
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Seit gestern Mittag 12 Uhr fallende Pegel, keine Entwarnung an der Hochwasserfront
«Das Wasser fällt seit 12 Uhr», sagte Kreisbrandinspektor Georg Hauch. In den Morgenstunden hatte die Lahn im Landkreis Limburg-Weilburg ihren Höchststand erreicht und ihren Pegel dabei einige Zeit gehalten. Zwei Zentimeter fehlten in Limburg bis zur Sechs-Meter-Marke, teilte Paul Müller, Leiter des Ordnungsamts mit. Er war zusammen mit dem Ersten Stadtrat Michael Stanke und dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor Peter Lorger auf «Tour» zwischen Eschhofen, Limburg, Staffel, Offheim (Brücke des Elbbachs vor Niederhadamar) und Dietkirchen.
«In Mühlen wird doch deutlich, dass das Hochwasser eine andere Dimension erreicht», sagte Stanke. Der ehemals selbstständige Ort und heutige Teil von Eschhofen war in der Stadt am stärksten vom Hochwasser betroffen. Das Wasser stand in der Straße und lief in die Häuser. Die Feuerwehr versorgte zum Beispiel von Booten aus die Bewohner mit Essen auf Rädern. «Die Pumpen halten das Wasser aus den Wohnungen fern», sagte Edith Egger-Mertin, die mit ihrem Haus direkt an der Lahn steht – zumindest bei Hochwasser. Normalerweise sind es einige Meter bis zum Fluss hinter dem Philippsdamm. Bis zum Pegelstand von 1984 von 6,87 Meter fehlten allerdings 89 Zentimeter.
Entwarnung gibt es trotz der seit gestern Mittag fallenden Pegel nicht. «Wir lassen alles stehen», sagte Müller gestern Nachmittag über den Hochwasserschutz. Das Hochwasserlagezentrum beim Regierungspräsidium Gießen hat kräftigen Regen vorausgesagt – und damit soll auch wieder das Wasser steigen. Georg Hauch hofft dann auf mehr Einsicht der Autofahrer. Gestern hat es wieder einen erwischt zwischen Dehrn und Eschhofen. Und die zur Hilfe eilende Feuerwehr blieb dann mit ihrem Fahrzeug aufgrund eines technischen Defekts auch noch liegen.
Der Schutz hält
Am stärksten vom Hochwasser ist in der Region noch Diez betroffen. Zwar hatte die Feuerwehr keine wirklich ruhige Nacht, doch konnte Wehrleiter Marcus Grün am Vormittag ein positives Fazit ziehen: Alle Schutzmaßnahmen haben gehalten. Entwarnung kam auch von der Polizei. Die Straßensperrungen in der Innenstadt sorgten auf den Umleitungsstrecken nur für kleinere Staus im Berufsverkehr.
Gegen Abend hatte die Feuerwehr begonnen, die Rosenstraße nach Überschwemmungen von Emmerichstraße, Schulstraße und Kasernen-Parkplatz mit Sandsäcken abzudichten. Der Hochwasserschutz für die Altstadt – nahe der Tretboot-Anlage wurde eine neue Metallwand errichtet – wurde mit Bohlen um weitere 30 Zentimeter erhöht. Eine sinnvolle Maßnahme, wie sich im Laufe der Nacht zeigen sollte. Die Sperre, die nachmittags noch gut 20 Zentimeter aus dem Wasser ragte, wurde komplett überspült.
In den Nachtstunden warfen Altstadt Anlieger auch die elektrischen Pumpen in den Kellern an, die durch Außenschächte und aus den Kanälen hoch drückendes Wasser allmählich voll liefen. Über den Kirmesplatz breitete sich die Lahn bis zu den ersten Hütten der Schrebergartenanlage in der Au aus. Zwischen Aull und Staffel breitete sich das Hochwasser auf den angrenzenden Wiesen aus, die Kreisstraße zwischen beiden Orten musste morgens gesperrt werden.
Einsatz der Feuerwehr
Die Aar, deren Wasserstand im Stadtgebiet bis auf einen Meter unter der Mauerkrone anstieg, machte den Einsatzkräften wenig Sorgen – Schutzmaßnahmen am Schuhhaus Held erfüllten ihren Zweck. Allerdings machte die Situation am Werkes einen Einsatz erforderlich: Um das Untergeschoss der Tiefgarage vor Überschwemmungen zu bewahren, rückte die Wehr noch am Sonntagabend aus und pumpte das Wasser von der abgedichteten Zufahrt zurück in die Aar, auch gestern wurde noch gepumpt.
Bei Frank Dobra stellte sich gestern am späten Vormittag zwar keine komplette Entwarnung, wohl aber leichte Entspannung ein. Wenn auch der Wasserstand noch nicht unter die kritische Marke von 5,90 Meter gefallen war, so ging der Erste Beigeordnete der Stadt doch davon aus, dass die größte Gefahr überwunden ist. Die Pumpen der Verbandsgemeinde im Häuschen hinter der alten Kaserne hatten gut durchgehalten, Barrieren und Sandsäcke ihren Zweck zum Schutz von Altstadt und Rosenstraße erfüllt. Sogar ein in der Schulstraße abgestelltes Fahrzeug konnte nach Feststellung des Halters und Lautsprecherdurchsagen aus dem Weg geschafft werden.
Zufrieden blickte Dobra auf das Krisenmanagement. Feuerwehr, städtischer Bauhof und Ordnungsamt der Verbandsgemeinde hätten Hand in Hand zusammengearbeitet. Der Wehr zollte der Beigeordnete allerhöchstes Lob: Seit Freitag war das ein sehr souveräner Einsatz… hbw/jl
Artikel vom 10. Januar 2011, 20.31 Uhr (letzte Änderung 11. Januar 2011, 09.40 Uhr)