Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Villmar. Besuch beim Tag der Vereine, Besprechung mit den Mitarbeitern, Gespräche mit Bürgern und sogar noch ein Termin in Wiesbaden – Bürgermeister Hermann Hepp (CDU) ist bis zuletzt ganz für seine Gemeinde da. Am 30. Juni hat der 63-Jährige aus Weyer seinen letzten Arbeitstag. Im Gespräch mit dieser Zeitung ließ Hepp 18 Jahre Dienstzeit Revue passieren – und für seinen Nachfolger Arnold-Richard Lenz hat er einige gute Ratschläge parat. NNP-Redakteur Rolf Goeckel sprach mit dem scheidenden Rathaus-Chef ...

Bürgermeister Hermann Hepp an seinem Schreibtisch: Arbeiten bis zum Schluss. Foto: Goeckel
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Bürgermeister Hermann Hepp an seinem Schreibtisch: Arbeiten bis zum Schluss. Foto: Goeckel

Villmarer Bürgermeister scheidet nach 18 Jahren zum Monatsende aus dem Amt: „Ich habe mein Bestes gegeben“

NNP: Herr Hepp, in wenigen Wochen gehen Sie in den Ruhestand. Haben Sie sich schon ein Hobby gesucht?

Hepp: Hobbys pflegte ich schon immer, auch wenn sie in den letzten 18 Jahren bescheiden waren. Den Ausgleich zum Dienst als Bürgermeister fand ich in der Landwirtschaft. Mit dem 14. Lebensjahr begann ich dort meine erste Lehre, baute den Betrieb auf, den mein Sohn erfolgreich weiterführt und wo ich noch oft genug gebraucht werde. Gleichzeitig zu meiner Verabschiedung wird unsere Enkeltochter Clara ein Jahr alt. Dies ist das schönste Hobby für die Großeltern. Mit meiner Frau werde ich in Zukunft mehr unternehmen, wofür bisher wenig Zeit war. Aber auch ehrenamtlich will ich aktiv bleiben. Ich bin Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung, werde im ersten Tenor des MGV Weyer singen, wobei ich nicht weiß, ob ich das hohe C noch treffe. Langweilig wird‘s mir jedenfalls nicht.

Villmar heute und vor 18 Jahren: Wie hat sich die Gemeinde in Ihrer Amtszeit verändert?

Hepp: Zunächst einmal bin ich stolz und dankbar, dass ich 18 Jahre Bürgermeister des Marktfleckens Villmar sein durfte. Dank an meine Villmarer! Villmar hat sich in 18 Jahren sichtbar gewandelt. Bedarfsgerechte Kinderbetreuung mit Krippenplätzen, Tagesstätten und Kindergärten hatten für mich oberste Priorität. Das gute Zusammenspiel mit der Schule hat dazu geführt, dass die Integrierte Gesamtschule Runkel/Villmar gegründet werden konnte, die gut angenommen wird. Mit Blick auf die Feuerwehr bin ich stolz, dass es uns gelungen ist, alle Feuerwehren in ihrer Substanz zu erhalten und maschinell gut auszustatten, so dass den Bürgern nicht angst sein muss. Wichtig war mir auch die Unterstützung der Vereine, das Gold, von der jede Gemeinde in allen Ortsteilen lebt. Auch die Sportstätten sind auf dem neuesten Stand. 250 Bauwilligen konnte mit Grundstücken geholfen werden, wenngleich es richtig war, dass wir keine weiteren Baugebiete mehr ausweisen. Denn der demografische Wandel macht auch vor Villmar nicht halt. Wir müssen die Ortskerne weiter beleben, indem wir Anreize mit dem gemeindlichen Förderprogramm "Unserem Dorf mehr Leben geben" schaffen, dort zu wohnen. Daran gilt es weiterzuarbeiten.

Waren Sie ein guter Bürgermeister?

Hepp: Das müssen andere beurteilen. Ich habe mein Bestes gegeben.

Was betrachten Sie als Ihren persönlich größten Erfolge?

