Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei. Limburg. Es kommen weitere Flüchtlinge nach Limburg – und auch in andere Kommunen des Kreises. In einer Bürgerversammlung informierten Vertreter der Stadt und des Landkreises darüber, auf was sich die Limburger in den nächsten Wochen einstellen müssen: Drei neue Einrichtungen mit rund 630 Plätzen ...

Mechthild Hess ist in verschiedenen Gruppen aktiv, die die Aufnahme von Flüchtlingen in und um Limburg begleiten. Sie warb dafür, sich bei den geplanten Einrichtungen zu engagieren oder auch für die Erstaufnahmeeinrichtung in Staffel.
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Mechthild Hess ist in verschiedenen Gruppen aktiv, die die Aufnahme von Flüchtlingen in und um Limburg begleiten. Sie warb dafür, sich bei den geplanten Einrichtungen zu engagieren oder auch für die Erstaufnahmeeinrichtung in Staffel.

Flüchtlinge in Limburg

Von JOHANNES LAUBACH

„Vergessen Sie nicht, es handelt sich immer um Menschen über die wir reden. “ Der Appell des Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn (SPD) im Pater-Henkes-Saal der Pallottinerkirche ist deutlich. Rund 230 Bürgerinnen und Bürger haben den Weg dorthin gefunden, wo alle Karten offen auf den Tisch gelegt werden sollen, wie Hahn mehrmals an dem Abend verspricht. Und er schränkt auch es auch ein: Alle Fakten, wie sie derzeit bekannt sind. Und es gibt viele Unbekannte, doch auch das bleibt an dem Abend nicht ungesagt.

230 Limburger, das ist nicht gerade viel. Es werden in dem Saal durchaus Ängste und Befürchtungen geäußert, aber es kommt auch klar ein anderes Signal rüber: Die Limburger werden die Flüchtlinge in den neuen Unterkünften an der Goetheschule, der Kreissporthalle in Blumenrod sowie auf dem ehemaligen Ohl-Areal im Gewerbegebiet Dietkircher Höhe willkommen heißen. Zumindest haben es etliche gesagt. Ihr Wille ist vorhanden – ob es ein Wille der Mehrheit ist?

Bürgermeister Hahn und der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) stehen an dem Abend an der Spitze derjenigen, die informieren wollen. Auch wenn die Stadt für keine der Einrichtungen verantwortlich zeichnet, ob sich die Flüchtlinge angenommen und willkommen fühlen, wird stark von dem ehrenamtlichen Engagement abhängen, das die Einrichtungen begleiten soll, daran ließ Hahn keinen Zweifel. „Die Oase in Staffel ist das Vorbild“, machte er deutlich.

Informierten die Bürger (v.r.): Marianne Zimmermann (Kreissozialamt), Bürgermeister Dr. Hahn, Erster Stadtrat Michael Stanke, Paul Müller (Ordnungsamt), Albrecht Heckelmann (Gebäudewirtschaft) und Stephan Zimmermann (GAB).
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Informierten die Bürger (v.r.): Marianne Zimmermann (Kreissozialamt), Bürgermeister Dr. Hahn, Erster Stadtrat Michael Stanke, Paul Müller (Ordnungsamt), Albrecht Heckelmann (Gebäudewirtschaft) und Stephan Zimmermann (GAB).


630 Flüchtlinge

250 Flüchtlinge sollen auf dem Gelände des Sportplatzes neben der Goetheschule untergebracht werden, die Leichtbauhallen sind schon aufgebaut. 130 Flüchtlinge sollen auf dem Areal zwischen der Kreissporthalle und den Wohnhäusern untergebracht werden und noch einmal 250 in der ehemaligen Ohl-Industriehalle auf der Dietkircher Höhe. Dort und an der Goetheschule ist eine Vollversorgung geplant, es handelt sich um sogenannte Notunterkünfte. Von dort aus kommen die Flüchtlinge in die Erstaufnahmeeinrichtungen. An der Kreissporthalle sind Wohneinheiten in Containern vorgesehen, dort sind zeitlich dauerhaftere Unterbringungen mit einer Selbstversorgung geplant.

