Bad Camberg. Ziel ist, die ehrenamtliche Feuerwehr-Arbeit zu erhalten. Dafür gibt es den Bedarfs- und Entwicklungsplan der Bad Camberger Brandschützer, der nun fortgeschrieben und im Parlament beschlossen wurde ...Bad Camberger Stadtverordnete beschließen den Feuerwehr-Entwicklungsplan – Neubau in Schwickershausen
Es ist über 40 Jahre alt, die räumliche Situation entspricht in keinster Weise mehr den Erfordernissen, es fehlen Umkleideräume für Einsatzkräfte, um eine Trennung nach Geschlecht zu ermöglichen, der Unterrichtsraum ist zu klein und den Einsatzkräften stehen im Notfall nicht genug Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Das ist keine historische Analyse, sondern ganz aktuell: So beschreibt der Entwicklungsplan der Bad Camberger Feuerwehren die Situation im Gerätehaus in Schwickershausen. Das Fazit: "Bei künftigen baulichen Maßnahmen sind die vorhandenen Mängel zu beseitigen. Ein Neubau ist kurzfristig vorzusehen."
Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am Mittwochabend in der Erbacher Erlenbachhalle die Fortschreibung des Feuerwehr-Entwicklungsplans beschlossen. Das ist nach fünf Jahren so vorgeschrieben, und mit der Zustimmung hat das Parlament auch der Planung, in Schwickershausen einen kurzfristigen Neubau vorzusehen, grundsätzlich das Okay gegeben. Doch nicht nur dies. Die Bedarfsplanung enthält eine Fülle an Details, sowohl in der Ist-Analyse als auch mit dem Soll-Vergleich. Hier hatte sich der Fachausschuss vor den Beratungen im Parlament intensiv mit allem auseinandergesetzt und, wie der CDU-Stadtverordnete Daniel Rühl zusammenfasste, durchaus auch Einsparmöglichkeiten gesehen. Er denke hier besonders an den 2015 als Ersatzbeschaffung vorgesehenen Kommandowagen sowie an die Mannschaftstransportfahrzeuge der Stadtteilwehren. Grundsätzlich sei der vorgelegte Plan ausdrücklich zu loben. Es handele sich hier um eine tragfähige Grundlage für die zukünftige technische, materielle und personelle Entwicklung der Bad Camberger Feuerwehren.
Teams bilden
Den Aspekt der Kosteneffizienz stellten Bernd Steioff und Dieter Oelke (Bündnis 90/Die Grünen) in den Vordergrund. Steioff: "Wenn man die Verfügbarkeit des Personals sieht, ist es an Werktagen so, dass einige Stadtteile personell nicht abgedeckt sind." Hier müsse überlegt werden, ob man nicht neue Teams – ähnlich wie bei Fußball-Spielgemeinschaften – bilden könne, zumal sich die Einsatzradien überschnitten. Bernd Steioff beantragte, die vorgelegte Planung daher nicht noch zu beschließen, sondern unter diesem Gesichtspunkt neu zu bedenken – ein Anliegen, das in der Sitzung keine Mehrheit fand. Sein Fraktionskollege Dieter Oelke ging noch weiter: Man müsse überlegen, ob fünf Feuerwehrhäuser nötig seien. "Ist der Feuerwehrstützpunkt Dombach mit drei Einsätzen im Jahr sinnvoll?", fragte Oelke. Ebenso spreche die Nähe zur Bad Camberger Feuerwehr gegen das bestehende Gerätehaus in Erbach – das übrigens erst vor wenigen Jahren und mit erheblichen Fördermitteln des Landes neu gebaut wurde.
Oelke bemängelte zudem, dass die vorbereitende Ausschuss-Sitzung zum Feuerwehr-Entwicklungsplan nicht am üblichen Sitzungsort, der Ratshalle, sondern in den Räumlichkeiten der Bad Camberger Feuerwehr stattgefunden hatte. "Dann legt man diese Ausschuss-Sitzung in die Räumlichkeiten eines Lobbyisten", sagte Oelke – ein Ausdruck, den er nach der Stadtverordnetenversammlung bedauerte. Nichtsdestotrotz hätte er es lieber gesehen, wenn sich ein unabhängiger Gutachter mit dem Konzept beschäftigt hätte. Oelke: "Hier legt derjenige, der das Geld will, das Gutachten, ich nenne den Feuerwehr-Entwicklungsplan jetzt einmal so, vor." Das Ganze habe "ein Geschmäckle".
Diese Äußerungen riefen nicht nur Zwischenrufe, sondern auch eine scharfe Erwiderung des Bürgermeisters hervor. "Die heutige Diskussion stellt das auf den Kopf, was real passiert", sagte Bürgermeister Wolfgang Erk (SPD). "Hier wird in höchstem Maße hervorragende Arbeit geleistet." Man werbe um Feuerwehr-Nachwuchs, die Anforderungen seien enorm gestiegen, auch die Ausbildung fordere ein hohes Maß an Engagement – vor diesem Hintergrund seien die Vorwürfe beschämend; abgesehen davon, dass die Sitzung bei der Feuerwehr stattgefunden habe, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Das werde jetzt ins Gegenteil verkehrt. "Sie müssen erst einmal so viel für diese Stadt tun, wie diese Leute." (pp)
Bedarfs- und Entwicklungsplan
Der Bedarfs- und Entwicklungsplan der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad Camberg war zuletzt im Februar 2007 festgeschrieben worden. Eine Fortschreibung alle fünf Jahre wird gesetzlich gefordert. "Grundsätzlich entscheiden die Kommunen selbstständig im Rahmen dieser Planung und unter Beachtung der einschlägigen gesetzlichen Vorschriften über das Sicherheitsniveau ihrer Feuerwehren. Sie haben diese Entscheidung auch mit zu verantworten", erläutert Haupt- und Finanzausschuss-Vorsitzender Gerhard Stickel (SPD). Die Situation in Schwickershausen, dass das Feuerwehrhaus erhebliche Mängel aufweist und nicht den Vorgaben der Unfallverhütungsvorschriften entspricht, ist dabei durchaus bekannt. Der technische Prüfdienst Hessen weist seit Jahren darauf hin. Außerdem hat der technische Prüfdienst die Atemschutzwerkstatt im Bad Camberger Feuerwehrhaus beanstandet. Dies alles ist im Bedarfsplan ebenso ablesbar wie die künftige Planung, die transparent dargestellt wird. Als Ziel wird dabei der Erhalt und die Förderung der ehrenamtlichen Gefahrenabwehr benannt. (pp)
Artikel vom 14. Dezember 2012, 03.23 Uhr (letzte Änderung 14. Dezember 2012, 05.04 Uhr)
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