Hepp: Dass ich nicht abgehoben bin und in Villmar Anerkennung gefunden habe. 18 Jahre Bürgermeister von Villmar zu sein war für mich eine Ehre. Und Anerkennung kommt in der Begegnung mit den Menschen. Ich bin stolz auf ein gutes Verhältnis zwischen Gemeinde und Kirchengemeinde, aber auch darauf, dass es mir gelungen ist, die kleineren Ortsteile Seelbach, Falkenbach und Langhecke in die positive Entwicklung einzubeziehen.

Und was ist Ihnen misslungen?

Hepp: Wenn man eine Gemeinde nach vorne bringen will, braucht man Steuereinnahmen, die Finanz- und Immobilienkrise war ein großer Einschnitt auch in die kommunale Selbstverwaltung. Die Kommunen hatten keinen Einfluss darauf, aber wir spüren es. Es war immer meine Maxime, in die Zukunft zu investieren, auch wenn nicht alle Projekte realisiert wurden. Eine breite Zustimmung der Gemeindegremien war stets erforderlich.

Wie zum Beispiel für das Lahnmarmormuseum, eines Ihrer Lieblingsprojekte. Wie sehr schmerzt Sie, dass dieses Vorhaben gescheitert ist?

Hepp: Ich brauche kein Denkmal, sehe aber, dass dieses Museum eine positive Entwicklung für den Tourismus in Villmar bedeutet hätte, ähnlich wie der Verkauf des Bahnhofs, der ja ebenfalls nicht zustande kam. Ich hätte beides gerne verwirklicht gesehen. Als ich beim Museum die Reißleine zog, war der Punkt erreicht, an dem es einfach nicht mehr ging. Man muss Realist sein, damit ein solches Projekt finanzierbar und unterhaltbar ist, braucht man Idealisten und Mitstreiter, gegen den Willen der Bürger geht es nicht.

Haben Sie zwischendurch auch einmal ans Aufhören gedacht?

Hepp: Das war für mich nie ein Thema, ich habe im Laufe der Jahre sogar 120 Urlaubstage in den Marktflecken Villmar investiert. Ich würde immer wieder für dieses Amt kandidieren. Als Selbstständiger habe und hatte ich immer Ziele und Ideen, wie sich ein Betrieb – so auch das Unternehmen Villmar – entwickeln soll. Mir war auch immer lieber, dass mich jemand bremst als mich schiebt. Man darf diesen Job nicht nur als Beruf sehen, in den man mit Idealismus viel Freizeit investiert, vor allem an den Wochenenden. Ich bedauere es nicht, und auch Kritik hat mich letztlich stark gemacht, wenn sie konstruktiv war und mich zum Nachdenken angeregt hat.

Sie haben ein Parteibuch der CDU, haben aber auch Themen angepackt, die eher bei der SPD angesiedelt sind, zum Beispiel beim Jugendpfleger. Wie viel Ärger hat Ihnen das eingehandelt?

Hepp: Mir war wichtig zu wissen, woher ich komme: aus der CDU. Aber meine Partei, das waren die Bürger. Es ging mir darum, alle politischen Richtungen einzubinden, und das ist mir gelungen. Ich habe Freundschaften mit Mitgliedern anderer Parteien geschlossen. Für Parteipolitik ist kein Platz in einer kleinen Gemeinde wie Villmar.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Debatte um einen Sozialarbeiter und einen Jugendpfleger für Villmar?

Hepp: Wir müssen in Bildung investieren, damit alle Kinder Chancen haben. Von nichts kommt nichts. Die Schulsozialarbeit muss durchgeführt werden, um Schwachstellen bei den Schülern frühzeitig zu erkennen. Das ist eine Aufgabe, die die Kommune übernehmen muss, denn sie ist wichtig für unsere Zukunft. Ich bin auch ein Befürworter eines Jugendpflegers. Es muss aber nicht sofort sein, sondern kann warten, bis Erfahrungen aus der Schulsozialarbeit vorliegen. Jedes Kind, das nicht in den Abgrund fällt, rechtfertigt die Stelle eines solchen Jugendpflegers. Hier sind Bund und Land gefordert die Kommunen finanziell auszustatten, um diese Aufgabe zu erfüllen.

