Limburg. Es war die Nacht vom 27. zum 28. Februar 1929, eine Nacht in einem bitterkalten Winter ...
Heimat an Lahn und Dill
GROßBRAND Der Alarmzug der Limburger Feuerwehr bestand im Jahre 1929 aus 20 Männern
Im alten St.-Vincenz-Hospital in Limburg saß eine Nachtschwester am Fenster. Sie versuchte, durch die mit Sternen aus Eis gezierten Scheiben in den Himmel zu blicken, um zu sehen, ob auch dort oben Sterne leuchteten. Gerade klatschte ein Fetzen Schnee auf die Scheibe, den der auffrischende Wind dort hin geweht hatte. Die Schwester zuckte erschrocken zurück. Jetzt war es noch schwieriger, da draußen etwas zu erkennen. Kein Patient rührte sich. Es war alles still. Gelangweilt versuchte die Schwester wieder durchs Fenster zu schauen. In dieser stockdunklen, frostklirrenden Winternacht zeigte sich kein einziger Stern.
Doch was war das? Hoch über den Häusern sah sie ein Licht. Geisterhaft bewegte es sich hin und her. Dort oben stand das Schloss. Die Schwester glaubte nicht an Gespenster. Ob dort jemand mit einer Laterne herumging?
Um besser sehen zu können, wischte sie die Eisblumen mit dem Ärmel weg. Jetzt bemerkte sie das flackernde Licht hinter allen Dachgaupen. Merkwürdig! Mit einem Tuch bemühte sie sich, das Fenster ganz frei zu bekommen. Doch der Schnee, der von außen gegen die Scheibe geweht war, nahm ihr die Sicht. Mit aller Kraft zog sie am vereisten Fensterflügel, um ihn zu öffnen.
Als es ihr endlich gelang, kam ihr mit der eiskalten Luft schwarzer Rauch entgegen, der ihre Augen zum Tränen brachte. Schwarze und weiße, dick aufgequollene Wolken stiegen vom Dach des Schlosses auf.
Es war eine viertel Stunde nach zwei Uhr, als die Nachtschwester die Polizei anrief, die sich im Untergeschoss des alten Rathauses befand. "Hilfe, das Schloss brennt!", schrie sie vor Aufregung laut in die Muschel.
Kein Löschwasser: sämtliche Leitungen auf dem Domberg waren zugefroren
Als Erstes bei einer Feuermeldung musste der "Alarmzug", der damals aus ca.20 Feuerwehrleuten bestand, gerufen werden. Danach machten sich die Beamten über das Ausmaß des Brandes kundig. Zwei Polizisten liefen los in Richtung Schloss. Die Nacht war stockdunkel, umso heller leuchtete der Feuerschein über dem Schloss. Jetzt war es klar, sie mussten schnellstens die Sirene betätigen und damit die gesamte Feuerwehr alarmieren.
Die Männer schufteten schwer, bis sie den Gerätewagen über die vereisten Gassen nach oben zum Schloss gezogen hatten. Das Feuer hatte schon gute Arbeit geleistet. Der Saalbau auf der Südseite und das Dach des Kapellenbaues brannten schon lichterloh.
Als die Männer endlich schnaufend und trotz der eisigen Kälte schwitzend von der Anstrengung oben angekommen waren, stürzte gerade der Fachwerkgiebel des Kapellenbaues glutrot und funkensprühend in den Hof. Jetzt schnell her mit dem Wasser, um wenigstens noch etwas zu retten. Aber sie hatten die Kälte unterschätzt. Sämtliche Leitungen auf dem Domberg waren zugefroren.
So rasch wie möglich verlegten die Männer eine Schlauchleitung von der Kolpingstraße unten in der Stadt zum Dach des Wohnturmes, doch durch den Höhenunterschied reichte der Druck nicht aus. Feuerpatschen kamen zum Einsatz, und wahrhaftig, der Turm wurde so gerettet.
Eine 160 Meter lange Schlauchleitung wurde vom Schlosshof zur Lahn gelegt
Inzwischen hatte man eine Motorspritze, eine Pumpe, die auf einem von vier Pferden gezogenen Karren saß, oberhalb der Obermühle an der Lahn aufgestellt. Doch die Lahn war von einer etwa 50 Zentimeter dicken Eisschicht bedeckt. Bevor die benzingetriebene Pumpe zum Einsatz kommen konnte, musste erst ein Loch in das Eis geschlagen werden. Eine ca. 160 Meter lange Schlauchleitung wurde vom Schlosshof zur Lahn gelegt. Etwa eine Stunde nachdem der Alarm ausgelöst worden war hieß es: "Wasser marsch!" 1200 Liter pro Minute leistete die Pumpe und das 14 Stunden ununterbrochen.
Der Saalbau war nicht mehr zu retten, gegen Morgen brach er in sich zusammen. Aber der Barockbau, der Turmbau und der nördliche Fachwerkbau und vor allem der Dom blieben dank des tapferen Einsatzes der Feuerwehrleute in dieser klirrendkalten Nacht erhalten.
Das Schloss gehörte der preußischen Domäneverwaltung und war nicht brandversichert. Trotz aller Bemühungen der Staatsanwaltschaft Limburg, sogar ein Hellseher, der damals bekannte Erik Jan Hanussen, wurde befragt, konnte die Brandursache nicht ermittelt werden ...
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