VILLMAR. Vor fast zwei Jahren warf in Villmar Gemeindebrandinspektor (GBI) Lars Falkenbach das Handtuch. Ausschlaggebend waren Spannungen mit dem zwischenzeitlich abgewählten Bürgermeister Matthias Rubröder (CDU) und Teilen des Gemeindevorstands ...
Gemeindebrandinspektor Maurice Kahlheber hat den Brandschutz im Marktflecken nach Querelen in ruhigeres Fahrwasser geleitet
Von Rolf Goeckel
Zu seinem Nachfolger wählten die Villmarer Feuerwehrangehörigen Falkenbachs damaligen zweiten Stellvertreter Maurice Kahlheber (29) aus dem Ortsteil Weyer. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt bei den Villmarer Brandschützern, das Verhältnis zu Rubröders Nachfolgerin Alicia Bokler (SPD) ist gut, wie Kahlheber versichert, auch wenn er sich – ebenso wie viele Feuerwehrleute – manchmal mehr öffentliche Anerkennung seitens der Politik wünscht.
Immerhin sei der Brandschutz eine Pflichtaufgabe der Kommune, die von den Feuerwehrangehörigen der sechs Villmarer Ortsteile erledigt wird - ehrenamtlich. Ob der Brandschutz im Marktflecken auf Dauer rein ehrenamtlich sichergestellt werden kann, bezweifelt Maurice Kahlheber allerdings. Denn der Zeitaufwand, besonders für technische Aufgaben und Führungsaufgaben, sei enorm; größere Kommunen seien bereits dazu übergegangen, hauptamtliche Kräfte zu beschäftigen. Beispielsweise die Stadt Limburg, wo es nicht nur drei hauptamtliche Gerätewarte gebe, sondern auch einen hauptamtlich beschäftigten Stadtbrandinspektor. Auch in Weilburg und Bad Camberg gebe es jeweils einen bezahlten Gerätewart. „In den kleinen Gemeinden“, sagt Kahlheber, „scheitert das bisher noch an der finanziellen Situation.“
Zwei Stunden Zeitaufwand - täglich
Sein tägliches Pensum als Gemeindebrandinspektor beträgt zwei Stunden, sagt der 29-Jährige. Ein Aufwand, den er problemlos bewältigen kann, weil er keine Familie hat. Sein Aufgabenbereich ist vielfältig: Er sorgt dafür, dass die Wehr des Marktfleckens Villmar einsatzfähig ist, alle Gerätschaften „in Schuss“ sind und das Personal zur Verfügung steht. Er meldet auftretende Mängel und stößt gegebenenfalls Ersatzbeschaffungen an. Im Ernstfall ist der GBI der Einsatzleiter vor Ort. Seit seiner Kindheit ist Maurice Kahlheber bei der Feuerwehr. Mit zehn Jahren ging er zur Jugendfeuerwehr Weyer, doch schon davor hat er Verwandten, die bei der Feuerwehr waren, über die Schulter geschaut. Verantwortung übernahm er schon früh: zunächst als stellvertretender Jugendwehrführer und nach Übertritt in die Einsatzabteilung als stellvertretender Wehrführer von Weyer. 73 Lehrgänge hat Maurice Kahlheber besucht, die Zahl der Stunden, die er dafür aufgewendet hat, kann er gar nicht mehr zählen. Es müssen weit über tausend gewesen sein. Als Hauptbrandmeister hat er mittlerweile die Spitze in der Rangliste der Feuerwehr erklommen. Dazu kamen spezielle Lehrgänge, die ihn als Gemeindebrandinspektor qualifizieren. Er kennt sich mit technischer Hilfeleistung und Gefahrgut aus und weiß, was bei Verkehrsunfällen zu tun ist Auch vorbeugender Brandschutz ist ihm ein Begriff. Ergänzend hat er Lehrgänge besucht, die ihn auf Menschenführung vorbereitet haben. Denn: „Bei so vielen unterschiedlichen Charakteren, die in der Feuerwehr zusammenkommen, gibt es auch Konfliktpotenzial.“
