Waldbrunn-Hausen. Seit 50 Jahren gibt es im Waldbrunner Ortsteil eine Jugendfeuerwehr; seit zehn Jahren treten zudem die Löschpiraten der Kinderabteilung an. Keine schlechte Bilanz, findet Martin Storch vom Kreisfeuerwehrverband Limburg-Weilburg ...
Bild: Die Jugendfeuerwehr in Hausen wird 50, die Kinderabteilung zehn Jahre alt. Dafür gibt's viele anerkennende Worte, Geld von Bürgermeister Peter Blum (Vierter von links) und einen Brandschutzanhänger, den mehrere Unternehmen gesponsert haben. FOTO: anken bohnhorst
HAUSEN - Kinder- und Jugendabteilungen feiern und suchen Nachwuchs
"Das muss man erst mal schaffen", sagt Storch bei seiner kleinen Ansprache zu den Jubiläen der beiden Abteilungen. Anerkennung, Respekt und Dank erfährt die Hausener Feuerwehr an diesem Tag reichlich.
Zum Beispiel durch Christian Böcher, Jugendwart der Feuerwehr, und durch Wehrführer Dennis Buß. Sie betonen die Wichtigkeit der Feuerwehrarbeit, ohne die die öffentliche Sicherheit nicht gewährleistet sei. Auch die Unterstützung durch eine passive Mitgliedschaft sei ein wertvoller Beitrag, sagt Buß.
Wie aktive und passive Unterstützung zusammengehen, beweist Wehr-Kollege Böcher: Sein Unternehmen hat zur Organisation und finanziellen Ausstattung des Jubiläums beigetragen, und dass seine Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz in Sekundenschnelle für einen Feuerwehreinsatz verlassen könnten, stehe für ihn außer Frage, berichtet er gegenüber dieser Zeitung.
Brandschutzanhänger mit Übungsequipment
Begeistert von Einsatz und Leistung der Wehr ist auch Bürgermeister Peter Blum (parteilos), der nach eigenem Bekunden in seiner Jugend als Nachwuchsfeuerwehrmann in Lahr unterwegs war. Und sein Sohn im kinderfeuerwehrtauglichen Alter? Der wolle im Moment jedenfalls nicht bei der Truppe mitmachen, sagt Blum. Da sei noch Überzeugungsarbeit nötig, aber "es geht noch was". An diesem Nachmittag soll es indes um die Abteilungen in Hausen gehen. Besonders jenen Feuerwehrmännern und -frauen will Blum danken, die sich "zusätzlich zu ihrem Dienst" der Kinder- und Jugendausbildung widmen. Das sei "gelebtes Engagement", für das sich die Gemeinde Waldbrunn mit einem "Flachgeschenk" bedanke. Außerdem gibt es einen Brandschutzanhänger, den mehrere Geschäftsleute gesponsert haben und der mit allerlei Übungsequipment für angehende Feuerwehrkräfte ausgestattet ist.
Nur ob verbale Unterstützung, Material und ein Scheck aus dem Rathaus die Zukunft sichern, das sehen die Einsatzkräfte kritisch. Florian Wagner etwa, Stellvertretender Wehrführer in Hausen, sagt: "Wenn sich Brände zu Hause vom Computer aus löschen ließen, hätten wir kein Problem." So funktioniert es aber eben nicht, und deshalb sind auch die Reihen der Nachwuchskräfte während der vergangenen Jahre immer lückenhaften geworden. Nicht nur in Hausen. Das Problem, dass immer weniger Bürger Verantwortung übernehmen und sich in ihrer Freizeit engagieren wollen, habe sich allerorts ausgebreitet.
Zur Verdeutlichung führt Wagner seinen eigenen Feuerwehr-Werdegang an. Als er in die Jugendfeuerwehr eingetreten sei, habe es doppelt so viele Jugendliche gegeben, die sich für diese Arbeit begeisterten. Auch die Kinderabteilung sei mit derzeit sechs oder sieben Jungen und Mädchen eher überschaubar. Ungünstig ist dabei aber auch die gesetzliche Vorgabe, wonach Kinder erst mit sechs Jahren bei der Feuerwehr mitmachen dürfen, sagt Wagner. "In dem Alter sind die Kinder längst in anderen Vereinen."
Für Gemeindebrandinspektor Daniel Wolf bleibt dennoch die Frage, warum der Kinderheitstraum Feuerwehrmann, der in der Kinderabteilung erlebt werden kann, später nach und nach verpufft. Helfen macht Spaß, diese Überzeugung müsse sich wieder durchsetzen, formuliert der Gemeindebrandinspektor seine Botschaft. Auch Torsten Beck, Wehrführer der Jugendfeuerwehr, hebt die Attraktivität dieser Tätigkeit hervor. Feuerwehrmann rangiere auf der Beliebtheitsskala noch immer sehr weit oben. Das muss auch in der praktischen Umsetzung erkennbar werden und zwar allen gesellschaftlichen Veränderungen zum Trotz. Denn Jugend-Wehrführer Beck sagt auch: "Die Feuerwehr wird immer rot bleiben - aber sie wird immer bunter." anken bohnhorst
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.