Das Land und der Kreis sind für die Einrichtungen verantwortlich, deshalb ist die Kreisverwaltung im Pater-Henkes-Saal mit Marianne Zimmermann (Sozialamt). Dr. Thomas Orth (Amt für öffentliche Ordnung), Georg Hauch (Kreisbrandinspektor), Albrecht Heckelmann (Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft) und Stephan Zimmermann (Gesellschaft für Ausbildung und Beschäftigung, GAB) auf stark vertreten. Die GAB betreibt einen Teil der Flüchtlingseinrichtungen, der Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft versucht, Wohnraum zu finden und herzustellen.

Sorgen und Bedenken

Die Anwohner Fiedel Hans, Lisa Stähler und andere äußerten ihre Sorgen wegen der direkten Nähe der Notunterkunft zur Goetheschule. Es gibt die Befürchtung, dass die Flüchtlinge in die Schule gehen. Es gibt auch die Angst, sich als Frau in der Dunkelheit auf der Straße zu bewegen. Und es wird die Vermutung geäußert, dass es Informationssperren gibt und die Polizei nicht alle Vorfälle nach außen kommuniziert.

Polizeihauptkommissar Jürgen Poertlein, Leiter des Polizeipostens in der Innenstadt, machte deutlich, dass die Polizei jederzeit zur Verfügung steht, wenn sie gebraucht wird. Allerdings verwahrte er sich gegen einen Generalverdacht, dass mit der Unterbringung von Flüchtlinge eine höhere Gefahr für Kinder oder Frauen verbunden ist und dem Verdacht auf Informationssperren widersprach er deutlich. Vorfälle aus der jüngsten Zeit seien keines in Erstaufnahmeeinrichtungen vorgefallen, sondern in anderen Unterkünften. Dabei sei auch Alkohol mit im Spiel gewesen. Alkohol und auffälliges Verhalten sei aber durchaus alltäglich. Und auf die vorgebrachten Sorgen eines Vaters sagte Poertlein: Der Schulweg der Kinder ist durch den Straßenverkehr viel stärker gefährdet als durch Flüchtlinge.

Nach Angaben von Albrecht Heckelmann vom Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft des Kreises wird die Einrichtung komplett mit einem Zaun versehen und damit von der Schule deutlich getrennt. Zudem wird es einen Campleiter geben und einen privaten Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr im Einsatz sein wird. Nach Angaben von Hahn ist Ende Dezember mit einer Belegung zu rechnen.

Appelle und Angebote

In der Versammlung berichteten unter anderem Petra Hochfellner, Lisa Kluge oder Mechthild Hess von ihrer Arbeit mit Flüchtlingen in verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften, Kleiderkammern oder auch in der Oase in Staffel. Ihr gemeinsames Credo: Nicht über Flüchtlinge reden, sondern die Begegnung und den Kontakt mit ihren suchen, mit ihnen reden und sie bei ihrer Ankunft in Deutschland willkommen heißen.

Das soll auch in den neuen Einrichtungen der Fall sein. Nach Angaben des Ersten Stadtrats Michael Stanke steht die Stadt schon in Verbindung mit Kirchengemeinden, um Kleinkammern einzurichten. Auch müsse es Treffpunkte geben, an denen die Menschen aus dem Camp mit Limburger Bürgern Kontakt aufnehmen und ins Gespräch kommen können. Die Schulen werden sich auf jeden Fall der Herausforderung stellen, machte Klaus Müller als Leiter der Goetheschule deutlich. Und an den beruflichen Schulen in Blumenrod gibt es verschiedene Überlegungen, Sprachunterricht zu erteilen oder auch Werkstätten zur Verfügung zu stellen. Und Jan Schulz vom Limburger Handballverein signalisierte die Bereitschaft verschiedener Vereine, die Trainingseinheiten für Flüchtlinge zu öffnen.

„Die Spekulationen nicht hochtreiben“, lautet die Bitte von Hahn. Und er sagte zu, dass die Stadt dort unterstützt, wo sie kann. „Es wird gut laufen. Wir schaffen das“, mit dieser Überzeugung beendete Hahn die Versammlung.

