Berlin. Rund 29 Millionen Menschen ab 14 Jahren engagieren sich freiwillig in Deutschland, darunter mehr als eine Million Feuerwehrangehörige ...
Bild: DFV - Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Lisa Paus (2. von links) diskutiert beim EngagementTag die Ziele ihrer Engagementstrategie. (Foto: CW)
DFV auf dem 9. Deutschen EngagementTag in Berlin
Welche Unterstützung all diese Menschen vom Staat brauchen, um ihr Ehrenamt erfolgreich zu bestreiten, war die Frage, die mit dem zweijährigen Prozess zu einer „Engagementstrategie des Bundes“ beantwortet werden sollte. Sie wurde Anfang Dezember im Kabinett verabschiedet und beim 9. Deutschen EngagementTag in Berlin durch Bundesfamilienministerin Lisa Paus öffentlich vorgestellt. Der Deutsche Feuerwehrverband war dabei.
In dem zweijährigen Beteiligungsprozess „Mit Euch. Für Alle.“ der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) wurden mehr als 200 Organisationen und kommunale Spitzenverbände rund 10.000 Menschen erreicht, die rund 8.300 Ideen an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend weitergaben. Mit Unterstützung des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) traf die Bundesregierung daraus eine Auswahl, die vor 600 Gästen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien ausgerollt wurde.
Die neue Strategie löst ihre Vorgängerin aus dem Jahr 2010 ab. Der Staat strebt nunmehr eine „Kultur der Ermöglichung“ an: Engagement soll in Umbruchs- und Krisenzeiten abgesichert, mehr Menschen aus sozialen Minderheiten ins Ehrenamt gebracht, Initiativen beraten, Bürokratie abgebaut und die Digitalisierung besser genutzt werden. Außerdem soll internationaler Austausch zwischen Ehrenämtlern gefördert werden.
Auf dem Podium des EngagementTages kritisierten Katarina Peranić von der DSEE, Rainer Hub vom BBE und Ariane Fäscher, die Stellvertretende Vorsitzende des Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“ des Bundestages, die fehlende Verbindlichkeit der Strategie: Steuerliche Vorteile für Engagierte seien geplant, Aufwandsentschädigungen und Rentenpunkte nicht. Auch fehle ein Rechtsanspruch auf Freiwilligendienste. Förderprogramme sollten verstetigt, nicht aber direkt entfristet werden. Auch hänge das Hauptamt an Haushaltsbeschlüssen – wie in diesem Winter gar an vorläufigen Haushaltsführungen. Davon ist auch das Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ betroffen, in dem mehrere Feuerwehrverbände engagiert sind.
Lisa Paus erklärte, dass zumindest die Grünen das gescheiterte Demokratiefördergesetz wieder neu in den Bundestag einbringen und sich auch ein Engagementfördergesetz vorstellen könnten. Best Practice-Beispiele wie die DSEE-Programme „kommunalEngagiert“ und „Engagiertes Land“ sollen ausgebaut werden. Auch versprach sie ein halbjähriges „Engagementmonitoring“, eine Art Austauschrunde mit DSEE und BBE.
Gemeinsam mit der Engagementstrategie wurde auch der 4. Engagementbericht „Zugangschancen zum freiwilligen Engagement“ vorgestellt. Dieser ergab fehlende Chancengleichheit beim Zugang zu freiwilligen Tätigkeiten: So haben Menschen ohne Migrationshintergrund, mit einem hohen Einkommen oder höherem Bildungsstand es doppelt bis dreifach leichter, sich zu engagieren. Dafür sind verschiedene „Schwellen“ bzw. Hindernisse verantwortlich, die die Wissenschaftler herausgearbeitet haben.
Der zweitägige EngagementTag bot seinen Gästen mit zehn Workshops reichlich Raum zum Diskutieren. Beispielsweise wurden bei „Schutz und Prävention im Ehrenamt“ Ansätze verschiedener Organisationen vorgestellt, wie sie ihre Mitglieder vor Bedrohungen und Angriffen schützen können. Hier wurde zum einen auf die aktuellen Umfragen des DFV zur Gewalt gegen Einsatzkräfte verwiesen. Zum anderen stellte der Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz sein DSEE-Seminar zum Thema Resilienz vor, aus dem eine „Tool-Box“ mit Materialien hervorging.
Weiterführende Links:
„Engagementstrategie des Bundes“: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/engagement-und-gesellschaft/engagement-staerken/engagementstrategie-des-bundes-222072
4. Engagementbericht der Bundesregierung: https://www.vierter-engagementbericht.de/
Feuerwehr-Projekte im Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“: https://www.feuerwehrverband.de/kampagnen/faktor-112/
Quelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)