Mittelhessen.de Löhnberg. Es begann ganz friedlich: Der erste Teil der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehren der Großgemeinde Löhnberg lief flott ab ...

Löhnberger Gemeindebrandinspektor wird abserviert / Wahl ungültig?

Doch als dann die Wahl des Gemeindebrandinspektors und seiner beiden Stellvertreter anstand, geriet die Löhnberger Feuerwehr-Welt aus den Fugen.
Da war die Welt noch in Ordnung: Geehrte und beförderte Personen sowie ernannte Wehrführer und ihre Stellvertreter stellen sich zu einem Gruppenfoto zusammen. (Foto: Bach) | mittelhessen.de
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Da war die Welt noch in Ordnung: Geehrte und beförderte Personen sowie ernannte Wehrführer und ihre Stellvertreter stellen sich zu einem Gruppenfoto zusammen. (Foto: Bach) | mittelhessen.de

Während die Aktiven der Kerngemeinde, die normalerweise die stärkste Gruppe darstellen, nur mit 19 Mitgliedern vor Ort waren, hatten die Wehren aus den drei Ortsteilen alles zusammengetrommelt, was möglich war, sich eine Stunde zuvor im Niedershäuser Feuerwehrhaus getroffen und sich abgesprochen.

Bei der Wahl wurde dann völlig unerwartet der amtierende Gemeindebrandinspektor Jürgen Schütz nicht wiedergewählt; sein bisheriger Stellvertreter Jörg Leichthammer erhielt mit 38 zu 19 die meisten Stimmen. Entsetzen und Unglauben stand in den Augen der Löhnberger Wehrleute - und bei Jürgen Schütz. Keiner von ihnen hatte etwas geahnt, auch Bürgermeister Frank Schmidt (SPD) nicht. Er hatte lediglich gespürt, dass "irgendetwas in der Luft lag", aber keinem der Männer, mit denen er sonst ein gutes Verhältnis hat, war ein Wörtchen über die Lippen gekommen.

Löhnberger Feuerwehrleute verlassen nach der Wahl erst einmal den Saal

Unverständnis für die Wahl von Jörg Leichthammer nährte auch der Hintergrund, dass dieser in den vergangenen beiden Jahren kaum noch Übungen besucht und öffentlich für den 1. April angekündigt hatte, seine Uniform abgeben zu wollen. Er fühle sich nicht wohl in seiner Haut, äußerte er nach dem Wahlvorgang.

Zu seinem Stellvertreter wurde Dirk Petters (41 zu 19 Stimmen), zum zweiten Stellvertreter Klaus Reis (37 zu 22 Stimmen) ernannt. Problemlos ging die Wiederwahl von Jugendfeuerwehrwart Jürgen Punga über die Bühne.

Nach der Wahl verließen die Löhnberger Feuerwehrleute erst einmal den Saal, um sich im Nebenraum zu beraten. "Jetzt keinen unüberlegten Schritt machen" - trotz des Vertrauensbruchs, der gerade stattgefunden habe, das war das Resümee dieser Beratung.

Ohne die Kerngruppe ist das Feuerwehrwesen in Löhnberg nicht möglich. Und ohne eine Zusammenarbeit mit allen geht es auch nicht. Gerade durch die Nähe zur B 49 kommt der Löhnberger Wehr eine immens wichtige Bedeutung zu.

Auf der Suche nach den Hintergründen scheinen ungeklärte persönliche Konflikte und Animositäten die tragende Rolle für den Aufstand zu spielen. Denn keine Ortsteil-Wehr kann sich über eine Benachteiligung beschweren: Obershausen bekommt die Aufstockung seines Gerätehauses mit einem Gemeinschaftsraum, Niedershausen wird sein neues Fahrzeug erhalten und das Feuerwehrgerätehaus in Selters ist bereits auf Vordermann gebracht worden.

Bleibt abzuwarten, wie es weitergeht. Und vielleicht ist die ganze Aufregung auch unnötig: Bei der Überprüfung der Wahl habe sich herausgestellt, dass auch nicht Stimmberechtigte mit abgestimmt hätten, so Bürgermeister Schmidt gestern auf Nachfrage. So wie es aussehe, müsse der Wahlvorgang wiederholt werden.

In seinem Jahres-Bericht hatte Jürgen Schütz zuvor geschildert, dass die Einsatzabteilung 82 Personen, darunter sieben Frauen, zähle. Außerdem gehören dem Verein 604 fördernde Mitglieder an. 70 Übungen waren abgehalten worden und zu 34 Einsätzen, davon 18 Brandeinsätzen, waren die Wehren gerufen worden.

In seinem Grußwort hatte Bürgermeister Frank Schmidt geäußert, dass er ein hartnäckiger Vertreter der Ortsteilfeuerwehren sei. Auch bat er darum, bei anstehenden Problemen das Gespräch mit ihm zu suchen. Die Feuerwehren würden ehrenamtlich einen unschätzbaren Dienst für die Bevölkerung leisten, so Schmidt weiter. Dabei stehe das Miteinander im Vordergrund. Denn gerade bei Tageseinsätzen sei man auf die Hilfe der verfügbaren Kameraden angewiesen. Auch teilte er mit, dass Atemschutzgeräteträger für ihr Engagement in Zukunft 100 Euro pro Jahr bekommen sollen.

Kreisbrandinspektor Georg Hauch fügte an, dass er die Information über eine finanzielle Anerkennung, die Löhnberg anstrebe, "im Kreis verteilen" werde. Auch er sprach sich gegen eine Zusammenlegung von Wehren und die Auflösung von Ortsteilwehren aus.

Er richtete einen Appell an die Aktiven, wieder mehr Lehrgänge zu besuchen. Bis zum Jahresende würden 1500 bis 1600 Einsatzkräfte für den Digitalfunk geschult, sagte er. Und er lud für den 2. Juni zum Tag der offenen Tür in das Gefahrenabwehr-Zentrum und die Zentrale Leitstelle ein.

Ehrungen und Beförderungen

Auch Ehrungen und Beförderungen standen auf dem Programm: Carmen Petters wurde mit dem Bronzenen Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes ausgezeichnet. Das Goldene Brandschutzehrenzeichen erhielt Klaus-Dieter Lewalter. Anerkennungsprämien bekamen erstmals langjährige Aktive: so Ingolf Costisella für 30 Jahre 500 Euro und je 1000 Euro für 40 Jahre gingen an Klaus-Dieter Lewalter, Gottfried Lenz und Harald Herrmann. Befördert wurden Marc Guasch-Palleja und Marcel Kadyk zum Feuerwehrmann und Florian Schüller zum Oberlöschmeister. Ernannt wurden zum Wehrführer Obershausen Björn Schneider, seinem Stellvertreter Sebastian Geisler, zum Wehrführer von Selters Martin Klußmann und seinem Stellvertreter Harald Hermann.(mb)

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Copyright © mittelhessen.de 2012
Dokument erstellt am 18.03.2012 um 19:28:04 Uhr
Letzte Änderung am 18.03.2012 um 19:30:38 Uhr

Hinweis: Verwendung der Artikel vom Weilburger- bzw. Nassauer Tageblatt mit freundlicher Genehmigung von Mittelhessen.de.

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