Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Stuttgart. Der verheerende Brand in einer brasilianischen Diskothek mit mehr als 230 Toten sorgt auch in Deutschland für Bestürzung. Disco-Besucher könnten sich hierzulande dank guter Brandschutzauflagen aber sicher fühlen, sagen Experten ...

Die Diskotheken in Deutschland sind nach Einschätzung des Prüfkonzerns Dekra gut gegen Feuer geschützt. «Eine Brandkatastrophe, wie sie in Brasilien stattgefunden hat, ist in Deutschland eher unwahrscheinlich», sagte Dekra-Brandschutzexperte Hans-Jörg Scherbening der Nachrichtenagentur dpa. «Absolut ausschließen kann man das aber natürlich niemals.» Bei dem verheerenden Feuer im Nachtclub Kiss in Santa Maria (Bundesstaat Rio Grande do Sul) waren in der Nacht zum Sonntag mehr als 230 Menschen getötet worden.

Die Brandschutzmaßnahmen für deutsche Diskotheken seien in der Versammlungsstättenverordnung geregelt und gälten für Einrichtungen ab 200 Personen, sagte Scherbening. Demnach müsste unter anderem eine gute Brandfrüherkennung gesichert sein - beispielsweise durch Rauchmelder oder gut sichtbare Warnknöpfe. «Insbesondere gilt es auch zu beachten, dass in der Regel nur nicht brennbare Baustoffe zur Ausführung kommen dürfen.»

Zwei Notausgänge sind das Minimum

Zudem müssten mindestens zwei Notausgänge vorhanden sein. Dabei gilt: Je mehr Menschen in die Diskothek passen, umso breiter müssen die Türen sein. «Sie müssen pro 200 Personen, die sich theoretisch in den Räumlichkeiten aufhalten können, mindestens 1,20 Meter breite Notausgänge nachweisen - pro angefangene hundert Personen kommen jeweils noch einmal sechzig Zentimeter dazu.»

Die Tragödie in Brasilien wurde vermutlich durch eine Leuchtfackel ausgelöst, die eine Band während ihres Auftritts entzündete. Pyrotechnik sei grundsätzlich auch in Deutschlands Diskotheken erlaubt, sagte Scherbening. «Da sind aber weitergehende Auflagen zu beachten.» Beispielsweise müsste eine Brandwache anwesend sein - durch Feuerwehrleute oder entsprechende Sicherheitsdienste. «Die haben in der Regel geeignete Feuerlöscher in unmittelbarer Griffweite, so dass sie sofort reagieren können.»

Überprüft würden die Brandschutzauflagen in der Regel alle drei bis fünf Jahre. «Das macht zumeist in den größeren Städten die Feuerwehr oder das Ordnungsamt», sagte Scherbening. Die technischen Einrichtungen würden durch Sachverständige spätestens alle drei Jahre getestet.

Artikel vom 28. Januar 2013, 12.10 Uhr (letzte Änderung 29. Januar 2013, 04.23 Uhr)


Klare Ansagen: Verhaltenstipps bei einer Massenpanik

Düsseldorf. "Ruhig bleiben, hier gehts lang!" Mit klaren, kurzen Ansagen kann auch der Einzelne bei einer Massenpanik helfen. Foto: Andrea WarneckeVernunft gibt es bei einer Massenpanik nicht. "Einfach nur raus hier", ist der Gedanke, der alle treibt, wenn etwa - wie in Brasilien - in einem Club ein Feuer ausbricht. Dabei reicht es schon, wenn einige wenige einen kühlen Kopf bewahren.

Bei einer Massenpanik ist jeder Einzelne gefordert. Denn oft warten alle in so einer Situation auf eine Ansage, aber keiner ergreift die Initiative. Dabei können das auch Besucher tun, wenn kein Ordner zur Stelle ist. Sogar ein Einzelner habe die Chance, die Menge zu beruhigen, sagte Gerhard Steiner vom DRK-Landesverband Nordrhein in Düsseldorf. Der Arzt war für die Nachbearbeitung der Loveparade-Unglücks in Duisburg 2010 zuständig. Man könne mit einer unvorhergesehenen, plötzlichen Aktion die Aufmerksamkeit auf sich lenken und dann den Leuten eine kurze, aber bestimmte Botschaft übermitteln.

Am vergangenen Wochenende sind 233 Menschen bei einer Massenpanik nach einem Brand in einer brasilianischen Diskothek gestorben. In einem solchen Fall sollte jemand das Kommando übernehmen, bevor die Menschen kopflos werden - etwa indem er einmal kurz laut schreit oder pfeift. "Er muss irgendein Geräusch auslösen, was die Leute aufmerksam macht", rät Steiner. Dann muss eine kurze Ansage folgen. "Aber nur ganz kurz, das dürfen nicht mehr als zwei Sätze sein." In der Regel genügt ein Blick durch den Saal, um die grünen Schilder zu finden, die den Notausgang kennzeichnen. Dahin muss der Kommandogeber die Masse lenken.

"Dann liegt es an ihm, noch drei, vier, fünf Leute zu bestimmen, die ihm helfen, die dann so eine Art Ordnerfunktion ausüben", erklärt der Arzt. "Auch denen erteilt er knappe, kurze Befehle."

Leichter gesagt als getan, oder? Wer hört in solchen Momenten schon auf einen Einzelnen? Viele, sagt der Experte. Denn wer Angst hat, will einen Leitwolf, dem er folgen kann. "Das funktioniert in vielen Fällen." Deshalb sollte niemand seine Fähigkeiten in diesem Moment unterschätzen. "In solchen Situationen wachsen manche zu einer Größe, die man ihnen nie zugetraut hätte."

Tipps des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Veranstalter über verschlossene Notausgänge informieren

Wer in einen Club oder auf eine Großveranstaltung geht, sollte sich gleich zu Beginn nach den Notausgängen umschauen. Sind diese verschlossen oder etwa mit Getränkekisten verstellt, sollte man den Veranstalter darauf hinweisen, rät Stephan Fleischer von der Berliner Feuerwehr. Der Veranstalter sei verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Notausgänge frei zugänglich sind.

Grundsätzlich müssten Clubbesucher in Deutschland nicht die Sorge haben, dass die Ausgänge etwa bei einem Brand verschlossen blieben. Die Feuerwehren beraten Veranstalter zu den Notfallmaßnahmen beziehungsweise nehmen die Systeme ab. "Ich kann Besuchern keine grundsätzliche Empfehlung geben, jede Notfalltür funktioniert anders", sagt Fleischer. "Aber die Türen sind immer so gebaut, dass sie idiotensicher sind." Piktogramme zeigten an, wie sie sich im Notfall öffnen ließen. Selbst automatische Türen blieben bei einem Stromausfall nicht verschlossen. Sie sind unabhängig vom zentralen Stromkreislauf.

(dpa)

Artikel vom 28. Januar 2013, 17.12 Uhr (letzte Änderung 31. Januar 2013, 04.23 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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