Limburg-Weilburg. Sie kommen immer. Bei Unfällen, Hochwasser, Sturm, Feuer und anderen Unglücken. Sie tun es freiwillig, für ihren Einsatz gibt es kein Geld ...
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
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Von Johannes Laubach
... Das Ehrenamt in der Feuerwehr und seine Anerkennung, es ist ein Thema im ganzen Land. Bisher hat es gereicht, die Einsatzkräfte zu loben: bei Versammlungen, Verbandstagen oder auch nach dem Einsatz. Der Dienst in der Feuerwehr ist kein Selbstläufer mehr. Das hessische Innenministerium will das Ehrenamt stärken, es gibt Vorschläge für eine Zusatzrente für die Einsatzkräfte, für Vergünstigungen bei der Nutzung von kommunalen Einrichtungen wie Kindergarten oder Schwimmbad, selbst über das Erlassen der Grundsteuer wird hier und da nachgedacht. Macht das den Dienst in der Feuerwehr attraktiver?
«Anreize schaffen», das hält der Vorsitzende der Kreisfeuerwehrverbands Limburg-Weilburg, Franz-Josef Sehr für notwendig. Immerhin sind seine Frauen und Männer Tag und Nacht im Dienst. Über 2000 Einsätze hatten sie im vergangenen Jahr. Da kommen in den 110 Einsatzabteilungen im Kreis gut und gerne 90 000 Einsatzstunden zusammen – ohne Übungen und Fortbildung.
Umfeld für die Aktiven ändert sich
Das System der freiwilligen Feuerwehren hat sich in seinen Augen bewährt. Allerdings ist jeder einzelne Aktive den gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt. Die Arbeitszeiten werden flexibler, die Fahrt zum Arbeitsplatz wird immer weiter und schließlich gibt es auch Arbeitgeber, die wenig Verständnis für Abwesenheit aufbringen, weil gerade ein Einsatz ist oder die Nachtruhe nur kurz war. Und schließlich sind auch die Anforderungen an die Einsatzkräfte höher geworden. Ohne Lehrgänge, Fortbildung und Schulung geht es heute nicht mehr.
Anreize schaffen, aber das darf nach Einschätzung von Sehr nicht zu einer Art Bezahlung führen. Das widerspreche ganz klar dem Prinzip der Freiwilligkeit. «Aber der Wunsch in den Feuerwehren ist schon vorhanden, dass etwas passiert», macht Sehr die aktuelle Diskussion deutlich. Denkbar für ihn sind zum Beispiel finanzielle Zuschüsse beim Erwerb des Führerscheins. Dabei ist natürlich klar, dass der Führerscheinerwerber anschließend auch der Feuerwehr als Fahrer zur Verfügung steht. Möglich seien auch Vergünstigungen bei Schwimmbadbesuchen oder ähnliches.
Kommunen sollen Dienst berücksichtigen
Für Sehr ist es aber auch nachvollziehbar, dass die Kommunen und Feuerwehren auch einen Nutzen haben sollen, zum Beispiel durch körperlich fittere Einsatzkräfte. Skeptisch beurteilt Sehr die Möglichkeiten einer möglichen Zusatzrente. Dafür sei die Anzahl der Einsatzkräfte im Kreis, rund 2920 sind es, zu hoch und die finanzielle Ausstattung der Städte und Gemeinden reiche nicht aus.
Der oberste Vertreter der Feuerwehren im Kreis hält es jedoch für wünschenswert, wenn die Städte und Gemeinden bei ihren Einstellungen den aktiven Dienst in der Feuerwehr berücksichtigen und dies auch als einen Pluspunkt verbuchen. Möglich wäre es auch, bei Stellenbesetzungen in bestimmten Bereichen wie Ordnungsamt oder Bauhof den aktiven Dienst in der Feuerwehr sogar zu einem Einstellungskriterium zu machen. Das würde dann auch sogleich die Tageseinsatzstärke in der Gemeinde verbessern.
Sehr sieht die Feuerwehren allerdings auch selbst in der Pflicht, um ihren Bestand in der Zukunft zu gewährleisten. Die Zahl der Einsatzkräfte ist derzeit zwar noch stabil, aber beim Nachwuchs gibt es zurückgehende Zahlen. Nach Einschätzung von Sehr müssen die Feuerwehren künftig auch dort Einsatzkräfte gewinnen, wo es bisher hapert. Der Anteil der Frauen liegt im Kreis mit zehn Prozent zwar noch über dem Hessendurchschnitt, ist gleichwohl aber ausbaufähig.
