WALDBRUNN-FUSSINGEN. Dieses Hobby braucht Platz – und strahlt weit in die Region aus. Georg Höhler ist Feuerwehrmann. Jetzt nicht mehr aktiv, aber noch immer fahrzeugbegeistert ...

Alte Einsatzfahrzeuge stehen in Fussingen im Rampenlicht und erzählen regionale Geschichte

Von Petra Hackert

Vor zwölf Jahren hatte er die Möglichkeit, in Fussingen zwei nebeneinanderliegende Grundstücke zu kaufen, eine ehemalige Kfz-Werkstatt und einen Bauernhof samt Scheune.

Er baute um und begann zuerst, einen Teil seiner Sammlung in der Werkstatt unterzubringen. Die Scheune, das angrenzende Haus, die Fläche darüber kamen anschließend an die Reihe. Er ist noch nicht mit allen Neu- und Umbauten fertig. Doch seit zwei Jahren steht die „Feuerwache Westerwald“ an dieser Stelle; ein Museum, bestückt mit seiner Sammlung und historischen Leihgaben. Ergänzt durch die Gastronomie, die seine Familie betreibt.

Rückblende: Georg Höhler liebt alte Fahrzeuge. Sein Herz schlägt besonders für VW. So kauft er einen VW-Bus T1, Baujahr 1964. Er hat begonnen, ihn zu restaurieren. Das ist 25 Jahre her. Der ritzerote Rohbau steht noch immer auf Stelzen. Weitermachen konnte er nicht, denn es kam etwas dazwischen. Georg Höhler lernte seine Frau kennen. Lena und er bekamen zwei Söhne, Julian und Luis. Georg, als Lkw-Fahrer für mehrere Autohäuser tätig, vergaß den Rohbau nie. Noch heute nimmt er einen Ehrenplatz in seinem Museum ein und erinnert ihn daran, was er tun könnte. Eines Tages, wenn dafür Zeit ist.

Ein Zeitsprung ins 19. Jahrhundert

Doch zuerst sind die häuslichen Umbauten intensiv. Über die Gaststätte betritt man den oberen Teil des Feuerwehrmuseums. Hier stehen Gerätschaften ohne Benzin oder Diesel – aus Brandschutzgründen. Mit dabei Handpumpen und Spritzen. Der Zeitsprung reicht ins 19. Jahrhundert zurück. An der Decke hängen Holzleitern. Auch sie waren einmal im Einsatz.

In der ersten von drei Hallen unten wird es moderner. Der 60-Jährige präsentiert ein Stück Zeit- und Lebensgeschichte. Ein feuerroter Porsche fällt sofort ins Auge: ein Traktor mit Anhänger. „In Hausen war es bis 1972 so, dass zwei ausgewählte Landwirte bestimmt waren, mit ihren Traktoren solche Einsatz-Hänger zu ziehen. Darin ist die notwendige Ausstattung für den Brandfall“, sagt Höhler und öffnet eine Klappe. Der Blick fällt als erstes auf den Schlauch.

Rot, Grün, dann wieder Rot als Farbe der Feuerwehr

1939: Aus diesem Jahr stammt die Fladerpumpe, Typ Siegerin. Ähnliches sieht man sonst beim Fladertreffen in Werschau. Klar, da war Georg Höhler auch schon. Das Besondere an diesem Exponat: Es ist in Top-Zustand und hebt sich von der Umgebung allein durch die Farbe ab: Grün. „Damals war die Feuerwehr in Feuerlöschpolizei umbenannt worden“, erklärt Höhler den Imagewechsel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele dieser Pumpen rot lackiert, um die eigentliche Signalfarbe wieder zu verwenden. „Bei Restaurierungen hat man dann das Grün wieder hervorgeholt.“ Hier nicht, diese Pumpe ist im Originalzustand.

1873: Aus diesem Jahr stammt die Handdruckspritze auf dem Dachgeschoss. Sie ist Georg Höhlers ältestes Exponat. 2025: In diesem Jahr ist Florian Brechen 3/48 in Fussingen eingezogen. Die Werschauer hatten ihrem Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser (TSF-W) diesen Namen gegeben. 31 Jahre tat es dort seinen Dienst, hatte am Schluss 17.954 Kilometer auf dem Tacho. Als die Werschauer das neue Löschgruppenfahrzeug LF 10 in Betrieb setzten, nahmen sie herzlich Abschied von „ihrem“ Florian. Georg Höhler hat das mitbekommen und sich selbst ein Geschenk zum Geburtstag gemacht: Florian Brechen 3/48 ist in sein Museum eingezogen und trifft dort auf ein weiteres ausgemustertes Einsatzfahrzeug der Werschauer Wehr, seit 2011 in seinem Besitz.

20 Einsatzfahrzeuge, ebenso viele Pumpen, jede Menge Leitern präsentiert er in seinem Feuerwehrmuseum. Auch ein paar Helme sind zu sehen, wie die lederne Kopfbedeckung mit Messingkamm von 1872. Die passende Kleidung will er später zeigen. Die Familie ist noch nicht dazu gekommen, diesen Teil der Sammlung aufzubereiten.

