LIMBURG. Er war der Inbegriff der Limburger Feuerwehr, die er über Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat. Rund 40 Auszeichnungen zeugen von seinem Lebenswerk. Am Freitag, 27. September, wird Hans Arnold zu Grabe getragen ...
Ehrenstadtbrandinspektor Hans Arnold ist im Alter von 97 Jahren gestorben
Von Dieter Fluck
Der Ehrenstadtbrandinspektor starb eine Woche zuvor im gesegneten Alter von 97 Jahren nach langer Krankheit, die er mit viel Geduld ertrug, bis ihn die Kräfte gänzlich verließen. Bis zuletzt verfolgte er das Tagesgeschehen in seiner Heimatstadt. Sein Feuerwehrherz schlug in der Ehren- und Altersabteilung.
Ein Gegner des Nazi-Regimes
Die Einsätze im Brandschutz und in den Hilfeleistungen für Menschen in der Region und darüber hinaus angemessen würdigen zu wollen, würde ein Buch füllen. „Der Hansi“, wie ihn seine Freunde seit jeher nannten, galt bis ins hohe Alter als Vorbild für Kameradschaft, Verantwortung und Fachwissen. Am 23. August 1927 erblickte Johannes Franz als sechstes Kind im Haus Untergasse 7 (heute Frankenstraße) das Licht der Welt. Nach dem Besuch der Volksschule ging er bei Schreinermeister Johann Heidrich in der Diezer Straße in die Schreinerlehre und trat am 1. April 1942 im Alter von 14 Jahren der Feuerwehr bei.
Nachdem sein Bruder Heinz 1943 im Atlantik mit einem U-Boot untergegangen war und sein Vater Heinrich am 14. Januar 1945 beim Bombenangriff auf Limburg ums Leben kam, „da hatte ich mir vorgenommen, für immer bei der Feuerwehr zu bleiben, da man als Einzelner gegen diesen Wahnsinn nichts ausrichten kann. In der Gemeinschaft wollte ich alles tun, damit niemals mehr ein solcher Krieg die Menschen vernichten kann“, blickte der Senior noch anlässlich seines 95. Geburtstags zurück.
Auch am eigenen Leib hatte Hans Arnold in der Nazizeit negative Erfahrungen gemacht. In einem religiösen Elternhaus aufgewachsen, wehrte er sich schon in jungen Jahren gegen das Regime. Er betete im Kindergottesdienst im Dom vor und betätigte sich an Fronleichnam als Bannerträger der katholischen Jugend. Als die Nazis den Motor der Domglocken abschalteten, weil sie eingeschmolzen werden sollten, hatte Hansi sie am Seil gezogen, um sie dennoch zu läuten. Die Erinnerungen an seine tragischen Kriegseinsätze mit der Feuerwehr begleiteten ihn ein Leben lang. Kurz vor Kriegsende war er zur Marine eingezogen worden und in Gefangenschaft geraten.
Als Geselle war er 1947 der Limburger Kolpingsfamilie beigetreten und in den 50er-Jahren Leiter der Erwachsenenabteilung. Viele Jahre glänzte er als Redner auf der Rauchclub-Bühne, baute etliche Fastnachtswagen, war Mitorganisator und Zugmarschall bei den Dreierbundumzügen. Mit seiner 2015 verstorbenen Ehefrau Maria, geborene Reitz, waren dem Vater von drei Kindern 55 Ehejahre vergönnt.
1963 wurde er von der Stadt als hauptamtlicher Feuerwehrgerätewart eingestellt. Ein halbes Jahrhundert stand er im Blauen Rock freiwillig im Dienst am Nächsten, davon 20 Jahre lang im Ehrenamt des Stadtbrandinspektors; 15 Jahre befehligte er den Alarmlöschzug. Bei 7000 Einsätzen bei Tag und in der Nacht, bei Gefahr für Leib und Leben, hat er seinen Mann gestanden und gemeinsam mit Kameraden Hunderte Menschen gerettet, leider auch Tote bergen müssen. Und dennoch hatte er das Lachen nicht verlernt.
Mit 86 Jahren trat Arnold den Rückzug aus dem Vorstand an, dem er 62 Jahre angehörte, zuletzt lange Jahre als Vorsitzender der Ehren- und Altersabteilung. Sein viel beachtetes, 340 Seiten starkes Buch über die „Geschichte der Stadt Limburg aus der Sicht des Brandschutzes und der Feuerwehr“, das er 2005 herausgebracht hatte, enthält ein unbezahlbares Wissen
Den Bau der neuen Hauptfeuerwache initiiert
Hans Arnold initiierte unter anderem den Bau der damaligen Hauptstützpunktwache und die Zentrale Leitstelle, die Atemschutzübungsstrecke, die Tauchergruppe, das erste Feuerwehrkonzept der Kreisstadt sowie die Anschaffung modernster Fahrzeuge. Er war Ausbilder, unterrichtete Hausfeuerwehren heimischer Betriebe und Gefahrgutfahrer der Bundeswehr, Schulkinder und Kindergärten über Gefahren des Feuers und im Umgang mit Feuerlöschern, unterstützte tatkräftig viele Vereine und lieh dem MGV „Eintracht“ seine Tenorstimme. Die vor über 50 Jahren begründete Feuerwehrpartnerschaft mit den Kameraden von Sainte-Foy-lès Lyon/Frankreich ist auch seiner Initiative zu verdanken.
Das Requiem für Hans Arnold beginnt am Freitag, 27. September, 10 Uhr, in der Pallottinerkirche St. Marien. Anschließend ist die Beerdigung auf dem Hauptfriedhof.
Bild: © Dieter Fluck
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.