«Der Anteil von nicht deutschstämmigen Einsatzkräften ist ein Manko», macht Sehr deutlich. Der Anteil von ausländischen Einsatzkräften in den Wehren entspricht bei weitem nicht dem Anteil ausländischer Bürger an der Bevölkerung. Dort gilt es mehr Engagement zu zeigen. Allerdings haben die Feuerwehren in den Herkunftsländern teilweise auch eine ganz andere Bedeutung und seien zum Teil paramilitärische Einheiten. «Da ist von uns Aufklärungsarbeit gefordert», so Sehr.
Feuerwehrfusion ist kein Allheilmittel
Um in Zukunft gute ausgebildete und ausgerüstete Einsatzabteilungen zur Verfügung zu haben, können auch Zusammenlegungen und Fusionen sinnvoll sei. Ein Allheilmittel, so warnt Sehr, ist dies jedoch nicht. «Notwendig ist ein schlüssiges Konzept mit Haus, Technik, Organisation und Personal», sagt der Feuerwehrvorsitzende. Und auch von der Vereinsstruktur müsse es passen. Alles müsse dann so organisiert werden, dass es zu keinen Nachteilen für den Nachwuchs oder die einzelnen Einsatzkräfte kommt. Ein gemeinsames Feuerwehrhaus von Runkel und Schadeck hält Sehr für ein positives Beispiel, denn die beiden Orte seien zusammen gewachsen und die beiden Feuerwehren selbst seien mit die treibenden Kräfte. «Wenn eine Zusammenlegung nur aus Kostengründen betrieben wird, dann macht das wenig Sinn», macht Sehr deutlich.
Was bedeutet freiwillig?
«Freiwillig» ist nicht gleichbedeutend mit unentgeltlich. Die Aktiven der Feuerwehren bekommen für ihren Dienst keine Aufwandentschädigung oder ähnliches. Wie Feuerwehrverbandsvorsitzender Franz-Josef Sehr sagte, haben die Aktiven teilweise schon sehr irritiert auf den «Freiwilligen Polizeidienst» reagiert. Dabei gehe es nicht um den Dienst an sich, sondern um die Bezeichnung freiwillig. Ein «freiwillig» im Sinn der Feuerwehr sei dieser Polizeidienst nicht. Für Sehr ist dieser Dienst eher eine nebenberufliche Tätigkeit, denn es gibt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von sieben Euro die Stunde.
Den Nachwuchs früher binden
NNP: Die Zahl der Nachwuchskräfte schrumpft bei den Feuerwehren im Kreis. Liegt das nur am demografischen Faktor, daran, dass es weniger Kinder gibt?
Franz-Josef Sehr: Natürlich spielt der demografische Faktor eine Rolle. Aber daran liegt es nicht alleine. Das Freizeitverhalten der Kinder hat sich geändert. Computer und Fernsehen sind dabei ein Teil, zum anderen binden sich Kinder heute frühzeitiger an Jugendabteilungen in Sport-, Musik- oder anderen Vereinen.
Und wie will sich der Feuerwehrverband diesen Veränderungen stellen?
Sehr: Wir wollen früher als bisher den Nachwuchs an die Feuerwehr binden. Deshalb gründen wir auch so genannte Kinderfeuerwehren. Neun gibt es schon im Kreis und es sollen natürlich mehr werden. Bei der Arbeit mit den Kindern geht es nicht um die Feuerwehrtechnik. Da ist eine pädagogische Betreuung unter dem Dach und mit Bezug zur Feuerwehr gefragt.
Frauen und ausländische Bürger sind in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren bei weitem nicht entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil vertreten. Wird das bei der Nachwuchsarbeit auch berücksichtigt?
Sehr: Der Anteil der Mädchen in den Nachwuchsabteilungen im Kreis liegt bei rund 30 Prozent und damit deutlich höher als der Frauenanteil von zehn Prozent in den Einsatzabteilungen. Da sind wir auf einem guten Weg.
Und wenn wir Kinder von ausländischen Bürgern für die Jugendwehren gewinnen wollen, dann müssen wir vor allem mit den Müttern, zum Beispiel durch die Brandschutzerziehung in den Kindergärten, in Kontakt kommen. Wir brauchen auf jeden Fall alle Gruppen, aus denen sich unsere Bevölkerung zusammen setzt, auch in unseren Feuerwehren.
