten Haus über den Balkon retten. Oder in Kirberg, als sich ein Wagen an einem Brückenpfeiler festgefahren hatte. Man muss überlegen, wie man am besten vorgeht.

Das sind die Einsätze, dazu kommt das Organisatorische. Wie läuft das?

Man hat mir schon vorgeworfen, ich würde die Feuerwehr führen wie eine Firma. Die Strukturen sind wichtig, und die haben wir. Einer kann nicht alles alleine machen. Wir haben eine sehr gute Sachbearbeiterin im Bestellwesen, es geht um Fortbildung, Motivation. 90 Prozent der Arbeit eines Gemeindebrandinspektors bestehen aus Organisation und Verwaltung. Es gibt Gespräche mit der Gemeinde, Haushaltsthemen, repräsentative Termine, auch um die Kinder- und Jugendfeuerwehr zu unterstützen. Wir sind ein Team. Sehr gute Unterstützung gibt es von meinen beiden Stellvertretern.

Sie wollen den Posten nicht übernehmen?

Sie können nicht. Die beiden haben auch Familie und sind beruflich eingespannt.

Wie viele Stunden investieren Sie dafür?

Letztes Jahr waren es knapp 570 Stunden Auswärtstermine. Ohne die Zeit, die man am Schreibtisch, mit E-Mails und Telefonaten verbringt. Das ist locker noch einmal so viel. Im Moment setze ich mich abends hin und hole viel nach, weil ich tagsüber beruflich unterwegs bin. Das geht auf Dauer nicht. Ich kann die Aufgabe nicht mehr so erfüllen, wie ich es von mir wünsche.

Bis wann muss ein Nachfolger gefunden sein?

Die Frist endet 14 Tage vor der Jahreshauptversammlung, also am 5. April. Wenn das nicht klappt, hat die Gemeinde zwei Monate Zeit, jemanden zu finden.

Was passiert, wenn das nicht funktioniert?

Theoretisch kann die Gemeinde einen Gemeindebrandinspektor benennen. Alternativ muss ein Szenario eingeleitet werden, dass ein hauptamtlicher Gemeindebrandinspektor angestellt werden muss.

Motivieren Sie einen Nachfolger: Warum sollte jemand die Aufgabe des Gemeindebrandinspektors in Hünelden anstreben wollen?

Weil man das Gefühl hat, man wird gebraucht und kann helfen. Die Hünfeldener Feuerwehr hat sich weiterentwickelt. Motivation war schon immer da. Wir haben sehr gute Ausbildungsstände, die Wertschätzung ist groß. Dass man freien Eintritt in Schwimmbad und Fitnessstudio hat, ist Teil dieser Anerkennung, spielt aber für die Entscheidung eher eine untergeordnete Rolle. Wir haben ein gutes Team. Das ist es wert.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.

 

 


Zurück

Nächste Termine

02. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Technische Hilfeleistung VU
02. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Truppführer
03. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Technische Hilfeleistung VU
04. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Maschinist
04. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Technische Hilfeleistung VU
04. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Truppführer
04. Mai. 2024
10:00 Uhr -
DEMO „Keine Gewalt gegen Rettungskräfte"
05. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Maschinist
11. Mai. 2024
00:00 Uhr
Lehrgang Truppführer
15. Mai. 2024
19:00 Uhr - 21:00 Uhr
Sitzung UAG "Festbuch 50 Jahre KFV"