Es fehlt an aktiven Einsatzkräften
150 Aktive hat der 29-jährige Weyerer unter seinen Fittichen. Unterstützt wird er dabei von Felix Dasch, mit dem er einen engagierten Stellvertreter hat. Dazu kommt die Verantwortung für 70 Jugendfeuerwehrleute und 100 Mitglieder in der Kinderfeuerwehr. Als GBI nimmt Kahlheber außerdem an Besprechungen auf Kreisebene teil: Mehrmals jährlich trifft er sich mit Kollegen aus den anderen Kommunen des Kreises, ebenso mit Kreisbrandinspektor Frederick Stahl und Landrat Michael Köberle. Personell sieht Kahlheber die Villmarer Feuerwehr gut aufgestellt, vor allem mit Blick auf den starken Nachwuchs. Wobei die Einsatzabteilung noch Verstärkung gebrauchen könne, auch, was die Tageseinsatzstärke angeht. Viele Feuerwehrleute arbeiteten – so wie er selbst als Industriemechaniker in Höchst – auswärts und stehen in dieser Zeit nicht zur Verfügung. Immerhin sei es bisher stets gelungen, bei Einsätzen untertags genügend Kräfte zu alarmieren, notfalls auch mit Unterstützung der Wehren aus Nachbarorten.
Mit der Ausstattung der Villmarer Wehren ist Maurice Kahlheber weitestgehend zufrieden, wenngleich es einigen Investitionsbedarf gebe, in erster Linie bei den Feuerwehrhäusern. Ganz oben auf der Agenda: Der Neubau eines Feuerwehrhauses in Weyer. Das Domizil unterhalb des Kindergartens an der Volkshalle sei in die Jahre gekommen und platze aus allen Nähten, sagt er. Ausgelegt für nur 15 Feuerwehrleute, verrichten inzwischen 30 Floriansjünger dort ihren Dienst. Da eine Erweiterung des aktuellen Standorts nicht möglich sei, werde das Feuerwehrhaus vermutlich auf einem Grundstück am Ortsausgang in Richtung Villmar neu errichtet.
Feuerwehrhäuser sind in die Jahre gekommen
Aber auch die Feuerwehrhäuser in Villmar und Aumenau seien in die Jahre gekommen und müssten in näherer Zukunft erweitert werden, so der Gemeindebrandinspektor. Es fehlten Lagerkapazitäten für die wachsende Gerätschaft, Umkleideräume, teilweise auch Stellplätze für die Fahrzeuge. Die technische Ausrüstung der Feuerwehren des Marktfleckens ist nach Kahlhebers Einschätzung auf einem guten Stand. Alle Ortsteile verfügten über ein Tragkraftspritzenfahrzeug oder wie in Aumenau über ein Mittleres Löschfahrzeug sowie über einen Wagen für den Mannschaftstransport. In Villmar sei zudem der Kauf eines neuen Löschfahrzeugs geplant, für Kosten von bis zu einer dreiviertel Million Euro inklusive Beladung.
Das „Betriebsklima“ innerhalb der Feuerwehr ist gut, meint Maurice Kahlheber. Und auch die gesellschaftliche Akzeptanz sei vorhanden. Leider seien manche Kommunalpolitiker offenbar der Meinung, dass die Feuerwehr unnötig viel Geld koste. Dies führe bei einigen Kameraden zu Frust. Kahlheber appelliert daher an das Verantwortungsgefühl für die Belange der Feuerwehr: „Die Feuerwehr hat einen anderen Stellenwert als beispielsweise ein Sportverein.“
Bild: Maurice Kahlheber aus Weyer wurde am 25. Mai 2023 zum neuen Gemeindebrandinspektor des Martkfleckens Villmar gewählt. © Peter Ehrlich
Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.