Hirtenwort: Türen weit öffnen

Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator im Bistum Limburg, hat die Katholiken in der Diözese eingeladen, Flüchtlinge willkommen zu heißen und sich dieser Herausforderung der Zeit zu stellen. „Ich lade Sie ein, die Türen weit zu öffnen und die Menschen, die kommen werden, erfahren zu lassen, dass uns der Glaube an den menschgewordenen Sohn Gottes verbindet und Grenzen überwindet. Das meint Katholisch sein“, schreibt Grothe in einem Hirtenwort zum dritten Advent. Die Suche nach Geborgenheit und Sicherheit, die auch die Weihnachtsbotschaft kennzeichnet, sei mit Blick auf die vielen Flüchtlinge aktueller denn je. „Ich weiß, was viele Ehrenamtliche zurzeit leisten und mit wie viel Einsatzbereitschaft, Kreativität und Herzblut sie unterstützen, wo sie nur können. Ihnen allen danke ich von Herzen“, so Grothe

80 Einrichtungen, 1719 Flüchtlinge

Wie es mit den Flüchtlingen und dem Bedarf an Wohnraum weitergeht, das weiß niemand. Und deshalb beteiligte sich Marianne Zimmermann als Leiterin des Kreissozialamts auch nicht an Zukunftsdeutungen. „Wir wähnten uns gut aufgestellt“, sagte sie im Rückblick. Im Sommer gab es im Landkreis noch rund 400 Wohnungen, die für Flüchtlinge zur Verfügung standen. Das hätte nach dem bis dahin bekannten Stand über weitere Zuweisungen ausgereicht. Doch im Herbst schnellten die Zahlen in die Höhe. „Das war nicht vorhersehbar“, sagte sie. 623 Flüchtlinge waren es in den ersten neun Monaten des Jahres, 950 sind es allein im vierten Quartal. „Rund 83 Personen müssen wir derzeit pro Woche unterbringen“, machte die Leiterin des Kreissozialamts deutlich. Der Kreis verfüge aktuell über 80 Unterkünfte in einer Größe zwischen acht und 60 Plätzen. Mit der neuen Einrichtung an der Kreissporthalle in Limburg und ihren 130 Plätzen gibt nun eine deutliche größere Einheit. Insgesamt befanden sich am Freitagabend 1719 Flüchtlinge in sogenannten Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises (1166 männliche und 553 weibliche Flüchtlinge). In Limburg selbst sind aktuell nach Angaben von Marianne Zimmermann 233 Flüchtlinge untergebracht (die Erstaufnahmeeinrichtung in Staffel wird dabei nicht mitgezählt). Die meisten Flüchtlinge, 70, leben in Lindenholzhausen, 63 wohnen in Staffel und 43 in der Kernstadt; weitere verteilen sich auf die übrigen Stadtteile. jl

Feuerwehren im Einsatz

„Die Feuerwehr Elbtal schraubt. Hadamar, Frickhofen, Merenberg, Weilburg, Limburg und Bad Camberg fahren und Elz stellt die Doppelstockbetten in der Flüchtlingsunterkunft an der Limburger Goetheschule auf.“ So umriss der Elzer Wehrführer Hilmar von Schenk die Aufgabenverteilung zwischen den Wehren, die im Auftrag des Landeskreises die Unterkunft mit Betten ausstatteten.

Zweimal 125 Betten stellten die rund 15 Elzer Feuerwehrleute im Laufe eines Abends in den beiden hinter der Turnhalle der Schule errichteten Schlafzelten auf. Per Lastwagen wurden die Betten vom Montageort Dehrn nach Limburg gefahren. Bei Scheinwerferlicht trugen die Freiwilligen die Bettgestelle in die Zelte. „Für Licht und Strom müssen wir selber sorgen“, da diese vor Ort noch nicht verlegt sind, erklärte der Wehrführer mit Blick auf den kanternden Generator. Ein Geräusch, dass auch zu Beschwerden aus der Nachbarschaft führte. Um Punkt 22 Uhr war die Aktion dann beendet. (koe)

Bettentransport durch die Elzer Feuerwehr für die Flüchtlingseinrichtung an der Limburger Goetheschule.
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Bettentransport durch die Elzer Feuerwehr für die Flüchtlingseinrichtung an der Limburger Goetheschule.

KFV: In diesem Zusammenhang danken wir unseren Feuerwehren für den unermütlichen Einsatz. Seit über einer Woche leisten viele Kameradinnen und Kameraden ehrenamtlich und unentgeltlich zahlreiche Stunden, um die Betten vom LKW in die Halle zu transportieren, diese auszupacken, die Betten zusammenzubauen, auch in andere Einrichtungen zu transportieren und den Müll zu entsorgen. Auch den beteiligen Hilfsorganisationen ein herzliches Danke für die gute Zusammenarbeit!

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

 


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