Deutschland. Dr. Ulrich Cimolino, Leiter des Arbeitskreises Waldbrand des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), nimmt angesichts der bisherigen und erwarteten Wetterlage anlässlich einiger Brände aus den letzten Wochen zur Vegetationsbrandlage wie folgt Stellung ...

DFV Bild: DFV

1. Bisherige Wetterlage und dadurch bedingte allgemeine Gefahrenlage in der Vegetation

Nach einem in weiten Teilen Deutschlands zu warmen und zu trockenen Winter 2024/2025 folgte bisher ein Frühjahr, das nach anfangs viel zu wenig Niederschlag in den letzten Wochen durch einige Regenfälle in vielen Bereichen die Wasserspeicher wieder etwas auffüllen konnten. Das sieht man normalerweise zum Beispiel im Helmholtz-Dürremonitor (aktuell nicht in Funktion, da Wartungsarbeiten!). Insbesondere in Teilen Nord- und Ostdeutschlands herrscht in weiten Bereichen seit längerem und immer noch eine deutliche Dürre im Oberboden.

Der Graslandfeuerindex (GFI) ist für die kommenden Samstag fast flächendeckend bei 4 (von 5), fällt vor allem im Westen und Norden meist auf 3 oder 2 (mit wenigen 1) ab, während er in Teilen vom Osten, Mitte und Süden bei 4 (von 5) bleibt. Er ist damit etwas unkritischer als der Waldbrandgefahrenindex (WGI), der bis kommenden Samstag praktisch flächendeckend mit 4 und großen Teilen vor allem im Osten Deutschlands sogar in 5 (von 5) ausgewiesen wird!
Da bei durchschnittlich in den nächsten Wochen wärmeren Temperaturen in der Langfristprognose (s. unten) relativ wenig Niederschlag erwartet wird, kann in den nächsten Wochen natürlich weitere Verschärfung der Lage eintreten!

Das Risiko von Feuern in tieferen Bodenschichten (trockene Moore, Humusschichten mit hohen organischen Bestandteilen) ist aufgrund der Bodenfeuchte durch die letzten Niederschläge in den meisten Gebieten aktuell eher noch gering.

2. Erwartete Wetterlage – inkl. der Langfristprognose

Die nächsten Wochen werden in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit weitgehend trocken und (etwas zu) warm bleiben.

Die Langfristprognose des European Weather Forecast System (EFFIS) reicht aktuell bis ins letzte Drittel des Juli 2025. Es sagt im Durchschnitt zu warm und zu trocken für Deutschland voraus!
Sollte das so eintreffen, wird es in den meisten Teilen Deutschlands bis Ende Juni bei kaum Niederschlägen zu warm. In Südeuropa werden in den nächsten Wochen etwas zu warme Temperaturen mit eher zu wenig Niederschlag erwartet.

Dies bedeutet mehr Brandgefahren als im Durchschnitt. Insgesondere das kommende Wochenende kann in Teilen sogar „Red-Flag-Status“ erreichen, das bedeutet:

  • Mehr als 30 °C Lufttemperatur
  • Weniger als 30 % Luftfeuchtigkeit
  • Mehr als 30 km/h Windgeschwindigkeit

Damit steigen die Gefahren einer schnellen bzw. leichten Entzündung der bodennahen Vegetation wie auch die der schnellen Brandausbreitung. Windböen können Spotfeuer schnell weitertragen! Dies hängt im Detail dann örtlich von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel tatsächliche Temperaturen und Regenmengen, Trockenheit der Vegetation(sreste = Totholz), regionaler Wind usw.

3. Grundsätzliche Gefahren bei Änderungen der Wetterlage

Aktuell ist eher von einer langsamen Verschärfung der Vegetationsbrandgefahren als von deren Reduzierung auszugehen!

4. Empfehlungen zum Verhalten für die Bevölkerung

  • Der DFV weist darauf hin, dass insbesondere nach einigen Tagen Sonnenschein die trockenen Pflanzenreste in Bodennähe relativ leicht zu entflammen sind! Das gilt auch, wenn regional „nur“ ein Graslandfeuerindex von 3 gelten sollte.
  • Ein Feuer breitet sich dann mit dem Wind und hangaufwärts schnell aus.
  • Alarmieren Sie schon beim Verdachtsfall auf einen Vegetationsbrand die Feuerwehr unter 112.
  • Geben Sie eine möglichst genaue Orts- bzw. Anfahrtsbeschreibung an; sofern möglich, gern auch mit den GPS-Koordinaten aus Ihrem Smartphone, oder unter Verwendung der Angabe zum Beispiel aus den Forstrettungspunkten .
  • Falls notwendig, weisen Sie die ersten Einheiten der anrückenden Feuerwehr ein, damit der Brandherd schneller bekämpft werden kann.
  • Sofern es sich um einen Entstehungsbrand handelt, versuchen Sie ihn mit etwas Wasser oder durch Ausstreichen mit einem feuchten Tuch oder einem Ast klein zu halten, wenn das noch gefahrlos möglich ist.