Der rote VW Käfer mit Martinshorn

Die 70er-Jahre werden in einer Halle lebendig, deren drei Glanzstücke direkt an der Wand stehen: Zwei VW Variant und ein roter Käfer, alle drei mit Martinshorn. Es waren Einsatzfahrzeuge. Der Variant E, Baujahr 1972, tat von 1972 bis 1986 bei der Berufsfeuerwehr Hannover als Einsatzleitwagen seinen Dienst und ist eine Leihgabe des Deutschen Feuerwehrmuseums Fulda. Der VW Variant, Baujahr 1973, war bis 1996 Funkkommandowagen, der Käfer, Baujahr 1975, ein Brandmeister-Pkw.

Räume voller Technik, Geschichten, Erinnerungen. Das Museum wächst seit der Eröffnung vor zwei Jahren stetig. Damals hatte Georg Höhler Markus Lottermann und dessen Onkel Michael kennengelernt. Die „Lottermänner“ aus Bad Camberg sind eine VW-begeisterte Familie und haben durch die internationalen VW-Käfertreffen auf sich aufmerksam gemacht, alle fünf Jahre in der Kurstadt. In Fussingen fuhr Markus mit einem roten Feuerwehrkäfer samt Martinshorn auf dem Dach vor.

Georg Höhler traute seinen Augen kaum. Seinen Brandmeister-Käfer hatte er nämlich mit großer Mühe aus dem Bestand des VW-Automuseums in Wolfsburg als Leihgabe bekommen. „Als ich Markus Lottermann erzählte, wie viel Überzeugungsarbeit nötig war, um die Leihgabe zu bekommen, und dass ich den Käfer irgendwann wieder zurückgeben müsse, bot er mir spontan seinen als Ersatz an.“ Vielleicht für eine Übergangszeit.

Dieses und andere Fahrzeuge können alle bewundern, die nach Waldbrunn-Fussingen kommen, um die Sammlung zu sehen. Zum Jahresende haben sich die Werschauer Feuerwehrleute angekündigt. Im März wollen die Weilburger ihre alte Drehleiter besuchen. Georg Höhler gibt auch ihr ein Zuhause – und sorgt dafür, dass Feuerwehrgeschichte aus der Region lebendig bleibt.

Eins hat sich geändert: Er hatte so viel Platz. Früher. Jetzt wird es nämlich schon wieder eng. „Ich muss aufpassen, wenn ich noch etwas dazunehme“, sagt der ehemalige Feuerwehrmann. Von der Freiwilligen Feuerwehr Limburg-Staffel könnte er eine Motorpumpe von 1928 als Leihgabe bekommen. „Das wäre dann meine älteste Motorpumpe.“ Klar, sie darf noch ins Museum. Was sehr schön ist für diejenigen, die diese Räume mit vielen technischen Entwicklungen und Geschichten besuchen.

Freitagsabends, sonntags und nach Vereinbarung geöffnet

Öffnungszeiten: Freitagsabends sowie sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung. Absprachen sind unter Telefon 06479-2489797 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! möglich. Eintrittspreise: 5 Euro (ermäßigt für Schüler, Studenten, Kinder, Behinderte drei), die Familienkarte kostet 12 Euro (zwei Erwachsene, zwei Kinder), Besuchergruppen zahlen ab zehn Personen 4 Euro (ermäßigt 2), je Führung werden 20 Euro erhoben.

Ergänzung KFV-Webteam:

[Hier] findet man weitere Infos zum Feuerwehrmuseum Westerwald.

Georg Höhler zeigt einen Anhänger mit Robel Motorpumpe, Schläuchen und Armaturen, Baujahr 1935. Fotos: Petra HackertBild: Georg Höhler zeigt einen Anhänger mit Robel Motorpumpe, Schläuchen und Armaturen, Baujahr 1935. Fotos: Petra Hackert

Die Fladerpumpe aus dem Jahr 1939 ist grün — die Farbe der damaligen Löschpolizei. Fotos: Petra HackertBild: Die Fladerpumpe aus dem Jahr 1939 ist grün — die Farbe der damaligen Löschpolizei. Fotos: Petra Hackert

Zwei VW Variant und ein ritzeroter Käfer, alle drei mit Martinshorn. Es waren Einsatzfahrzeuge. Der Variant E, Baujahr 1972, tat von 1972 bis 1986 bei der Berufsfeuerwehr Hannover als Einsatzleitwagen seinen Dienst und ist eine Leihgabe des Deutschen Feuerwehrmuseums Fulda. DerVW Variant, Baujahr 1973, war bis 1996 Funkkommandowagen, der Käfer, Baujahr 1975, ein Brandmeister-Pkw. Fotos: Petra HackertBild: Zwei VW Variant und ein ritzeroter Käfer, alle drei mit Martinshorn. Es waren Einsatzfahrzeuge. Der Variant E, Baujahr 1972, tat von 1972 bis 1986 bei der Berufsfeuerwehr Hannover als Einsatzleitwagen seinen Dienst und ist eine Leihgabe des Deutschen Feuerwehrmuseums Fulda. DerVW Variant, Baujahr 1973, war bis 1996 Funkkommandowagen, der Käfer, Baujahr 1975, ein Brandmeister-Pkw. Fotos: Petra Hackert

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