LahnpostLimburg. In Limburg und weit darüber hinaus gab es am Dienstag und Mittwoch nur ein Thema. Die Bevölkerung ist bestürzt über die Brandkatastrophe auf dem „Burghof“ in Dietkirchen, die der fünfköpfigen Landwirtsfamilie von Paul-Josef und Maria Gotthardt und einem polnischen Saisonarbeiter das Leben gekostet hat ...

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Freunde und Helfer halten den Betrieb am Laufen

Nach einem Requiem am Samstag, 24. Juli, 9.30 Uhr, in der Lubentiusbasilika ist die Beisetzung der Opfer durch Pfarrer Friedhelm Meudt in einer besonderen Grabstätte auf dem örtlichen Friedhof.
Über die Tragödie auf dem "Burghof" in Dietkirchen haben sämtliche Medien berichtet. Am Dienstag interviewte ein ZDF-Reporter einige der Helfer, die den Hof jetzt am Laufen halten - Foto: FluckBild: Über die Tragödie auf dem "Burghof" in Dietkirchen haben sämtliche Medien berichtet. Am Dienstag interviewte ein ZDF-Reporter einige der Helfer, die den Hof jetzt am Laufen halten - Foto: Fluck

Meudt ist zur seelsorgerischen Begleitung der Familie vorzeitig aus seinem Urlaub zurückgekehrt. Das betagte Ehepaar Gotthardt (beide sind 80 Jahre alt) steht ohne Hofnachfolger da. Im Ersten Stock des Wohnhauses auf dem „Burghof“ verstarben sein 59-jähriger Sohn und Betriebinhaber Paul-Josef und seine von einem Bauernhof in Niederbrechen stammende Ehefrau Maria (56) mit ihren drei schwerstbehinderten Kinder Nicole (35), Michael (33) und Regina (18). Der bei seinem Rettungsversuch abgestürzte 34-jährige polnische Erntehelfer erlag am Morgen im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen (wir berichteten ausführlich.)

Experten des Landeskriminalamtes Wiesbaden haben ihre Untersuchung nach der Brandursache am Dienstagabend abgeschlossen. “Sie haben Spuren gesucht und gesichert, die jetzt ausgewertet werden müssen“, sagte Polizeihauptkommissar Uwe Meier und fügte hinzu: „Fahrlässiges Verhalten wird derzeit ebenso nicht ausgeschlossen wie ein technischer Defekt.“ Es könne auch noch nicht gesagt werden, wo das Feuer ausgebrochen ist.

Meier bestätigte, dass die Leichen zur Feststellung der Todesursache derzeit obduziert werden. Zwei Personen – vermutlich die beiden jüngsten Kinder - waren im Wohnzimmer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Schon am frühen Morgen nach der Brandnacht waren Landwirte und weitere Helfer damit beschäftigt, den Betrieb von 50 Milchkühen und vier Schweinen zu versorgen. Bürgermeister Martin Richard, der sich schon frühzeitig ein Bild vom verheerenden Ausmaß der Tragödie machte und erschüttert war, stellte für die Ersthilfe zwei städtische Mitarbeiter frei, die selbst Landwirtschaft betrieben. Einer von ihnen, Winfried Fluck, Ortslandwirt in Eschhofen, berichtete: „Wir haben mit einem Notstromaggregat die Kühe gemolken.“ Landwirt Bernd Schäfer aus dem benachbarten Dehrn sprach von einer großen Hilfsbereitschaft: „Bei mir haben 15 Leute angerufen, die spontan helfen wollten.“

Der Kreisbauernverband (KBV), das Landwirtschaftsamt: Alle schalteten sich ein. KBV-Vorsitzender Armin Müller: „Tragischer kann man es sich gar nicht vorstellen, was hier passiert ist.“ Der Verband habe dafür gesorgt, dass zunächst zwei Betriebshelfer die Fortführung der täglichen Arbeit übernehmen. Auch einer der polnischen Saisonarbeiter, der sich in der Nacht aus dem Dachgeschoss über einen mit Efeu berankten Giebel unverletzt ins Freie retten konnte, steht weiter zur Verfügung.

Senior-Bauer Josef Gotthardt, der das entsetzliche Geschehen mit seiner Ehefrau Irmgard mit einem schweren Schock überlebt hat, arbeitet mit dem Helfer seit zehn Jahren zusammen und sagte unserer Zeitung: „Er kennt den Hof und weiß am besten, was zu tun ist. Ich werde die Tiere abschaffen müssen. Ich kann bei der Feldbestellung helfen, den Hof aber nicht mehr alleine führen.“

Armin Müller: „Der Burghof Gotthardt war einer der führenden Herdbuchzuchtbetriebe im Kreis.“ Richard Laux, Vorsitzender der Rinderzuchtvereinigung Lahn, sagte gestern auf dem Burghof: „Josef Gotthardt hat einen großen Freundeskreis. Wir haben uns immer gegenseitig geholfen und werden dafür sorgen, dass der Betrieb erst einmal weiterläuft.“

Bild & Text: Fluck


Sechs Tote bei Großbrand auf dem „Burghof“

Fünfköpfige Familie kam in den Flammen um (20.07.2010 - 11:23 LIM D.)

