
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Die neuen Besitzer des alten Rathauses wollen sie loswerden


Das Ehepaar ist nach wie vor begeistert von dem Haus und hat den Kauf keineswegs bereut. Doch mit der Sirene auf dem Dach können sich die beiden nicht anfreunden. Dies umso weniger, als inzwischen von Fachleuten festgestellt wurde, dass sie zu schwer für die Dachkonstruktion ist. Hereingeregnet hat es auch schon an der Stelle, an der der Mast der Sirene das Dach durchdringt. Die Feuerwehr benötigt die Sirene nicht mehr, die Alarmierung läuft über Melder. Aber für den Katastrophenschutz und den Verteidigungsfall wird sie immer noch gebraucht. Einfach so stilllegen geht also nicht.
Schule ohne Sirene
«In den Kaufverhandlungen war abgesprochen, dass wir die Schule ohne Sirene übernehmen», sagte Andrea Gehringer-Stock. Wenn dies nicht klappen sollte, dann sollte das Gerät kurz nach der Eigentumsübertragung abmontiert werden, sagte sie. Die Sirene steht bis heute. Aber es soll sich etwas ändern: Die Stadt hat versprochen, dass die Sirene abmontiert wird – und zwar noch in diesem Jahr.
Bürgermeister Martin Richard (CDU) schreibt dem Ehepaar nun, dass diese leidige Angelegenheit bald zum Abschluss gebracht werden solle. Ein genaues Datum, wann die Sirene vom Dach verschwindet, nennt der Bürgermeister allerdings nicht. Es ist in der Verwaltung noch eine Abstimmung bezüglich des neuen Standortes notwendig.
Ob die Stadt eine Aufwandsentschädigung von 120 Euro monatlich anerkennt, steht nicht in dem Schreiben des Bürgermeisters. Diese Forderung hatte das Ehepaar gegenüber der Stadt im Dezember vergangenen Jahres erhoben, als es nach vielen mündlichen Zusagen und Kontakten immer noch keine Demontage gab und es dem Paar dringend notwendig erschien, auf eine schriftliche Kommunikation umzusteigen.
Bis zu diesem Zeitpunkt, so Stefan Gehringer, gab es mündlich schon mehrmals das Versprechen, die Sirene vom Dach zu entfernen. Dabei führte das Ehepaar nach eigenen Angaben immer wieder Gespräche mit Liegenschafts- und Ordnungsamt.
Neuer Standort
Auf das Schreiben gab es dann auch eine Antwort. Darin wurde den neuen Hausbesitzern die Hoffnung gemacht, dass die Sirene zu Beginn des laufenden Jahres abgebaut werden soll. In den ersten Monaten sollte dies passieren. Die ersten Monate sind vorbei. «Es wird gemacht», betonte Wolfgang Becker als Sprecher der Stadt. Aber einfach sei es eben nicht, zumal es nicht damit getan sei, die Sirene abzubauen. Schließlich müsse ein neuer Standort gefunden werden. Dazu seien Beteiligte zu hören und Dinge abzusprechen.
Auch technisch ist das Entfernen der Sirene ist nicht so einfach. Schließlich wiegt sie ein paar hundert Kilogramm und außerdem steht das Haus unter Denkmalschutz. Es braucht schon einen Autokran, um das Gerät zu demontieren. Aber vielleicht sollten es sich die neuen Besitzer des Hauses doch noch einmal überlegen, ob sie die Sirene wirklich loswerden wollen. Denn bevor ihr Haus im Jahr 1910/1911 errichtet wurde, stand hier ein Schul- und Backhaus, aber das wurde ein Raub der Flammen. jl