Bad Camberg-Würges. Die Würgeser Feuerwehr hatte gleich vielfachen Grund zum Feiern: 50 Jahre Jugend-, zehn Jahre Kinderfeuerwehr und zwei neue Einsatzfahrzeuge. Pandemie-bedingt verschoben, und jetzt alles auf einmal festlich begangen ...
Bild: Florian Müller erklärt den Interessierten beim Tag der offenen Tür das neue Hilfslöschfahrzeug HLF 10. FOTOS: Petra Hackert
VON PETRA HACKERT - Jennifer Borsch, Jugendfeuerwehrwartin
Luca weiß genau: Wenn er ein Feuer sieht, dann wählt er die 112. Oder besser noch: „Ich sage Mama und Papa, dass sie anrufen sollen.“ Der Siebenjährige hat nämlich noch kein eigenes Telefon, wohl aber ein Feuerwehrauto, in dem er gerade sitzt und mit Elan um die Ecke biegt. Es ist vielleicht einen halben Meter hoch, gehört der Freiwilligen Feuerwehr Würges, wo er auch Mitglied der Kinderfeuerwehr ist. Seit einem Jahr. Jetzt feiern sie ein Jubiläum, das viel älter ist als er selbst: Zehn Jahre Kinder- und 50 Jahre Jugendfeuerwehr. Außerdem, und darüber freuen sich die Würgeser beim Tag der offenen Tür sehr, werden das neue Hilfslöschfahrzeug HLF 10 und der Mannschaftstransportwagen MTF eingesegnet.
Von der Polizei zur Feuerwehr
Alles mit reichlich Verspätung, denn die beiden Jubiläen sollten eigentlich schon vor zwei Jahren gefeiert werden, das Hilfslöschfahrzeug wurde vergangenes Jahr in Dienst gestellt. Das MTF kam nun als Letztes hinzu und hat die Farbe gewechselt: Es hatte einmal den Grundton Blau. Einsatzfahrzeug der Polizei. Gebraucht und überholt hat es die Wehr in Besitz genommen. 10 000 Euro für den Wagen, 15 000 Euro für die Garage investiert der Würgeser Feuerwehr-Verein, erklärt Christoph Meuth, Wehrführer und Vereinsvorsitzender in Personalunion.
Auch das Hilfslöschfahrzeug wurde gebraucht von der Hessischen Feuerwehrschule übernommen. Mit Umbau hat die Stadt Bad Camberg hier rund 160 000 Euro investiert, sagt Meuth. Bevor Pfarrer Joachim Wichmann und Kaplan Eronim Varga beiden Fahrzeugen ihren Segen geben werden, nutzen die Würgeser schon einmal die Gelegenheit, sich ein wenig mit der Technik vertraut zu machen. Florian Müller und seine Kollegen erklären das gerne. Der Platz vor dem Gerätehaus ist rappelvoll. Zwei Jahre kein Tag der offenen Tür - die Würgeser haben das vermisst. Die Pandemie hat Auswirkungen. Auf die Kontakte, auf die Feiern, von denen es jetzt plötzlich wieder ganz viele gibt, und auf die Vereinsarbeit. Am Beispiel der Kinder- und Jugendfeuerwehr lässt sich das sehr gut erklären. Zwei Jahre sind für einen Siebenjährigen wie Luca eine Ewigkeit. Dennoch ist es gelungen, die Kinderfeuerwehr zu verstärken. Das geht fast wie von selbst, wenn die Aktiven der Brandschutzerziehung einmal im Kindergarten waren. „Alle Kinder sind begeistert von der Feuerwehr“, weiß Christoph Meuth. Wenn man die Jugend an den Verein binden will, muss das früh geschehen. Schließlich gibt es einige Konkurrenz in Würges. „Manche spielen halt auch lieber Fußball.“ Zum Beispiel. Doch wer im RSV oder TV ist, kann auch Feuerwehr. Das zeigen die Bilder an der Wand bei der Ausstellung. Oft überschneidet sich da so einiges. Aktivposten werden überall gebraucht, und manchmal sind das die gleichen Leute. Erstaunlich, wenn sie auf den historischen Bildern der Ausstellung wieder auftauchen. „Das ist jetzt gut 50 Jahre her“, schmunzelt Walter Kohlhof, der frühere langjährige Zweite Vorsitzende des TV Würges. Ja, hier war er auch schon dabei.
