News der Nassauischen Neue Presse
Frankfurt. Den freiwilligen Feuerwehren fehlen zunehmend die Freiwilligen. Viele Feuerwehrverbände wie auch Kommunen berichten seit langem über einen Rückgang der Zahl ihrer ehrenamtlichen Brandlöscher ...

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Verwendung der Artikel der Nasauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Von Christoph Barkewitz

Aus den Nachwuchsorganisationen rücken nicht genügend junge Leute in die Einsatzabteilungen nach; erfahrene Kräfte scheiden aus, weil sie berufsbedingt oder wegen familiärer Veränderungen den Wohnort wechseln oder sich zu alt fühlen für die Knochenarbeit in der blauen Uniform.

Andererseits sind die Kommunen verpflichtet, die sogenannte Hilfsfrist einzuhalten: Binnen zehn Minuten nach Empfang des Notrufs muss ein Einsatzwagen am Notfall-Ort eintreffen. Derzeit leisten dies laut Landesfeuerwehrverband 75 000 Wehrleute an 2200 Standorten in Hessen. Vor allem auf freiwilliger Basis, nur sieben Prozent sind Angehörige einer Berufsfeuerwehr. Um weiter eine hinreichende Mannschaftsstärke vorzuhalten, denken immer mehr Kommunen über Anreize nach, um den ehrenamtlichen Einsatz bei der Wehr schmackhaft zu machen.

Führend ist die Stadt Raunheim. Dort wurde jüngst ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt, dass von ein einer zusätzlichen privaten Rentenversicherung für die freiwilligen Feuerwehrhelfer bis hin zum Zuschuss für das Fitness-Center reicht (siehe gesonderten Beitrag). In Teilen gibt es das auch schon in anderen Kommunen, wie Landesfeuerwehrverband und Hessischer Städte- und Gemeindebund (HSGB) berichten.

Eine private Rente, die Kommunen für ihre Feuerwehrleute abschließen und dann die Beiträge zahlen, wird beispielsweise aktuell auch in Bad Homburg und Neu-Isenburg geprüft. Gegner einer solchen Versicherung warnen jedoch vor zu hohem Aufwand bei möglicherweise zu geringem Ertrag.

Auch Landesfeuerwehrverband und HSGB äußern sich dazu sehr zurückhaltend. Eine Anerkennungskultur sei sicher sinnvoll, meint Holger Schönfeld vom Feuerwehrverband. Dazu gehörten beispielsweise freier Eintritt ins örtliche Schwimmbad oder eine Bevorzugung von Wehrangehörigen bei Stellenausschreibungen der Gemeinden. Aber Beiträge für eine Privatrente könnten sich sicher nicht alle Kommunen leisten. «Wir können deshalb nicht sagen, dass wir dies flächendeckend fordern.»

Auch der HSGB-Referent für Brandschutz, Johannes Heger, rät den Kommunen, genau zu prüfen, ob sich eine solche Police lohnt. Der Landesfeuerwehrverband setzt lieber auf Werbeaktionen, um Freiwillige aus Bevölkerungsgruppen zu gewinnen, die bislang noch unterproportional in den Wehren vertreten sind: Frauen und Migranten.

Rente und Rabatte: Was Raunheim seinen Wehrleuten alles bietet (Von Stefan Höhle (ddp))

Raunheim. Feuerwehrmann in Raunheim müsste man sein. Oder werden – dann käme man in den Genuss der zusätzlichen Altersvorsorge, welche die 14 000-Einwohner-Stadt am Main ihren Brandschützern künftig gewährt. «Der Magistratsbeschluss ist gut und ungewöhnlich gewesen», sagt Raunheims Brandmeister Klaus-Dieter Schwarz. «Und wir Feuerwehrleute selbst haben den Stein ins Rollen gebracht.»

Denn wie in vielen anderen Kommunen droht auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Raunheim das Personal knapp zu werden. Zurzeit gehören ihr 56 Personen an und damit exakt so viele, wie das Hessische Brand- und Katastrophenschutzgesetz für eine Stadt dieser Größe vorschreibt. Doch tagsüber, wenn die Pendler in Frankfurt oder Wiesbaden ihrem Beruf nachgehen, könnten nicht alle im Alarmfall zur Einsatzzentrale eilen. Daher, sagt Schwarz, brauche Raunheim deutlich mehr Feuerwehrleute.

Der Magistrat der Stadt beschloss im Januar ein Maßnahmenpaket, das den jetzigen und künftigen Brandschützern einen höheren Lebensstandard in Aussicht stellt. «Für jeden Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau schließt die Kommune nun eine private Rentenversicherung ab», berichtet Oliver Hartmann, Sicherheitsbereichsleiter der Raunheimer Stadtverwaltung. Wer beispielsweise 25 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr Raunheim Einsatz zeigt, erwirbt sich damit eine Rentenanwartschaft von 120 Euro monatlich. Allein diese Neuerung will sich die sechstgrößte Gemeinde des Kreises Groß-Gerau jährlich rund 20 000 Euro kosten lassen.

Die Stadt will auch den Familien der Feuerwehrleute das Leben verschönern. Der Kindergartenbesuch wird bezuschusst, der Eintritt ins Hallenbad und für den nahegelegenen Waldsee ist frei, und für Häuslebauer gibt es zinsgünstige Darlehen.

«Das mit der Rente hört sich erst mal klasse an», sagt Stadtbrandinspektor Schwarz. «Doch ich bleibe erst mal skeptisch.» Er wolle Ergebnisse der Werbemaßnahmen abwarten. «Wenn ein Feuerwehrmann in eine andere Stadt umzieht, hat sich das mit der Rente schon wieder erledigt.»

Weit über die Hälfte der knapp 200 Einsätze vergangenes Jahr seien keine Löschfahrten, sondern «technische Hilfeleistungen» gewesen, berichtet Schwarz. Immer wieder gilt es dabei, schwere Aggregate zu schleppen, und ein modernes Atemschutzgerät wiegt 16 Kilogramm. Die Stadt Raunheim will sich daher auch um die körperliche Verfassung ihrer Feuerwehrleute bemühen und bezuschusst künftig die Mitgliedschaft in einem Fitness-Center. «Das», sagt Schwarz, «ist richtig gut.»

Das findet auch Feuerwehrmann Christoph Brust. «Mit Schutzkleidung und Atemgerät haben wir 20 Kilo am Leib», erzählt der 23-Jährige. «Wenn man dann eine Pumpe rumwuchten muss, kommen auch junge Männer an ihre Leistungsgrenze.» 50 Euro beim monatlichen Fitness-Abo zu sparen wäre etwas «Reelles». Das entspreche einer Tankfüllung oder zwei Discobesuchen. «So ganz von sich aus kommt halt nicht mehr jeder zur Jugendfeuerwehr», sagt Brust. Wer fit bleibe, ergänzt Schwarz, könne die Zusatzrente wohl auch besser genießen. Raunheim habe sich für die Feuerwehrleute jedenfalls etwas einfallen lassen.

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