... Das Ehrenamt in der Feuerwehr und seine Anerkennung, es ist ein Thema im ganzen Land. Bisher hat es gereicht, die Einsatzkräfte zu loben: bei Versammlungen, Verbandstagen oder auch nach dem Einsatz. Der Dienst in der Feuerwehr ist kein Selbstläufer mehr. Das hessische Innenministerium will das Ehrenamt stärken, es gibt Vorschläge für eine Zusatzrente für die Einsatzkräfte, für Vergünstigungen bei der Nutzung von kommunalen Einrichtungen wie Kindergarten oder Schwimmbad, selbst über das Erlassen der Grundsteuer wird hier und da nachgedacht. Macht das den Dienst in der Feuerwehr attraktiver?
«Anreize schaffen», das hält der Vorsitzende der Kreisfeuerwehrverbands Limburg-Weilburg, Franz-Josef Sehr für notwendig. Immerhin sind seine Frauen und Männer Tag und Nacht im Dienst. Über 2000 Einsätze hatten sie im vergangenen Jahr. Da kommen in den 110 Einsatzabteilungen im Kreis gut und gerne 90 000 Einsatzstunden zusammen – ohne Übungen und Fortbildung.
Umfeld für die Aktiven ändert sich
Das System der freiwilligen Feuerwehren hat sich in seinen Augen bewährt. Allerdings ist jeder einzelne Aktive den gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt. Die Arbeitszeiten werden flexibler, die Fahrt zum Arbeitsplatz wird immer weiter und schließlich gibt es auch Arbeitgeber, die wenig Verständnis für Abwesenheit aufbringen, weil gerade ein Einsatz ist oder die Nachtruhe nur kurz war. Und schließlich sind auch die Anforderungen an die Einsatzkräfte höher geworden. Ohne Lehrgänge, Fortbildung und Schulung geht es heute nicht mehr.
Anreize schaffen, aber das darf nach Einschätzung von Sehr nicht zu einer Art Bezahlung führen. Das widerspreche ganz klar dem Prinzip der Freiwilligkeit. «Aber der Wunsch in den Feuerwehren ist schon vorhanden, dass etwas passiert», macht Sehr die aktuelle Diskussion deutlich. Denkbar für ihn sind zum Beispiel finanzielle Zuschüsse beim Erwerb des Führerscheins. Dabei ist natürlich klar, dass der Führerscheinerwerber anschließend auch der Feuerwehr als Fahrer zur Verfügung steht. Möglich seien auch Vergünstigungen bei Schwimmbadbesuchen oder ähnliches.
Kommunen sollen Dienst berücksichtigen
Für Sehr ist es aber auch nachvollziehbar, dass die Kommunen und Feuerwehren auch einen Nutzen haben sollen, zum Beispiel durch körperlich fittere Einsatzkräfte. Skeptisch beurteilt Sehr die Möglichkeiten einer möglichen Zusatzrente. Dafür sei die Anzahl der Einsatzkräfte im Kreis, rund 2920 sind es, zu hoch und die finanzielle Ausstattung der Städte und Gemeinden reiche nicht aus.
Der oberste Vertreter der Feuerwehren im Kreis hält es jedoch für wünschenswert, wenn die Städte und Gemeinden bei ihren Einstellungen den aktiven Dienst in der Feuerwehr berücksichtigen und dies auch als einen Pluspunkt verbuchen. Möglich wäre es auch, bei Stellenbesetzungen in bestimmten Bereichen wie Ordnungsamt oder Bauhof den aktiven Dienst in der Feuerwehr sogar zu einem Einstellungskriterium zu machen. Das würde dann auch sogleich die Tageseinsatzstärke in der Gemeinde verbessern.
Sehr sieht die Feuerwehren allerdings auch selbst in der Pflicht, um ihren Bestand in der Zukunft zu gewährleisten. Die Zahl der Einsatzkräfte ist derzeit zwar noch stabil, aber beim Nachwuchs gibt es zurückgehende Zahlen. Nach Einschätzung von Sehr müssen die Feuerwehren künftig auch dort Einsatzkräfte gewinnen, wo es bisher hapert. Der Anteil der Frauen liegt im Kreis mit zehn Prozent zwar noch über dem Hessendurchschnitt, ist gleichwohl aber ausbaufähig.
