Die Digitalfunkgeräte dürfen nur von im Analogfunk ausgebildeten Sprechfunkern (Sprechfunkzeugnis oder Sprechfunkberechtigung) und der abgeschlossenen 8-stündigen Digitalfunk Endanwender-Umschulung benutzt werden. Laut "Schulungskonzept Digitalfunk BOS Hessen" des Projektes Digitalfunk Hessen vom Oktober 2010 sind Endanwender in einer 8 Unterrichtseinheiten (UE) dauernden Endanwender-Umschulung zusätzlich im Digitalfunk zu beschulen.
Da der Landkreis Limburg-Weilburg Anfang 2012 als einer der ersten Kreise in Hessen nahezu komplett mit Basisstationen ausgestattet war, wurde von der Brandschutzaufsicht in Absprache mit den Kreisausbildern schon frühzeitig ein Konzept für die Schulungsmaßnahmen im Landkreis entwickelt.
Dieses besteht aufgrund der Landesvorgaben aus einer allgemeinen theoretischen Einweisung in den Digitalfunk TETRA von ca. 3 bis 4 UE (freitagabends von 18:00 bis ca. 22:00 Uhr mit jeweils 2 Gruppen á 20 Personen) und einer ca. 4 bis 5 UE dauernden praktischen Ausbildung (samstagmorgens von 08:00 bis ca. 12:00 Uhr mit der 1. Gruppe á 20 Personen und samstagnachmittags von 13:00 bis ca. 17:00 Uhr mit der 2. Gruppe á 20 Personen.
Um insbesondere eine praxisnahe Schulung zu gewährleisten, entschied man sich, den praktischen Schulungsanteil in Form einer Stationsausbildung durchzuführen. Die einzelnen Stationen mit jeweils ca. 1 UE Dauer sind:
- Station 1: praktische Einweisung in das Endgerät (HRT) im Netzmodus (TMO)
- Station 2: Sprechfunkübung im Netzmodus (TMO)
- Station 3: praktische Einweisung in das Endgerät (HRT) im Direktmodus (DMO)
- Station 4: Sprechfunkübung im Direktmodus (DMO)
Damit das in der Umschulung Gelernte vertieft werden kann, empfiehlt es sich, in den Wochen nach der Umschulung den Endanwendern ausreichend Gelegenheit zur Übung zu geben. Anhand der e-learning-Komponente kann man mit dem HRT das Erlernte noch einmal in aller Ruhe nachvollziehen. Die e-learning-Komponente ist im Internet über das in den Schulungen mitgeteilte Passwort u.a. erreichbar unter: http://www.e-learning.kreisfeuerwehrverband.net.
Aufgaben der Migrationsbeauftragten
Für die Aufgabenwahrnehmung auf kommunaler Ebene, wie auch in den Hilfsorganisationen, hielt die Brandschutzaufsicht die Einrichtung sogenannter „Migrationsbeauftragter“ für erforderlich. Neben technischem Verständnis sollten jeweils 2 Migrationsbeauftragte unter anderem Bereitschaft zeigen, das ihnen bei Schulungen auf Landkreisebene vermittelte Wissen an die Anwender auf weiterzugeben, die Updateversorgung sicherzustellen, die Geräte- und BOS-Kartenverwaltung zu organisieren sowie kleinere Probleme vor Ort zu lösen oder dem/den übergeordneten Servicepoint/s mitzuteilen.
Zudem wurde die Einbindung in die Rollout-Ausbildung der in der Analog-Technik bereits ausgebildeten Sprechfunker als erforderlich angesehen, da hier ohne eine Anhebung des Personalkegels die flächendeckende Inbetriebnahme verzögern würde. Es handelt sich somit auch um Unterstützungsaufgaben bei der Einweisung an den Funkgeräten und den praktischen Sprechfunkübungen.
Für die Vorabausbildung der Migrationsbeauftragten setzte man eine Beschulung an, die von 2 Kreisausbildern Sprechfunk von Freitag, 27. Januar 2012, bis Samstag, 28. Januar 2012, durchgeführt wurde.
Endanwender-Umschulungen
Anschließend erfolgte die Festlegung der Reihenfolge der Digitalfunk-Endanwender-Umschulungen. Hiermit wurde aufgrund der Verfügbarkeit von Schulungsgeräten mit den Feuerwehren in Weilburg am Freitag, 23. März 2012, sowie Samstag, 24. März 2012, begonnen. Um zu gewährleisten, dass auch sukzessive vom Analog- auf den Digitalfunk umgestellt werden konnte und dies auch gemeindeübergreifend, wurden die Schulungsorte vom Nordkreis bis in den Südkreis nach Lage der Kommunen ausgewählt.
Nach den Feuerwehren aus Weilburg (März/April) folgten die Wehren aus Weilmünster (April), Weinbach (April), Mengerskirchen (Mai), Merenberg (Mai), Löhnberg (Mai), Dornburg (Mai), Waldbrunn (Mai), Elbtal (Juni), Beselich (Juni), Hadamar (Juni), Runkel (Juli), Selters (Juli), Brechen (Juli), Hünfelden (Juli/August), Bad Camberg (August), Villmar (August), Elz (August) und Limburg (August/September).
