Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Beselich-Obertiefenbach. Wenn ein Mensch bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, dann sind sie da: Die Notfallseelsorger stehen als Ansprechpartner für geschockte Angehörige zur Verfügung ...

Die Vorsitzende Hedi Sehr dankte Professor Harald Karutz für seinen Fachvortrag über psychosoziale Betreuung - Foto: Klöppel Robin
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Die Vorsitzende Hedi Sehr dankte Professor Harald Karutz für seinen Fachvortrag über psychosoziale Betreuung - Foto: Klöppel Robin

Sie helfen in tiefster Not

Die Notfallseelsorge Limburg-Weilburg hat sich in den letzten 20 Jahren im Landkreis einen hervorragenden Ruf erworben. Das wurde bei der Jubiläumsfeier im Obertiefenbacher Bürgerhaus deutlich, wo es von vielen Seiten großes Lob für das Team um die Vorsitzende Hedi Sehr gab. Stephan Schienbein, einer der Initiatoren 1996, sagte: „Unser Gedanke hat Wurzeln geschlagen. Mittlerweile ist ein Baum herangewachsen, der viele Früchte trägt.“

Schienbein selbst hatte nach eigenen Angaben als junger Rettungssanitäter zwei einschneidende Erlebnisse, bei denen er feststellte, dass seelische Unterstützung für Rettungskräfte und Angehörige von Opfern dringend notwendig ist. Einmal war er dabei, als ein befreundeter Kollege starb, das andere Mal, als ein Mädchen bei einem Unfall ums Leben kam und dann plötzlich die völlig aufgelösten Eltern am Ort des Geschehens standen. Da erkannte Schienbein, dass mehr als professionell ausgebildete Rettungsdienst- und Feuerwehrmitarbeiter benötigt werden, „weil es auch um die Menschen geht“.

In Pfarrer Bernd-Volker Sponholz fand er einen Gleichgesinnten, und so mobilisierten die beiden damals in der Region ihr Netzwerk mit Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienste, Kirchen und Kliniken. „Wir haben überall offene Türen eingerannt“, erinnerte sich Schienbein. Das Deutsche Rote Kreuz und der Kreisfeuerwehrverband hatten sogar angeboten, die Notfallseelsorge könnte unter ihrem Dach eine Heimat finden. „Wir wollten aber eigenständig bleiben“, sagte das Gründungsmitglied.

An Grenzen gestoßen

Aus Kirche und Rettungsdiensten seien dann die ersten Mitarbeiter gewonnen worden. Es hätten sich aber auch ganz normale Bürger gemeldet, die Interesse gehabt hätten, als Aktive die Notfallseelsorge zu unterstützen. Es mussten Spenden organisiert werden, um Schutzkleidung bezahlen zu können. Die Mitarbeiter hatten damals laut Schienbein noch keine moderne Ausbildung wie heute, mussten sich auf ihren gesunden Menschenverstand und ihre Empathie verlassen.

Der Kreistagsvorsitzende Joachim Veyhelmann (CDU) erzählte, er sei in den 1970er-Jahren selbst als Rettungsassistent tätig gewesen. „Wir sind damals oft an unsere psychischen Grenzen gestoßen“, sagte der Landtagsabgeordnete. „Da wären wir froh gewesen, professionelle Hilfe von Menschen wie euch gehabt zu haben.“ Veyhelmann sagte zu den heutigen ehrenamtlichen Helfern: „Wir haben stets ein offenes Ohr für euch, weil ihr wertvolle Hilfe leistet.“

Kreisbrandinspektor Georg Hauch dankte einer „starken Mannschaft für 20 Jahre wertvolle Arbeit“. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass es in den Anfängen schwer war, als noch keine Notärzte zu den Einsätzen mitkamen und die Ausrüstung nicht modern wie heute gewesen sei. Da seien noch Verletzte ohne Betäubung aus Autos geschnitten worden. Als einmal zwei Menschen bei einem Unfall ums Leben gekommen seien, sei er trotz Familie und Freunden nicht mit diesem Erlebnis klargekommen und habe sich Unterstützung gesucht. Nach einem intensiven Austausch mit dem Weilburger Notarzt Valentin Kelbling habe er dann gemerkt, wie wichtig Gespräche zur Verarbeitung solcher Erlebnisse seien. Hauch wünscht sich, dass diese Notwendigkeit von staatlicher Stelle endlich anerkannt wird, damit es auch einfacher für Notfallseelsorgen sei, für die Arbeit notwendige Dinge anzuschaffen.

Harald Karutz, Professor an der Medical School Hamburg, sprach über „20 Jahre psychosoziale Notfallversorgung“. Er sagte, dass in früheren Zeiten schon festzustellen gewesen sei, dass Menschen sich durch schlimme Erlebnisse verändern, beispielsweise „Kriegszittern“ bekommen hätten. Trotzdem sei das im Rettungswesen lange kein Thema gewesen, weil ja alle gerne die harten Männer gegeben hätten.

Generationswechsel

Karutz berichtete, dass Extremsituationen mit unklarer Ausgangslage Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht hervorrufen könnten. Die Flugschau-Katastrophe von Ramstein von 1988 sei ein Punkt gewesen umzudenken. Danach hätten auch die ersten professionellen Forschungen begonnen, wo Beteiligte danach gefragt worden seien, wie sie sich in diesem Moment gefühlt hätten.

1998 nach dem ICE-Unglück in Enschede sei dann erstmals groß eine öffentliche Diskussion geführt worden, wie Rettungskräfte solche Erlebnisse überhaupt verkraften könnten. Heute existiere in der Notfallseelsorge eine fast flächendeckende, professionelle Versorgung in Deutschland.

„Wir können auf das bisher Erreichte stolz sein“, sagte Karutz. Da nach 20 Jahren in den Notfallseelsorgen die ersten Generationswechsel anstehen, müssten die kommenden Jahre allerdings zeigen, wie stabil in Deutschland das Betreuungssystem bereits sei. rok

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

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