«Der Anteil von nicht deutschstämmigen Einsatzkräften ist ein Manko», macht Sehr deutlich. Der Anteil von ausländischen Einsatzkräften in den Wehren entspricht bei weitem nicht dem Anteil ausländischer Bürger an der Bevölkerung. Dort gilt es mehr Engagement zu zeigen. Allerdings haben die Feuerwehren in den Herkunftsländern teilweise auch eine ganz andere Bedeutung und seien zum Teil paramilitärische Einheiten. «Da ist von uns Aufklärungsarbeit gefordert», so Sehr.
Feuerwehrfusion ist kein Allheilmittel
Um in Zukunft gute ausgebildete und ausgerüstete Einsatzabteilungen zur Verfügung zu haben, können auch Zusammenlegungen und Fusionen sinnvoll sei. Ein Allheilmittel, so warnt Sehr, ist dies jedoch nicht. «Notwendig ist ein schlüssiges Konzept mit Haus, Technik, Organisation und Personal», sagt der Feuerwehrvorsitzende. Und auch von der Vereinsstruktur müsse es passen. Alles müsse dann so organisiert werden, dass es zu keinen Nachteilen für den Nachwuchs oder die einzelnen Einsatzkräfte kommt. Ein gemeinsames Feuerwehrhaus von Runkel und Schadeck hält Sehr für ein positives Beispiel, denn die beiden Orte seien zusammen gewachsen und die beiden Feuerwehren selbst seien mit die treibenden Kräfte. «Wenn eine Zusammenlegung nur aus Kostengründen betrieben wird, dann macht das wenig Sinn», macht Sehr deutlich.
Was bedeutet freiwillig?
«Freiwillig» ist nicht gleichbedeutend mit unentgeltlich. Die Aktiven der Feuerwehren bekommen für ihren Dienst keine Aufwandentschädigung oder ähnliches. Wie Feuerwehrverbandsvorsitzender Franz-Josef Sehr sagte, haben die Aktiven teilweise schon sehr irritiert auf den «Freiwilligen Polizeidienst» reagiert. Dabei gehe es nicht um den Dienst an sich, sondern um die Bezeichnung freiwillig. Ein «freiwillig» im Sinn der Feuerwehr sei dieser Polizeidienst nicht. Für Sehr ist dieser Dienst eher eine nebenberufliche Tätigkeit, denn es gibt eine Aufwandsentschädigung in Höhe von sieben Euro die Stunde.
Den Nachwuchs früher binden
NNP: Die Zahl der Nachwuchskräfte schrumpft bei den Feuerwehren im Kreis. Liegt das nur am demografischen Faktor, daran, dass es weniger Kinder gibt?
Franz-Josef Sehr: Natürlich spielt der demografische Faktor eine Rolle. Aber daran liegt es nicht alleine. Das Freizeitverhalten der Kinder hat sich geändert. Computer und Fernsehen sind dabei ein Teil, zum anderen binden sich Kinder heute frühzeitiger an Jugendabteilungen in Sport-, Musik- oder anderen Vereinen.
Und wie will sich der Feuerwehrverband diesen Veränderungen stellen?
Sehr: Wir wollen früher als bisher den Nachwuchs an die Feuerwehr binden. Deshalb gründen wir auch so genannte Kinderfeuerwehren. Neun gibt es schon im Kreis und es sollen natürlich mehr werden. Bei der Arbeit mit den Kindern geht es nicht um die Feuerwehrtechnik. Da ist eine pädagogische Betreuung unter dem Dach und mit Bezug zur Feuerwehr gefragt.
Frauen und ausländische Bürger sind in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren bei weitem nicht entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil vertreten. Wird das bei der Nachwuchsarbeit auch berücksichtigt?
Sehr: Der Anteil der Mädchen in den Nachwuchsabteilungen im Kreis liegt bei rund 30 Prozent und damit deutlich höher als der Frauenanteil von zehn Prozent in den Einsatzabteilungen. Da sind wir auf einem guten Weg.
Und wenn wir Kinder von ausländischen Bürgern für die Jugendwehren gewinnen wollen, dann müssen wir vor allem mit den Müttern, zum Beispiel durch die Brandschutzerziehung in den Kindergärten, in Kontakt kommen. Wir brauchen auf jeden Fall alle Gruppen, aus denen sich unsere Bevölkerung zusammen setzt, auch in unseren Feuerwehren.