Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Runkel-Steeden. Die Freiwillige Feuerwehr Steeden schlägt Alarm, fürchtet langfristig sogar um ihren Fortbestand. Der Altersdurchschnitt liegt bei weit über 50 Jahren ...

Harald Ranzauer (links) und Siegfried sowie Fabienne Brömel (rechts) mit den letzten Steedener Jugend-Hoffnungsträgern Mark Kunz, Ruben Wagner, Finn und Collin Kurz (von links).
Bild:
Harald Ranzauer (links) und Siegfried sowie Fabienne Brömel (rechts) mit den letzten Steedener Jugend-Hoffnungsträgern Mark Kunz, Ruben Wagner, Finn und Collin Kurz (von links).

Tageseinsatzbereitschaft nicht gewährleistet

Überall reden Politiker davon, wie wichtig ihnen die Feuerwehren sind. Immer wieder wird auch darauf hingewiesen, dass die ehrenamtlichen Einsatzkräfte weiter benötigt werden, weil Städte und Gemeinden sich keine Berufsfeuerwehren leisten können. Doch wie lange gibt es noch genügend freiwillige Feuerwehrleute in der Region? Die Wehr Steeden hat nun Alarm geschlagen. Derzeit gibt es zwar noch 15 Aktive. „aber unser Altersschnitt liegt bei weit über 50 Jahren“, berichtet Wehrführer Harald Ranzauer aus dem drittgrößten der neun Runkeler Stadtteile besorgt. „Wenn sich in den kommenden fünf Jahren nichts ändert, die alte Garde abtritt und keiner nachkommt, können wir zumachen“, befürchtet sein Stellvertreter Siegfried Brömel. Er selbst muss immer noch den Jugendwart spielen, obwohl die meisten anderen Jugendwarte schon längst seine Kinder sein könnten.

Am Samstag fuhr Brömel wieder mit den derzeit sieben Aktiven der Steedener Nachwuchsfeuerwehr beim Ausflug der Stadtjugendwehr zum Wetzlarer Kletterpark und zur Grube Fortuna mit. Für die Kinder wird das ganze Jahr viel geboten. Das kostet die Ehrenamtler eine Menge Arbeit. Brömel ist immer zur Stelle, wenn Brandschutzfrüherziehung im Kindergarten oder in der Grundschule zu geben ist. Okay, das ein oder andere Kind kommt dadurch in die Jugendwehr. Aber wenn der nächste Schritt, der Sprung in die Einsatzabteilung, ansteht, dann sind die Jugendlichen fast alle wieder weg. Der eine hat keine Lust, der andere hat keine Zeit, der Dritte zieht für immer weg.

Bei Laune halten

Harald Ranzauer stammt noch aus einer Zeit, in der man Kinder nicht bespaßen musste, um sie bei Laune und im Verein zu halten. Die Väter waren in der Feuerwehr, die Söhne dann auch, „und wir wurden Aktive und sind es unser Leben lang geblieben“. Aber irgendwann kommt auch ein Harald Ranzauer nach 22 Jahren an der Feuerwehr- und Vereinsspitze an den Punkt, wo ihm die Doppelbelastung im Amt beschwerlich wird. „Ich muss die 25 Jahre nicht voll machen. Wenn ein guter Junger da ist, überlasse ich ihm gerne das Feld“, sagt Ranzauer.

Doch weit und breit ist keiner zu sehen. Die Wehr Steeden hat schon alles versucht, gezielt sämtliche jungen Leute im Dorf angeschrieben. Dadurch wurde es möglich, wieder eine Jugendwehr zu gründen. Doch viel schwieriger ist, die Kids bei der Stange zu halten. Mit Brömels Tochter Fabienne ist endlich mal wieder jemand Frisches in die Einsatzabteilung gekommen. Sie ist die einzige Frau und würde sogar das Amt der Jugendwartin übernehmen, damit zu den zweiwöchentlichen Treffen der Jugendwehr samstags mal wieder mehr als im Schnitt vier Kinder kommen. Doch sie hat keinen Führerschein für das große Feuerwehrfahrzeug, und schon wird es schwierig, Übungen eigenständig durchzuführen. Aber es soll und muss in der Steedener Feuerwehr weitergehen.

Die Alarmglocken schrillen längst. Die Tageseinsatzstärke wird schon seit langem nicht mehr erreicht. Ranzauer denkt auch nicht, dass ein Zusammenschluss mit der Dehrner Wehr den Steedenern gut tun würde. Der Wehrführer führt als Beispiel die Zusammenlegung von Runkel und Schadeck an, nach der zahlreiche Schadecker Feuerwehrkräfte hingeworfen hätten. „Wir werden es weiter versuchen, neue Leute zu finden, noch mal zu einem Tag der offenen Tür einladen“, so Brömel.

Wochenende opfern

Das Hauptproblem sei, dass Grundlehrgänge schon sehr zeitintensiv seien. „Welcher Jugendliche hat heute schon noch Lust, vier Wochenenden für einen Lehrgang zu opfern“, ist er Realist. Ebenfalls würden es viele Arbeitgeber nicht gerne sehen, wenn Mitarbeiter ständig wegen Feuerwehrverpflichtungen fehlten würden. Ranzauer setzt auch auf Seiteneinsteiger, „aber viele, die neu nach Steeden ziehen, haben mit dem Dorfleben null am Hut“.

Die wenigen aktiven Vereinskinder sind meistens solche, in deren Familien Feuerwehr bereits über Generationen ein Thema war. So wie Mark Kunz oder Ruben Wagner, die beide technikinteressiert sind. Finn Kurz findet neben der Autotechnik Einsätze spannend und entschied darum als Achtjähriger letztes Jahr, in die Wehr zu gehen. Der ältere Bruder Collin (11) ist auch dabei und kam einst mit seiner noch älteren Schwester Lea dazu. Doch Lea tanzte nebenbei und konnte irgendwann nicht mehr auf zwei Hochzeiten tanzen. Jetzt ist sie weg.

Harald Ranzauer kann froh sein, dass Jungs in der Regel noch weniger gerne tanzen als zu Feuerwehrübungen zu gehen. Also besteht noch Hoffnung, dass es mit der Wehr weitergeht, das beengte Feuerwehrhaus auf dem Mattesplatz noch ohne abgetrennte Umkleidekabinen endlich mal saniert wird. „Der Scheunenbrand kürzlich hat erst wieder gezeigt, wie wichtig es ist, Feuerwehrkräfte mit Ortskenntnis zu haben“, weiß Ranzauer. (rok)

 


Infoseite STEIG EIN des Kreisfeuerwehrverbandes Limburg-Weilburg e.V.Interesse am Mitmachen bei der Freiwilligen Feuerwehr?

Das kann bei uns JEDER, zumindest als Unterstützer im Feuerwehrverein und wer geistig und körperlich in der Lage und Willens ist, kann auch aktiv in einer Kinder- oder Jugendfeuerwehr, in einer Einsatzabteilung oder bei der Feuerwehrmusik mitmachen!

Mehr Infos auf www.steig-ein.info per Klick auf das nebenstehende Logo. 


Zurück