

Bild: Ein Kick, und schon läuft die Flader-Pumpe der Oldtimerfreunde Schlitz rund, und es gibt Druck auf den Schläuchen. Kleines Bild: Wenn der volle Druck aus den alten Pumpen kommt, müssen acht kräftige Männerarme die Spritze festhalten. Fotos: wu
Wegen der erwarteten Hitze waren die Aussteller und die gastgebenden Feuerwehrleute schon früher auf dem Gelände vor dem Feuerwehrgerätehaus erschienen, hatten ihre mitgebrachten "Schätze" aufgebaut, dann ein kräftiges Frühstück eingenommen. Bald schon kamen die ersten Ausstellungsbesucher zum sogenannten "Flader-Treffen", benannt nach der legendären Firma Flader, die seit ca. 1860 Feuerwehrpumpen herstellt, die bei den Feuerwehrleuten sehr geschätzt waren und damit heute zahlreich als historische Pumpen zur Verfügung stehen.
Da hatte jedes Ausstellungsstück seine eigene Geschichte. Viele Pumpen haben eine halbe Weltreise hinter sich, verschwanden irgendwann in einer Scheune oder Garage, gammelten vor sich hin, wurden irgendwann wieder ans Tageslicht befördert und in aufwendiger und langwieriger Arbeit wieder "zum Leben erweckt". Die Freude an dem "Wiederaufbau" hat auch mit dem Traum eines jeden strammen Jungen aus Kindertagen zu tun, der natürlich Feuerwehrmann werden wollte. Und dann traten die alten Schätze in Aktion. Zunächst wurden von den zum Teil in historischen Uniformen erschienenen Akteuren Schläuche verlegt und angeschlossen. Dann wurde der Motor per Kickstart angeworfen. Hier zeigte sich schon, dass manche Pumpe nicht so recht wollte, so dass beim Maschinisten Schweiß treibende Arbeit zu leisten war, bis der Motor endlich ansprang, sich der Pumpendruck so langsam aufbaute, die Wasserschläuche sich "aufprallten" und die Männer am Strahlrohr fester zupacken mussten, weil der Wasserstrahl mit gewaltigem Druck bei ihnen angekommen war. Und dann glitzerten Millionen Wassertropfen gegen den sonnenstrahlenden Himmel.
Viel restauriert
Diese Übung absolvierten viele der restaurierten Pumpen – für die Gerätewarte oder die Gruppen innerhalb der Feuerwehr, die sich allein mit Restaurierung beschäftigen, schönster Lohn für zum Teil jahrelange Arbeit in ihrer Freizeit. "Das ist jetzt bereits das fünfte Fladertreffen, das einzige im Landkreis Limburg-Weilburg, das die Wehren Werschau und Nauheim im Turnus von zwei Jahren abwechselnd durchführen", sagte Joachim Becker, Feuerwehrangehöriger von Werschau, der sich an gemeinsame Restaurierungszeiten erinnert. Nach dem Weltkrieg hatten fast alle Feuerwehren Einheits-Tragkraftspritzen von den Firmen Metz, Ziegler, Flader und anderen. In den neuen Bundesländern wurden diese Pumpen bis 1989 weiter gebaut. Mit der Restaurierung hatte man zunächst wenig Erfahrung: Zunächst wurden die historischen Pumpen alle rot (die Farbe der Feuerwehr) angestrichen. Sie waren nämlich alle in Grün-Beige lackiert, weil diese zur Verfügung stand, rot aber damals recht teuer gewesen wäre. "Mit den Fladertreffen haben wir dann erreicht, dass die "Feuerwehr-Schrauber" ein Forum bekamen. Sie kamen jetzt zum Teil von weit her, um sich untereinander auszutauschen und um Fachgespräche zu führen. Wie stelle ich die Magnetzündung am besten ein? Wo bekomme ich dieses oder jenes Ersatzteil? Wer dreht mir eine Welle? Aus diesen Kontakten haben sich gute Bekanntschaften, zum Teil Freundschaften, entwickelt, die durch die Jahre der "Flader-Treffen" vertieft wurden.
Schönes Hobby
Dass diese Freundschaften mit dem schönen Hobby gehalten werden, war dann auch der Wunsch von Brechens Bürgermeister Werner Schlenz, der sich sehr interessiert die schönen Stücke erläutern ließ, gerne auch darauf hinwies, dass die Feuerwehr Werschau die älteste Pumpe der Ausstellung, eine "Flader Siegerin I", Baujahr 1925, zur Präsentation beisteuern konnte.
Schon zum dritten Mal und immer gern dabei waren die Oldtimerfreunde der Freiwilligen Feuerwehr Schlitz (Oberhessen), die ihre Flader-Motorspritze Lafette 1300 vorstellten. Dieses in zwei Jahren von sechs Männern restaurierte Stück auf einem Fahrgestell war das älteste Ausstellungsstück mit der stärksten Leistung; der Pumpenmotor bringt 35 PS. Eine Ziegler-Tragkraftspritze TS 8/8 in Aktion zeigte der Privatsammler Georg Höhler aus Waldbrunn-Fussingen, der im Begriff ist, ein privates Feuerwehrmuseum aufzubauen. Er ist seit 30 Jahren Mitglied der FFW Hausen und sammelt seit nunmehr 15 Jahren alles, was mit Feuerwehr zu tun hat. Die vorgestellte Ziegler hat einen VW-Motor, der 34 PS leistet und in 1962 gebaut wurde, immer noch voll funktionsfähig ist. Das Stück wurde von der Bundeswehr ausgemustert, hat "nur" 55 Betriebsstunden auf dem Buckel und wurde stilgerecht mit einem rot lackierten VW-Bully herbei transportiert.
Im Rahmenprogramm konnten sich die Besucher der Ausstellung an den 1380 Modellfeuerwehrautos im Maßstab 1 : 87 (HO), schön aufgereiht in Glasvitrinen (und alle rot lackiert), von Willi Kremer von der Feuerwehr Niederbrechen erfreuen. Natürlich war für Essen und Trinken ausreichend gesorgt, dass nach dem "Ausstellungsgang" unterm schützenden Zeltdach eingenommen werden konnte. (wu)
Artikel vom 25. August 2012, 03.23 Uhr (letzte Änderung 25. August 2012, 05.08 Uhr)
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.