LIMBURG. Die jüngste Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Limburg haben alle Vertreter der im Arbeitskreis Feuerwehrgerätehaus Lindenholzhausen engagierten Parteien des Stadtparlaments genutzt, um noch einmal unmissverständlich ihre Position zur unschönen Entwicklung in diesem Bauprojekt zu dokumentieren ...
Der Limburger Haupt- und Finanzausschuss stellt klare Forderungen / Feuerwehrgerätehaus für Lindenholzhausen beschlossen
Von Thorsten Kunz
Dabei trafen sie auf eine interessierte Zuhörerschaft, denn rund 20 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Lindenholzhausen hatten es sich nicht nehmen lassen, speziell für diesen Tagesordnungspunkt demonstrativ mit zwei großen Einsatzfahrzeugen vor dem Rathaus vorzufahren und die Ausschusssitzung persönlich mitzuverfolgen.
Die Vertreter von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP versicherten, bei der Aufarbeitung der Versäumnisse von Verwaltung und Architekt jederzeit konstruktiv und produktiv im Arbeitskreis zusammengearbeitet zu haben. „Die Arbeitsatmosphäre war exzellent“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Christopher Dietz, und sein Pendant aufseiten der SPD, Peter Rompf, resümierte: „Wir fanden uns sehr gut beraten“, womit er die Zusammenarbeit mit den Fachleuten bei der Projektanalyse meinte, die das ungeschminkt alle Versäumnisse offenlegende Gutachten erstellt hatten. Dass weder die Leitung des Bauamts noch der zuständige Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) der Sitzung beiwohnten, bedauerte er.
Nach Abschluss der Arbeit im Arbeitskreis habe man mit den erzielten Einsparungen „einen Weg gefunden, mit dem wir alle leben können“, und man steuere nun „zügig“ auf den Baubeginn des seit vielen Jahren in Planung befindlichen Gerätehauses zu, „Ende 2024 oder spätestens Anfang 2025“ soll es so weit sein, so Rompf. Dennoch polterte er, auch hinsichtlich der Mehrausgaben beim Kindergarten Dietkirchen, dem Jugendzentrum und dem Neumarkt: „So kann es nicht weitergehen im Bauamt und mit den Bauvorlagen, die wir hier hingerotzt bekommen. Das ist ein Armutszeugnis, das der Stadt Limburg als Bauherr ausgestellt wurde, eine Bankrotterklärung der Bauverwaltung. Es kann nicht sein, dass der Architekt an jedem Euro, den wir mehr ausgeben müssen, mit 10 Cent selbst profitiert.“
Erschrocken über die Kostenexplosion
Marion Schardt-Sauer ergänzte für die FDP-Fraktion: „Wir waren erschrocken über die Kostenexplosion von 2 auf dann 7 bis 8 Millionen Euro und ihre Ursachen.“ Das sei nicht nur ein Problem der Bauverwaltung, sondern auch ein Führungsproblem, legte sie den Finger in die Wunde. „Wir haben an drei langen Abenden die Aufgaben der Verwaltung erledigt“, monierte sie. Eine derart abenteuerliche Vertragsgestaltung dürfe kein dauerhafter Zustand werden.
Für die CDU versicherte Dietz den anwesenden Feuerwehrkräften, dass man mit den Einsparungen (kein erstes Obergeschoss, kein Übungsturm) die Axt nicht an der technischen Ausrüstung angelegt habe. Stattdessen soll die Raumplanung für das Erdgeschoss „optimiert“ werden und der Magistrat prüfen, ob die Dachfläche des Feuerwehrgerätehauses zum Bau einer Photovoltaik-Anlage zur Verpachtung angeboten werden kann. Man habe im Auftrag der Bürger die berechtigten Interessen der Steuerzahler gut gegen die ebenso berechtigten Interessen der Feuerwehr abgewogen. Außerdem räumte er für die Stadtverordneten ein, „das Projekt etwas zu gutgläubig begleitet zu haben“ und bedauerte die „Versagensliste auf 32 Seiten“ (das Gutachten). Da seien die Planer mit ihren Aufgaben „sagen wir einmal – überfordert“ gewesen, so Dietz.
Auch Grünen-Fraktionssprecher Sebastian Schaub forderte Veränderungen im Agieren der Verwaltung ein: „Die Qualität der Vorlagen muss künftig besser werden, um gemeinsam besser arbeiten zu können“, so seine Überzeugung.
Ein Versuch von Bürgermeister Marius Hahn (SPD), auf Anregung der Rechtsabteilung noch einen kurzen Halbsatz in die Abstimmungsvorlage einzufügen, wurde denn auch einhellig von allen Ausschussmitgliedern abgelehnt. Nach den langen Beratungen und der Ausformulierung mit Spezialisten wollte man „kein Komma von der Beschlussvorlage abweichen“, wie es die FDP-Fraktionsvorsitzende Schardt-Sauer formulierte. Bei einer Enthaltung wurde die Beschlussvorlage von den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschuss einstimmig angenommen, die Stadtverordnetenversammlung muss in der kommenden Woche noch zustimmen, um das Bauvorhaben endgültig ins Rollen zu bringen.
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.