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20-Jähriger zündete bei nächtlichen Streifzügen Mülltonnen an
Bei drei solcher nächtlichen Streifzüge griff der 20-Jährige ein Dutzend Mal zum Feuerzeug und richtete einen Sachschaden von 50 000 Euro an.
Dabei kann er von Glück sagen, dass es nicht schlimmer kam. Nun verurteilte ihn das Jugendschöffengericht zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung und ordnete seine Unterbringung im Maßregelvollzug an.
Der Tatzeitraum erstreckte lag zwischen dem 7. November vorigen Jahres bis zum 15. Juni 2011. Wiederholt meldete die Polizei brennende Mülltonnen und die Feuerwehr rückte zum Löschen aus. Es brannte am Rossmarkt, in der Wallstraße, in einem Hinterhof der Galmerstraße, in der Weiersteinstraße, Schaumburger- und Diezer Straße, auch in der Bahnhofstraße.
Nicht immer blieb das Feuer auf Mülltonnen beschränkt. Allein in der Diezer Straße betrug der Sachschaden am Gebäude 24 000 Euro. In der Weiersteinstraße zersprang eine Fensterscheibe und ein Rollladen verschmorte. Sachschaden: 15 000 Euro.
Der 20-Jährige hat die Taten gestanden, mit Ausnahme eines brennenden Schuppens (Schaden 8650 Euro) in der Wallstraße. Damit habe er nichts zu tun, sagte er. Doch das glaubte ihm das Gericht nicht, zumal er am Brandort war, die Hausbewohner und die Feuerwehr verständigte. "Da in derselben Nacht ganz in der Nähe ein Müllbehälter brannte, gehen wir nicht davon aus, dass ausgerechnet in dieser Nacht zur gleichen Zeit ein zweiter Brandstifter unterwegs war", sagte der Vorsitzende Richter Ernst Haberstock.
An den Brandtagen hing er jeweils am Bahnhof bei Leuten aus der Obdachlosenszene herum, trank mit ihnen Alkohol und zündelte auf dem Nachhauseweg. "Das war wie ein Zwang", sagte er, der ab und zu auf das Eintreffen der Feuerwehr wartete. Als er von der Polizei festgenommen wurde, ergab eine Blutalkoholuntersuchung 1,35 Promille.
Nach der Festnahme ist der Brandstifter nach und nach geständig
Zum Motiv seines Handelns sagte der Angeklagte: "Es ging mir emotional und psychisch schlecht. Ich habe viele Probleme gehabt, so auch zu Hause." Sein Vater sei Alkoholiker, ein guter Freund gestorben. Mehrmals war er zur Entgiftung in Hadamar, wurde nach einem Suizidversuch in der Psychiatrie in Herborn behandelt.
Nach seiner Festnahme hatte er die Taten zunächst abgestritten, dann aber nach und nach eingeräumt. Bei seiner polizeilichen Vernehmung sagte er: "Wenn ich Alkohol getrunken habe, bin ich ein ganz anderer Mensch. Ich stelle mir vor, ich hätte eine Pistole und würde mich erschießen. Dann wäre ich lieber im Knast."
Heute, nachdem er schon ein halbes Jahr in der Klinik in Hadamar untergebracht ist, sieht er das anders. Ob er den Schaden wiedergutmachen kann, steht in den Sternen; denn bei ihm ist derzeit nichts zu holen.
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Dokument erstellt am 17.12.2011 um 15:32:02 Uhr