In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass es grundsätzlich unvernünftig ist, in Deutschland überall vom 1. März bis 31. Oktober, teils sogar ganzjährig, verboten ist, im Wald offenes Feuer zu verwenden oder zu rauchen! Das gilt auch und insbesondere für Brauchtumsfeuer – wie Sonnenwendfeuer, Osterfeuer etc.. Derartige Feuer können natürlich regional gefahrlos möglich sein, wenn dort in den letzten Wochen genug Niederschläge gefallen sind, um eine wachsende, „feuchte“ Vegetationsschicht am Boden zu haben. Überall wo sich allerdings v.a. trockene Pflanzenreste am Oberboden finden, muss sehr sorgfältig mit offenem Feuer (auch Grillstellen um Häuser oder in Wiesen) umgegangen werden.

Die trockenen, losen Vegetationsreste können entweder entfernt oder eingeackert werden, um die Zündgefahr zu reduziert. Das Einnässen bringt recht wenig, weil die Verdunstung am Tag durch die Sonne bzw. durch das Feuer recht hoch ist. Grundsätzlich sollten ausreichend Löschmittel schnell verfügbar vorgehalten werden. Hier bietet sich vor allem Wasser an. Bei Brauchtumsfeuern sollte sowieso immer eine Absprache mit den Ordnungsbehörden und der Feuerwehr erfolgen. Dies gilt umso mehr für trockene Wetterlagen. Eine Untersagung kann leider die Konsequenz aus trockener (und ggf. sogar noch windiger) Wetterlage, kritischer Umgebung oder anderen zusätzlichen Risikofaktoren sein.

5. Empfehlungen zum Verhalten der Land- und Forstwirtschaft

  • Maschinen bzw. Arbeiten der Land- und Forstwirtschaft sind leider oft selbst Zündquelle.
  • Moderne Fahrzeugkabinen sind gedämmt und klimatisiert, der Fahrer bemerkt einen Schaden am Fahrzeug daher oft sehr spät.
  • Beachten Sie die Anzeigen im Fahrzeug, insbesondere in Bezug auf die Überhitzung oder Überlastung der Motoren und Aggregate.
  • Warten Sie die Fahrzeuge und Geräte rechtzeitig nach den Herstellervorgaben bzw. Betriebserfahrungen, damit es möglichst nicht zu heiß gelaufenen Lagern, verschmutzten Kühlern, oder durchgescheuerten Hydraulikschläuchen kommt.
  • Versuchen Sie bei einem Schaden am Fahrzeug eine befestigte Fläche mit nicht brennbarem Untergrund, zum Beispiel einen Forstweg, zu erreichen. Das verhindert eine schnelle Ausbreitung und erleichtert der Feuerwehr die Erreichbarkeit der Einsatzstelle.
  • Vor allem bei Arbeiten in weit abgelegenen Gebieten mit längerer Anfahrt der Feuerwehren: Führen Sie eigenes Löschgerät mit!

6. Empfehlungen für die Feuerwehren

Die Lufttemperaturen sind die nächsten Tage über 20, zum Teil sogar über 30 Grad und die Winde werden in den meisten Landesteilen moderat bis böig erwartet. Daher ist es die Aufgabe, die Feuer schon im Bereich des Entstehungsbrand einzudämmen und zu löschen – wenn sie rechtzeitig gemeldet wurden.

Die Winde können allerdings lokal auch Böen bis Windstärke 6 (Starker Wind) erreichen. Das kann dort zur Beschleunigung und auch zu Richtungsänderungen in der Brandausbreitung führen – sowie nicht vollständig gelöschte Glutnester wieder anfachen! (Böen können in 45° um die Hauptwindrichtung scheren, auch topographische Strukturen können lokale Windrichtungsänderungen zur Folge haben, ebenso größere Gewässer!)

Die Feuerwehren sollten daher vorsorglich die lokale Wetterlage und -entwicklung auch im Einsatz beachten. Die Nachlöscharbeiten müssen wie immer sorgfältig durchgeführt und mit einer Brandnachschau verbunden werden.
Aufgrund der Temperaturen von in der Regel deutlich über 20 Grad (im Schatten) ist auf geeignete leichte Schutzkleidung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten!

Der DFV gibt für seine Mitglieder auch zu diesem Thema Fachempfehlungen heraus, diese umfassen zum Beispiel den Einsatz bei Vegetationsbränden und den Einsatz von Luftfahrzeugen.

Wir bitten im Einklang mit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung die Einsatzkräfte, die Empfehlungen insbesondere zur Anwendung der richtigen PSA zu beachten, um Verletzungen zu vermeiden.

Quelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)

 

 


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