Doch zurück zur Brandschutzerziehung. Sobald die Einsatzkräfte im Kindergarten erklärt haben, worauf es ankommt, dürfen die Jungen und Mädchen sich die Technik im Gerätehaus anschauen - und werden zum Schluss mit einem Feuerwehr-Auto zurück in den Kindergarten gebracht. „Spätestens dann ist das Eis gebrochen“, sagt Christoph Meuth. Sie sind begeistert von der Feuerwehr und wollen dabei sein.
Von klein auf in die Einsatzabteilung
Jugendfeuerwehrwartin Jennifer Borsch erzählt noch mehr: Vier junge Leute um die 20 sind aus der Gründungszeit der Kinderfeuerwehr für die Einsatzabteilung gewonnen worden. Ann-Kathrin Menke, Leon Preußer, Thomas Guth und Sam Herold sind nun aktive Feuerwehrleute. „Demnächst werden fünf, sechs weitere aus der Jugendfeuerwehr folgen.“ Was gut ist zur Verstärkung der Wehr ist im Moment ein kleines Problem für die Jugendabteilung: „Aktuell haben wir sieben“, sagt Jennifer Borsch. Mit anderen Worten: Hier könnten die Würgeser Nachwuchs gebrauchen. Wer sich dafür interessiert: In der Kinderfeuerwehr sind die Sechs- bis Zehnjährigen dabei, in der Jugendfeuerwehr die Zehn- bis 17-Jährigen. Informationen kann man unter E-Mail wehrfuehrer@Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! anfordern und einfach einmal im Gerätehaus vorbeischauen. „Die Freiwillige Feuerwehr ist unverzichtbar für das Rettungswesen unserer Gemeinde“, weiß Ortsvorsteher Georg Minde (CDU) und dankt allen, die der Wehr gut ausgebildeten Nachwuchs aus den eigenen Reihen ermöglichen. Bad Cambergs Erster Stadtrat Peter Bermbach, Stadtverordnetenvorsteherin Andrea Reusch-Demel (beide CDU) und Stadtbrandinspektor Richard Burbach heben ebenfalls den großen ehrenamtlichen Einsatz und das Engagement hervor.
Die Würgeser hatten schon früh erkannt, wie wichtig es ist, den Nachwuchs frühzeitig zu begeistern und zu binden. „Unsere 1970 gegründete Jugendfeuerwehr ist eine der ältesten im Kreis“, erzählt Christoph Meuth und erinnert an die Aktiven um Berthold Dasbach, die damals die Initialzündung gaben. Viele Anlässe also, um jetzt den Tag der offenen Tür groß zu begehen. Und im nächsten Jahr, so hoffen die Wehrleute, wird es wieder etwas Besonderes geben. Dann soll der neue Gerätewagen Logistik hinzukommen. Wenn es klappt, noch im Sommer. Das kann dann also wieder gefeiert werden.
Spätestens wenn die Kleinen mit dem Feuerwehrauto in den Kindergarten gefahren werden, ist die Begeisterung da.
Bild: Die künftigen Einsatzkräfte üben schon. Luca (ganz links) ist tatsächlich bereits in der Kinderfeuerwehr. FOTOS: Petra Hackert
Bild: Wehrführer Christoph Meuth und Jugendfeuerwehrwartin Jennifer Borsch in der Ausstellung „50 Jahre Jugend- und zehn Jahre Kinderfeuerwehr“. Beides wäre normalerweise 2020 gefeiert worden. FOTOS: Petra Hackert
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.