Am 22. August 2012 waren somit in nur 6 Monaten ca. 80 % der im analogen Sprechfunk-Berechtigten der Feuerwehren, also ca. 1.200 Kameradinnen und Kameraden im Digitalfunk ausgebildet worden. Eine Mammutleistung aller Sprechfunkausbilder und der Brandschutzaufsicht, die zumindest in Hessen derzeit seinesgleichen sucht. Hessenweit besitzt der Landkreis Limburg-Weilburg somit sicherlich unter allen BOS die meisten auch im Digitalfunk ausgebildeten Feuerwehrsprechfunker. Diese Pionierarbeit zeigte sich auch in zahlreichen Anfragen nach Schulungsunterlagen und in Form von einigen Hospitationen bei den Beschulungen von Kreisausbildern aus benachbarten hessischen Landkreisen bzw. Feuerwehren aus dem Nassauischen Feuerwehrverband (NFV).
Fehlplätze wurden zum Teil bereits durch Kameradinnen und Kameraden der Sanitätsorganisationen und der DLRG besetzt. Dennoch besteht hier weiterer Schulungsbedarf für Angehörige der Hilfsorganisationen, wie DRK, Malteser Hilfsdienst, DLRG, OLRD, LNA und THW, die im Laufe des Oktobers noch durchgeführt werden sollen.
Schulungsmaßnahmen für die restlichen Sprechfunker sind im kommenden Jahr (2013) vorgesehen, da im November und Dezember 2012 noch 2 komplette Sprechfunklehrgänge (analog und digital) geplant sind.
Einsatz des Digitalfunks, Tests, Verbesserungen
Die 17 vorgesehenen Basisstationen im Landkreis Limburg-Weilburg sind mittlerweile alle in Betrieb. Nun gilt es, dieses neue digitale Funknetz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) auf Herz und Nieren zu testen und dem neuen Funknetz so Einiges abzuverlangen. Daher sollen besonders auch bei Übungen entsprechende Tests erfolgen. So gilt es, das BOS-Netz den eigenen Anforderungen entsprechend kritisch zu überprüfen. Wie ist die Funkversorgung? Wann geht das Netz womöglich in die Knie? Werden Gespräche auf der Fahrt ohne beeinträchtigende Lücken und fehlerfrei an die nächste Basisstation weitergereicht? usw. Minderversorgungen oder Versorgungslücken des Netzes können mittels Formblatt an den Service Point Zentrale Leitstelle gemeldet werden.
Für den Betrieb im Digitalfunk hat die Brandschutzaufsicht „Vorläufige Hinweise und Regelungen für den Digitalfunk der BOS im Landkreis Limburg-Weilburg“ herausgegeben, die im Downloadbereich im Webauftritt des Kreisfeuerwehrverbandes (http://kreisfeuerwehrverband.net/downloads/viewcategory/6-publikationen-kfv-brandschutzaufsicht.html) zur Verfügung stehen.
Zu beachten ist, dass die Zentrale Leitstelle erst nach der Leitstellenmigration per Digitalfunk erreichbar ist! Daher ist bis zu einer anderslautenden Weisung eine Ansprache der Leitstelle grundsätzlich über den analogen Betriebskanal vorzunehmen. Bei der derzeitigen Nutzung des Digitalfunks als Ersatz für den 2m-Analogfunk ist jedoch zu beachten, dass es aufgrund des Testbetriebes noch zu Einschränkungen kommen kann.
Zudem sollen auch Erkenntnisse bei der Nutzung der Endgeräte gesammelt und an den an den Service Point Verwaltung gemeldet werden. Erste Verbesserungen, wie z.B. Abschaltmöglichkeit für die Tastaturtöne bei Standard-Feuerwehr-HRT usw. sind für Folgeupdates bereits geplant.
Bei einigen Veranstaltungen, wie beim Open-Air-Konzert mit der Pop-Rock-Band „Unheilig“ in Weilburg und beim „Traumspiel“ mit dem FC Bayern München in Niederselters konnten bereits erste Erfahrungen und Erkenntnisse gewonnen werden. Damit entsprechende Planungen und Auswertungen bei Großübungen oder Veranstaltungen vorgenommen werden können, sollten frühzeitig die Leiter Fernmeldedienst des Landkreises (Servicepoint Technik) einbezogen werden, die hier auch unterstützen.
Erste Erfahrungen zeigen, dass das Funknetz die ursprünglichen Erwartungen an einigen Stellen sogar übertrifft. Viele bestätigen die ungewohnt gute Sprachqualität ohne Rauschen sowie die taktischen Vorteile, die sich durch die großen Rufgruppenbereiche ergeben und so in der Form nicht mit dem Analogfunk vergleichbar sind. Aufgrund der Schulungen wurde daher festgestellt, dass sich die Akzeptanz des Digitalfunks nunmehr sehr positiv gestaltet.
Noch dauern wird allerdings die Umrüstung von Gebäudefunkanlagen (wie ICE-Tunnel) und die Beseitigung von Versorgungslücken und Fehler nach der Feststellung solcher. Derzeit konzentriert man sich auf das Updateverfahren und die Anbindung der Leitstellen, was aber sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.
[Hier] erfahren Sie mehr über den digitalen Behördenfunk TETRA.
Geschrieben von: B. Rompel, S6 & Kreisausbilder LK Limburg-Weilburg