Mittelhessen.deFrankfurt/Main/Wiesbaden (dpa/lhe). Nach dem Feuerinferno im Schwarzwald fordern Feuerwehr und Behindertenexperten, den Brandschutz in besonderen Einrichtungen auch in Hessen auf den Prüfstand zu stellen. Fachleute verlangen eine bessere Schulung von Betroffenen und Feuerwehrleuten, die Feuerwehr sieht die Verantwortung bei den Trägern. Die Landes-Behindertenbeauftragte Maren Müller-Erichsen zeigte sich überzeugt davon, dass einige Behindertenwerkstätten in Hessen beim Brandschutz nachrüsten müssten ...

Die Praunheimer Werkstätten trainieren für Notfälle. Foto: Felix Frieler | Foto: dpa
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Die Praunheimer Werkstätten trainieren für Notfälle. Foto: Felix Frieler | Foto: dpa
 
In Titisee-Neustadt im Schwarzwald waren am Montag bei einem verheerenden Feuer 13 behinderte Menschen und eine Betreuerin ums Leben gekommen. Hessische Behindertenwerkstätten zeigten sich entsetzt über die Katastrophe. Nach Zahlen des Landeswohlfahrtsverbands (LWV) arbeiten in Hessen derzeit gut 15 500 behinderte Menschen in sozialen Werkstätten.
Es gehe um die Frage, wie Menschen gerettet werden könnten, in diesem Bereich «brauchen wir mehr Ideen», sagte die Behindertenbeauftragte, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen ist. Da die Träger der Werkstätten aber unter hohen Kosten stöhnten, könne am ehesten der LWV mit Krediten unterstützen. Dem Land fehlten die Mittel.
 
Das Sozialministerium widerspricht: Aus der Landeskasse stünden jährlich 4,7 Millionen Euro für Baumaßnahmen in Behindertenwerkstätten zur Verfügung. Mittel für den Brandschutz würden zwar nicht gesondert ausgewiesen, sagte die Sprecherin des Sozialministeriums, Gesa Krüger, auf Anfrage. «Aber der Topf wurde in diesem Jahr noch gar nicht komplett abgerufen, es ist also noch etwas übrig.»
 
Der stellvertretende Geschäftsführer der EVIM Gemeinnützige Behindertenhilfe GmbH in Wiesbaden, Eugen Krauter, forderte mehr Sensibilität für das Thema Sicherheit. Schulungen, Rettungskonzepte und Brandschutz müssten vor allem in den Einrichtungen für behinderte Menschen neu thematisiert werden. Es müsse trotz genereller Konzepte geprüft werden, ob die Betroffenen ebenso wie Betreuer ausreichend auf einen Notfall vorbereitet und die Vorgaben auf einem aktuellen Stand seien, sagte Krauter.
 
Die Frankfurter Feuerwehr hat da ihre Zweifel: «Man muss den Brandschutz ständig trainieren - und da hapert es bei einigen Trägern», sagte Feuerwehr-Chef Reinhard Ries. «Wichtiger als theoretisches Gequatsche ist die praxisnahe Übung, das "Notfall-Spielen".» Menschen müssten zum Beispiel nicht nur wissen, wo ein Feuerlöscher steht, sondern auch, wie man ihn bedient.
Ries rechnet nach der Katastrophe in Titisee-Neustadt zwar mit einer steigenden Zahl von Anfragen für Brandschutztrainings. «Aber dieses Interesse muss auf Dauer aufrechterhalten werden», sagte er. «Wir befürchten, dass die Kenntnis über den Brandschutz wegen der häufigen Personalwechsel in den Einrichtungen nicht ausgeprägt ist.»
 
Mehrere Behindertenwerkstätten betonten, ausreichend Fürsorge zu tragen. In den Einrichtungen der Praunheimer Werkstätten in Frankfurt werde zum Beispiel regelmäßig mit den Behinderten und ihren Betreuern für den Ernstfall trainiert, hieß es. «Wir haben automatische Brandschutztüren und einen klaren Notfallplan. Im Ernstfall ist unser Haus in drei bis fünf Minuten leer. Das üben wir einmal im Jahr», sagte Holger Moeller, der Leiter der Werkstatt für behinderte Menschen Praunheim. Auch im Antoniusheim in Fulda wird einmal im Jahr für den Ernstfall geprobt.
 
Der Landeswohlfahrtsverband Hessen reagierte «mit Entsetzen» auf die Brandtragödie im Schwarzwald. «14 Tote auf einen Schlag, das ist schon eine Katastrophe größeren Ausmaßes», sagte der Erste Beigeordnete Andreas Jürgens (Grüne). Der 56-Jährige ist seit der Geburt gehbehindert und sitzt im Rollstuhl. «Menschen mit eingeschränkter Mobilität haben in solchen Fluchtsituationen immer große Nachteile.»
 
Er habe aber «keine Hinweise» darauf, dass in den hessischen Behindertenwerkstätten der Brandschutz verbessert werden müsse. «Der Brandschutz wird sehr ernst genommen. Die Aufsichtsbehörden achten darauf.» Doch auch Jürgens gibt zu bedenken: «Auf solch eine Katastrophe kann man nicht hundertprozentig vorbereitet sein.»

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Dokument erstellt am 27.11.2012 um 17:35:01 Uhr
Letzte Änderung am 27.11.2012 um 17:35:11 Uhr

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