Limburg. Was tun, wenn die Schule brennt? Mit dieser Frage setzten sich die Limburger Jugendfeuerwehren bei ihrer gemeinsamen Großübung anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung auseinander. Rund 80 Teilnehmer waren damit beschäftigt, ein angenommenes Feuer in der PPC-Schule zu löschen ...
Bild: Zu Dritt war dieser Löschtrupp am Samstagnachmittag vor dem Schuleingang der PPC-Schule in Limburg aktiv - Foto: Koenig Johannes
Limburger Jugendfeuerwehren
Von JOHANNES KOENIG
Die Peter-Paul-Cahensly-Schule brennt – nur wenige Minuten nach der Alarmierung durch den Linterer Jugendfeuerwehrwart Tobias Laschet sind bereits die ersten Einsatzkräfte vor Ort. Alles in allem sind insgesamt zehn Feuerwehrfahrzeuge „zufällig“ in der Nähe. Denn an der Übung nehmen alle Limburger Jugendfeuerwehren teil.
Rund 80 Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren proben so den Ernstfall. Unter ihnen ist auch Philipp Böhm (16) aus Eschhofen. Zusammen mit Magnus Fluck (15) bildet er den Wassertrupp seiner Wehr: Mit dem Schlauch in der Hand geht es zum nächsten Hydranten. „Vorsicht, einen Schritt zurücktreten“, lautet die Anweisung, bevor ein Wasserstrahl aus dem geöffneten Ventil sprudelt. Dieses muss erst einmal durchgespült werden, damit kein Dreck in den Löschschlauch gelangt und ihn verstopft. Sobald Druck auf der Leitung ist, können die Angriffstrupps loslegen: „Immer drauf“ ist ihr Motto, und so wird die Fassade der PPC-Schule gleich von mehreren Wasserstrahlen eingedeckt. „Ganz realistisch ist das natürlich nicht“, räumt Übungsleiter Tobias Laschet ein. Denn im Ernstfall wird das Feuer punktuell bekämpft. „Das Dach hat jahrelang Wasser abgewiesen, das ist bei einem Brand dann auch nicht anders“, betont der Experte. Ein Beobachter würde bei einem tatsächlichen Feuer also nur geparkte Löschfahrzeuge und in das Schulgebäude reinlaufende Schläuche zu Gesicht bekommen. Das sei natürlich wenig fotogen, außerdem solle die Übung im Gebäude ja keine Wasserschäden verursachen. Wegen der aktiven Rauchmelder verzichten die Organisatoren außerdem auf den Einsatz von Nebelmaschinen, die den Qualm des Brands simulieren. „Atemschutzgeräteträger darf man ohnehin erst ab 18 werden“, ergänzt Laschet. Manche Jugendliche tragen daher Attrappen.
Philipp Böhm und Magnus Fluck schließen sich derweil einem zweiten Rettungstrupp an, der im Inneren noch nach Verletzten suchen soll. „Von unten kamen noch Hilferufe“, weist ihnen einer der Ausbilder den Weg. In einem Klassenzimmer kauert unter einem Fenster ein „Verletzter“, aufgrund eines gebrochenen Fußes kann er nicht selbst vor dem Feuer fliehen. Mit Hilfe einer Tragedecke wird er erst einmal nach draußen gebracht. Dort sehen die Regeln dann eine Umbettung auf ein „Spine-Board“ vor: Das starre „Wirbelsäulen-Brett“ soll den Körper stabilisieren, damit es beim Transport ins Krankenhaus nicht zu weiteren Verletzungen kommt.
Mit der erfolgreichen Bergung aller Verletzten ist die Übung nach rund einer halben Stunde auch schon wieder vorbei. Das Retten von Menschen habe zwar klar Vorrang, trotzdem gehe kein Trupp ohne Wasserschlauch in ein brennendes Gebäude, weist Laschet zum Abschluss noch auf einen weiteren Unterschied zwischen Übung und Realität hin. Denn die Gefahr, dass der Rauch in einem Zimmer plötzlich „durchzünde“ und dann unvermittelt eine Feuerwalze auf die Retter zukomme, wäre einfach zu groß. Tragbare Feuerlöscher richteten da auch nichts mehr aus. „Das ist aber Feuerwehrtaktik. Bei der Übung kommt es vor allem darauf an, dass die technischen Abläufe funktionieren.“
Entsprechend zufrieden waren alle Beteiligten mit dem Übungsverlauf. Danach kam es aber zu einem kleinem Malheur: Bei einem Wendemanöver blieb eines der Feuerwehrautos im nassen Gras zwischen PPC-Schule und Kreisturnhalle stecken. Es musste mit Hilfe eines Abschleppseils aus dem Morast gezogen werden.
111 Feuerwehr-Jugendliche
Der Mitgliederstand der Limburger Jugendfeuerwehren betrug zum 31. Dezember 2015 genau 111 Jugendliche, berichtete Stadtjugendfeuerwehrwart Holger Jung in der Jahreshauptversammlung der Jugendwehren am Samstag in Linter. Die Gruppe besteht aus 92 Jungen und 19 Mädchen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 374 Stunden an Unterweisung in Feuerwehrtechnik sowie 207 Stunden allgemeine Jugendarbeit geleistet. Dazu kamen noch Ausflüge, die Teilnahme am Zeltlager der Kreisjugendfeuerwehr sowie an Weiterbildungslehrgängen, sodass Jugendwarte und Betreuer im Jahr 2015 insgesamt 973 Stunden in die Jugendarbeit investierten. Zu den Aktivitäten der Jugendfeuerwehren gehörten auch wieder die Aktion „Saubere Landschaft“, der Kinderspieltag in der Altstadt, das Ostereierschießen und eine gemeinsame Übung mit der THW-Jugend. koe
Bild: Bevor es zur Brandbekämpfung ging, mussten erst einmal die Wasserschläuche ausgerollt und mit den Hydranten verbunden werden - Foto: Koenig Johannes
Bild: Auch die Rettung von Verletzten mit Hilfe einer Tragedecke wurde an dem Nachmittag in der PPC-Schule geübt - Foto: Koenig Johannes
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.
Interesse am Mitmachen bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Das kann bei uns JEDER, zumindest als Unterstützer im Feuerwehrverein und wer geistig und körperlich in der Lage und Willens ist, kann auch aktiv in einer Kinder- oder Jugendfeuerwehr, in einer Einsatzabteilung oder bei der Feuerwehrmusik mitmachen!
Mehr Infos auf www.steig-ein.info per Klick auf das nebenstehende Logo.