Die finanzielle Situation des Marktfleckens Villmar ist sehr angespannt. Hat die Gemeinde Villmar über ihre Verhältnisse gelebt, gar Party gefeiert, wie kürzlich ein Parlamentsmitglied sagte?

Hepp: Wir haben keine einzige Investition getätigt, die zu einer Partystimmung geführt hätte. Die Frage lautet doch immer: Würdet ihr auf den Sportplatz in Weyer verzichten, auf die Halle in Seelbach, einen der Kindergärten oder die König-Konrad-Halle? Wer Party sagt, muss auch sagen: Das ist nicht notwendig. Alles, was wir geschaffen haben, waren Zukunftsinvestitionen. Dazu gehört auch, was wir in die Abwasserbeseitigung investiert haben, mit Kläranlagen in Langhecke und Falkenbach. Und hier müssen wir noch viel investieren. Wenn ich jetzt eine funktionierende Gemeinde Villmar hinterlasse, musste natürlich viel investiert werden. Nichtstun hätte Stillstand bedeutet, hieße nur, die Investitionen in die Zukunft zu verschieben.

Ist eine kleine Kommune wie Villmar auf Dauer alleine lebensfähig?

Hepp: Villmar lebt in guter Nachbarschaft mit anderen Kommunen, die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert, zum Beispiel bei Wasser und Abwasser, und sie muss unbedingt fortgeführt werden. Der Ausbau der DSL-Versorgung hat gezeigt, dass wenn zwei Bürgermeister etwas gemeinsam wollen, das auch klappt. Wir haben heute in vielen Bereichen bereits eine Vernetzung, zum Beispiel beim Lahnwanderweg und im Tourismus.

Wo sehen Sie für die Zukunft die größten Herausforderungen für den Marktflecken?

Hepp: Bei den finanziellen Engpässen. Die gesetzlich geregelten Aufgaben bringen uns an die Grenzen des Machbaren, zum Beispiel bei der Sanierung der Kanäle, die bis 2018 erledigt sein sollten. Hier werden wir einen Konsens mit den Behörden finden müssen. Eine Herausforderung wird auch sein, die bestehenden Einrichtungen der Gemeinde nicht zu vernachlässigen. Die Infrastruktur der Gemeinde ist auf Vordermann gebracht, abgesehen von der Sanierung der Kanäle. Das wird noch ein zäher Weg sein.

Wenn Sie Ihrem Nachfolger Arnold-Richard Lenz einen Rat geben müssten, wie würde er lauten?

Hepp: Auf Menschen zugehen und immer das Ohr am Volk haben, eigenes Profil finden und immer erklären, warum bestimmte Maßnahmen notwendig sind. Wichtig ist es auch, sich immer selbst treu zu bleiben und zu wissen: Das bin ich, das kann ich, das will ich. Herr Lenz begleitet mich in den letzten Wochen bei vielen öffentlichen Terminen, somit ist eine reibungslose Amtsübernahme zum 1. Juli gesichert. 120 Prozent geben, um 100 Prozent zu erreichen war meine Devise, dieses wünsche ich auch meinem Nachfolger Arnold-Richard Lenz.

Artikel vom 14. Juni 2012, 19.32 Uhr (letzte Änderung 15. Juni 2012, 04.29 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Ergänzung KFV: Der Kreisfeuerwehrverband Limburg-weilburg e.V. mit seinen angeschlossenen Feuerwehren bedankt sich bei Bürgermeister Hermann Hepp sehr herzlich für die sehr gute Zusammenarbeit. Insbesondere als Vorsitzender der Bürgermeistervereinigung der Städte und Gemeinden des Landkreises hatte er für die Feuerwehren stets ein offenes Ohr, hat sie unterstützt und gefördert, wie auch als Bürgermeister der Gemeinde Villmar die dortigen Wehren. Auch bei den Feuerwehrleistungsübungen war er stets zur Stelle. Wr wünschen ihm, dass er nun in seinem Ruhestand die Zeit für die Dinge findet, die er schon immer einmal machen wollte.

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