LahnpostLimburg. Ein Großbrand auf einem Bauernhof im Limburger Stadtteil Dietkirchen hat in der Nacht zum Dienstag sechs Todesopfer gefordert. Auf dem „Burghof“ verstarben der 59-jährige Landwirt und seine Ehefrau mit ihren drei schwerstbehinderten Kindern im Alter von 18 bis 35 Jahren. Ein polnischer Erntehelfer, der sich aus dem Dachgeschoss retten wollte und an einem Seitengiebel aus dem rankenden Efeu in die Tiefe stürzte, verstarb am Morgen an den Folgen seiner schweren Verletzungen im Limburger Krankenhaus.

Das HLKA ermittelt bei der Tragödie auf dem "Burghof" in Dietkirchen - Foto: FluckBild: Das HLKA ermittelt bei der Tragödie auf dem "Burghof" in Dietkirchen - Foto: Fluck

Senior-Bauer Josef Gotthardt, der das dreigeschossige Haus im Erdgeschoss bewohnte, wurde gegen 0.30 Uhr durch einen Knall aus dem Schlaf gerissen. Gotthardt: „Es war ein Schlag als wenn ein Schrank umgefallen wäre.“ Als er nach der Ursache schauen wollte, stand das Treppenhaus bereits in Flammen. Der 80-Jährige lief zu Nachbarn, von dort wurde die Feuerwehr alarmiert. Mit Hilfe des Nachbarn gelang es ihm, seine gleichaltrige, im Rollstuhl sitzende Ehefrau Irmgard aus dem Haus zu holen. Beide werden mit einem Schock in einem Psychiatrischen Krankenhaus behandelt.

Auch ein zweiter Erntehelfer (34) und ein 56-jähriger Stallarbeiter konnten sich unverletzt ins Freie retten und wurden im Krankenhaus versorgt. Die Erntehelfer wohnten im Dachgeschoss der Stallknecht im Untergeschoss des Wohnhauses. Der „Burghof“ ist der einzige Bauernhof in Dietkirchen.

Für die fünfköpfige Familie im Ersten Obergeschoss des Gehöfts am Rande der Gemeinde Dietkirchen kam jede Hilfe zu spät. Dort soll der verheerende Großbrand seinen Ausgang genommen haben. Als Feuerwehrleute das Haus nach eineinhalb Stunden intensiver Löscharbeit über eine Leiter betreten konnten, wurden die schlimmsten Befürchtungen zur traurigen Gewissheit. Sie fanden die Leichen des Landwirtssohns Paul-Josef Gotthardt (59) und seiner Ehefrau Maria (56) sowie ihrer drei schwerstbehinderten Kinder Nicole (35), Michael (33) und Regina (18).
Sie starben an Rauchgasvergiftung, zwei von ihnen sind verbrannt.

Stadtbrandinspektor Uwe Zimmermann: „Als wir eintrafen brannte das Haus ab dem Ersten Obergeschoss und das Dachgeschoss lichterloh. Die Flammen schlugen aus den Fenstern und meterhoch über dem Dach.“ 60 Feuerwehrleute aus Limburg mit der großen Drehleiter, Dietkirchen, Offheim und Dehrn waren stundenlang im Löscheinsatz. Sie verhinderten ein Übergreifen der Flammen auf die benachbarten Stallungen mit Kühen und Schweinen. Am Einsatzort arbeiteten zwei Notärzte, zwei Leitende Notärzte, der OrgaLeiter Rettungsdienst, Polizeibeamte und Mitarbeiter der Notfallseelsorge. Drei Rettungswagen standen bereit.

Totengeläute von der Lubentiusbasilika lag am Morgen über der 1.700-Einwohner-Gemeinde. Es war die folgenschwerste Brandkatastrophe in der Region nach dem Krieg. Die Brandursache ist völlig unklar, das Haus unbewohnbar. Spezialisten des Landeskriminalamts wurden in die Ermittlungen eingeschaltet. Kreisbrandinspektor Georg Hauch: „Wo das Feuer begonnen hat, ist noch unklar.“

Am Brandherd herrschte in der Nacht eine bedrückende Stimmung, es flossen Tränen. Alle starrten unentwegt auf das Haus, das fünf tote Mitbürger beherbergte, die im Dorf integriert und beliebt waren.
Ortsvorsteher Bernhard Eufinger war fassungslos: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Vor drei Wochen war die Familie noch mit uns in der Partnergemeinde Oudenburg in Belgien. Wir werden zu einem Trauergottesdienst einladen und sicher auch die Kirmes am Monatsende absagen.“

40 Stück Milchvieh wurden am Morgen von befreundeten Landwirten gemolken und versorgt. „Wir müssen uns noch um einige hochtragende Rinder auf der Weide kümmern und um die Kälber, es wurden auch vier bis fünf Hausschweine gefüttert. Der Kreisbauernverband kümmert sich um die Weiterführung des Hofes. Es wurde zunächst ein Betriebshelfer eingesetzt.

Landwirt Josef Gotthardt ist weit über die Region bekannt. Er verbrachte sein Leben mit ehrenamtlichen Aufgaben, war unter anderem 28 Jahre in der Kommunalpolitik aktiv, darunter 21 Jahre als ehrenamtlicher Stadtrat und führte fast 30 Jahre den Limburger Angelsportverein.

Bild & Text: Fluck


Anmerkung KFV: In unserer Rubrik Aktuelles finden Sie weitere Bilder und Berichte vom Brand in Dietkirchen.







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